Endlich in ihrem Leben angekommen

Sich immer wieder neu erfinden ist das Motto der Regisseurin und Schauspielerin. Doch momentan stimmt alles: Sie kann sich ihre Arbeit aussuchen und hat privat das Glück gefunden.

Als die GlücksPost Bettina Dieterle in ihrem «zweiten Zuhause» in Wädenswil besucht, steckt sie mitten in den Endproben ihrer neusten Inszenierung. Zusammen mit den Darstellern gibt die Regisseurin «Polizeiruf 117» den letzten Schliff. Dieterle hat aus dem Erfolgsstück, in dem sie selbst während drei Jahren in Zürich auf der Bühne stand, eine Basler Version gemacht. Am 19. Oktober ist Premiere im Theater Scala (siehe Box). Zur Crew gehört auch die ehemalige «Glanz & Gloria»-Moderatorin Annina Frey (37). Wenige Monate nach ihrem Abschied vom TV steht sie erstmals auf der Bühne. «Ich habe zwar die Schauspielschule gemacht, bin dann aber gleich zum Fernsehen.» Sie freut sich sehr, dass sie diese Chance erhält. Und ist auch etwas nervös. «Schauspiel, gerade eine Komödie, ist schon etwas anderes, als moderieren oder modeln.»

«Polizeiruf 117» ist nur eines von unzähligen Projekten, an denen Bettina Dieterle zurzeit arbeitet. Für die Operettenbühne Hombrechtikon inszenierte sie diesen Sommer den «Vogelhändler», der am Wochenende seine Dernière feierte. Für 2019 sind weitere Operetten sowie ein Musical geplant – ebenfalls unter ihrer Leitung. Sie ist beflügelt von ihrer Arbeit, geniesst es, machen zu können, was sie will. «50 ist eine total gute Zeit im Leben. Man ist ruhiger, gelassener, man weiss, was man kann», sagt die 53-Jährige. Sie hat vieles ausprobiert: tourte im Ensemble als Mitbegründerin der Acapickels, stand zehn Jahre auf der Bühne des Opernhauses, war am TV in Serien wie «Mannezimmer» und «Flamingo» zu sehen, schrieb Bühnenprogramme für andere Komödianten oder Gags im Angestelltenverhältnis beim Schweizer Fernsehen. Das alles fand sie spannend und inspirierend, brachte sie aber zum Fazit: «Ich muss frei sein, mein eigenes Ding tun.»

Durch die Regiearbeit hinter den Kulissen geriet sie etwas aus dem Fokus der Öffentlichkeit. Bis sie von Beat Schlatter und Pascal Ulli für «Polizeiruf 117» und den Nachfolger «Die Bankräuber» angefragt wurde. «Ich habe nicht damit gerechnet, wieder auf der Bühne zu stehen», gesteht sie. «Es sind kleine, aber tolle Rollen.»

Die grosse Rolle schrieb sie sich nun selbst auf den Leib: ihr erstes Solo-Programm «SuffragettenBlues», das sie im März uraufführte. «Heute sind wir in einer Zeit, in der man wieder kritisch und politisch sein soll», sagt sie, die in ihrer Jugend mit Vorliebe an Demonstrationen ging und ihre Freude an der Punkmusik bis heute nicht verloren hat. Sie liebt die Zeitlosigkeit ihres Stücks: «Ich kann und muss es stets adaptieren, wenn sich etwas ereignet. So bleibt es in konstantem Wandel.»

Ihr schärfster Kritiker ist Lebenspartner Luciano Marinello (54). Seit sechs Jahren sind die beiden ein Paar. Auch er trägt seinen Teil dazu bei, dass sich Dieterle mit 53 wohlfühlt wie nie. Es ist eine Liebesgeschichte, die aus dem Theater stammen könnte: Eine Freundin wollte sie verkuppeln. Sie sträubten sich, hatten sie doch beide gerade eine längere Beziehung hinter sich und fanden, es ginge besser ohne Partner. «Wir wussten, dass wir uns an einem bestimmten Abend begegnen sollten, einer Premiere der gemeinsamen Freundin.» Dem schlugen Luciano und Bettina ein Schnippchen und verabredeten sich vorher. Völlig unerwartet war es dann Liebe auf den ersten Blick. «Unsere Verkupplerin erschrak, als sie uns das erste Mal zusammen sah. Es war ihr richtig unheimlich, wie verknallt wir waren.» Bettina lacht ihr lautes Lachen, das von irgendwo ganz tief in ihr drin zu kommen scheint.

Marinello, ehemaliger Inhaber der gleichnamigen Lebensmittelläden, beschäftigt sich seit dem Verkauf seiner Geschäfte mit vielerlei Dingen. Er macht Musik, arbeitet zuweilen auf dem Bauernhof eines Freundes, der auf einer Alp Schafe züchtet. «Ich liebe das Heuen da oben», schwärmt Betty, wie sie von Freunden und Bekannten genannt wird. «Wenn wir nach getaner Arbeit draussen sitzen und in die Berge blicken, müde, aber glücklich, das Heu im Schober, sind das schon sehr schöne Momente. Mehr Glück geht kaum.»

Polizeiruf 117

Die Mundartkomödie von Beat Schlatter und Stephan Pörtner war in Zürich ein Grosserfolg. Bettina Dieterle adaptiert das Stück um einen Hauptwachtmeister, der in die Bredouille gerät, für das Basler Publikum. «Prominente Basler liehen uns ihre Stimmen und Gags wurden auf die Basler Szene zugeschnitten.» Infos/Tickets für «Polizeiruf 117» und «SuffragettenBlues» gibt es unter www.bettinadieterle.ch