Endlich zurück auf der Bühne!

Drei Jahre nach dem Schlaganfall tritt der Comedian wieder auf! Noch sind es kurze Shows, um sich wieder an die Bühne zu gewöhnen und Teile seines neuen Solo-Programms zu testen. Die GlücksPost begleitet ihn an einen solchen Anlass.

An einem Mittwochabend im zürcherischen Birmensdorf. Gleich beginnt in einem lokalen Club die «Comedy Night», an der verschiedene Comedians auftreten. Mikrofone werden getestet, es gibt noch etwas zu essen für die Künstler, dann geht es in die Garderobe zum Zurechtmachen – und los!

Unter den fünf Acts ist Guy Landolt (55). Der Zürcher hatte vor drei Jahren einen Schlaganfall gehabt, der ihn völlig aus der Bahn warf. Gehen, sehen, sprechen, schreiben – alles musste er neu lernen. Als die GlücksPost ihn vor rund einem Jahr besuchte, war er noch voll mit seinem Reha-Programm beschäftigt. Doch bereits da war für ihn klar: Er will zurück auf die Bühne. «Das ist mein Leben, das, was ich kenne und kann.»

Und nun steht er hier und unterhält das Publikum mit Anekdoten aus seinem Leben als Behinderter – so kündigt ihn Moderator Claudio Zuccolini (48) ironisch an. Wer am meisten darüber lachen kann, ist Guy selbst.

Es ist bereits die zehnte Show dieser Art, die Guy in diesem Jahr  mit anderen Comedians bestreitet. So beschränkt sich seine Auftrittsdauer auf zwei Mal zehn Minuten. Das ist genau richtig, denn das Sprechen ist anstrengend und macht ihn hundemüde. 

Es gehe zwar immer noch aufwärts. «Doch es sind nicht mehr die grossen Fortschritte wie am Anfang.» Trotzdem gibt es immer wieder Überraschungen: «Letzthin merkte ich, wie ich plötzlich die Treppen herunterrannte», erzählt Guy freudestrahlend. «Bis dahin habe ich die Stufen immer etwas ängstlich genommen.»

Während er auf der Bühne ist, steht versteckt ein iPad an der Seite – damit er den Text nicht vergisst. «Das ist neben dem Sprechen immer noch meine grösste Schwierigkeit: Sachen merken. Momentan brauche ich einen Spick. Mit mehr Übung wird das hoffentlich wegfallen.»

Die Routine hilft sicher auch bei der Nervosität, die sich auf den ganzen Körper auswirkt – die Sprache, die Mimik, die Bewegung. «Es ist immer noch ungewohnt, wieder auf der Bühne zu stehen.» Er brauche jeweils ein, zwei Minuten, bis er sich beruhigt habe. «Oder einen Lacher vom Publikum – da setzt eine riesige Erleichterung ein, und ich kann entspannt weitermachen.»

An diesem Abend gibt es keine Aussetzer, Guy zieht sein Programm durch, immer ein breites Grinsen auf dem Gesicht. Die Aussprache ist noch etwas schleppend. Doch er kommt an beim Publikum. «Applaus tut einfach gut», sagt er nach der Show. «Doch morgen werde ich nudelfertig sein. Nach einer solchen Show brauche ich zwei Tage Erholung.»

Seit dem Schlaganfall begegnen ihm manche Leute anders – wohlwollender. «Vielleicht ist das Mitleid. Viele bewundern aber einfach, dass ich es trotz allem versuche.» Vorhin auf der Bühne meinte er scherzend: «Viele Menschen mit Handicaps möchten kein Mitleid. Ich bin da nicht so wählerisch. Ich nehme Mitleids-Applaus, Mitleids-Sex – alles.»

Guys ehrgeiziges Ziel: Im Herbst soll die Premiere seines neuen Solostücks «Schlagfertig» stattfinden. Die Abende der folgenden Tour muss er dann allein schaffen (Infos zu Premiere und aktuellen Auftritten: www.guylandolt.ch).

Im Sommer verabschiedet er sich für ein paar Wochen: Er will mit dem Velo nach Hamburg fahren. «Unterwegs kann ich perfekt meinen Text lernen.» Er will ja an seinem grossen Tag parat sein.