«Es braucht Kraft und Mut»

Ob im Studio oder vor Ort: Die TV-Moderatorin überlässt möglichst nichts dem Zufall. Eine spezielle Herausforderung erwartet sie nun bei ihrem Einsatz an der Fête des Vignerons.

Sie wartet am Empfang vom Schweizer Fernsehen. Die Haare locker zu einem Zopf geflochten, die Lippen in einem Rot geschminkt, das farblich wunderbar mit ihrem Sommerkleid korrespondiert. Interviews sind sozusagen das täglich Brot von Sabine Dahinden, «aber eigentlich stelle ich viel lieber Fragen, als Sachen zu beantworten», verrät sie mit einem Schmunzeln auf dem Weg zur SRF-Cafeteria.

Die «Schweiz aktuell»-Moderatorin steckt mitten in den Vorbereitungen zur Themenwoche aus Vevey, wo sie vom 15. bis 19. Juli täglich aus verschiedenen Weinbergen und von der Fête des Vignerons live berichten wird – dem grossen Volksfest, das nur alle 20 bis 25 Jahre stattfindet. Dafür werde sie durch die verschiedenen Weinbau-Regionen der Westschweiz reisen, erzählt sie bei einer Tasse Kaffee. Inklusive Rekognoszieren mit Weindegustation? «Das wäre super!» Die 50-Jährige lacht. «Aber nein, so etwas geht gar nicht. In ganz alten Fernsehzeiten wäre das wahrscheinlich noch so abgelaufen. Damals hatte man ja viel mehr Zeit für eine Reportage.»

Ob einen steilen Berg hochkraxeln, sich als Anhalterin auf der A1 mitnehmen oder sich mit einem Auto im See versenken lassen – Sabine Dahinden traut sich was. «Ich liebe die Herausforderung. Es fasziniert mich immer wieder aufs Neue, die Schweiz zu entdecken», erklärt sie. «Ich wage auch viel mehr, wenn ich weiss, dass ich das für unser Publikum mache. Streng ist es vor allem, immer wieder neue Themen zu finden. Zum Glück machen wir das alles im Team und motivieren uns gegenseitig.»

Aktuell liegt ihre Herausforderung in der französischen Sprache. «Es ist wie verhext: Ich habe so viele Jahre Französisch gelernt, aber diese Sprache zu reden, bleibt für uns Deutschschweizer einfach schwierig. Ich habe noch immer einen Knopf im Hals.» Also parliert sie mit ihrem westschweizer Mann Thierry Carrel (59) nicht en français? «Nein, aber mit meinen Schwiegereltern. Seitdem ich sie habe, fällt mir das Reden leichter, weil ich dank ihnen die Alltagssprache im Ohr habe», erzählt sie in ihrem unverkennbaren Urner Dialekt. Darauf angesprochen lacht sie und meint: «Den finden die Leute schön. Mir kommt es zugute, dass man das Heimatliche, Vertraute wieder mehr schätzt als früher», weiss sie. «Die verschiedenen Dialekte sind ja etwas, das zur Schweiz gehört. Wenn man die Ohren spitzt und das Hirn einschaltet, versteht man sich gegenseitig gut in unserem Land.»

Seit 1998 ist Sabine Dahinden bei «Schweiz aktuell», hat das Magazin seither wesentlich mitgeprägt. «Es ist schon so, das braucht immer wieder Kraft und Mut», sagt sie. «Einerseits bedauere ich, dass es keine ‹Schweiz aktuell›-Sommerserie mehr gibt, andererseits bin ich auch etwas entlastet. Es kann schon manchmal an die Substanz gehen.»

Ihr Lächeln, ihre roten Lippen und leuchtenden Augen sind ihr Markenzeichen. Ist sie auch ein glücklicher Mensch? Sabine Dahinden überlegt kurz, nimmt den letzten Schluck Kaffee. «Mein Ziel ist es, den Funken zum Publikum überspringen zu lassen. Jemandem etwas weitergeben, der vielleicht alleine zu Hause vor dem Fernseher sitzt. Bei allem Traurigen oder Schwierigen, das einem im Leben passiert – unterm Strich habe ich doch immer wieder Glück. Doch, ja, ich bin glücklich.»