Elke bringt Leben auf seinen Hof!

Bauer Ueli «Ulrich» strahlt übers ganze Gesicht: Seine Liebste aus Deutschland ist zu Besuch. Mit einem Mal ist der einsame Hof voller Betrieb. Doch noch verhindert Elkes Augenkrankheit das Glück zu zweit.

Elke (68) steht in Uelis (65) uralter Küche. Im sonst so dunklen, kalten Raum ist es plötzlich warm und hell. Elke hat den Feuerofen geschürt, rührt im Topf, schickt Ueli Zutaten holen. «Elke, hast du genug Nudeln? Öppis isch da im Schrank inne», sagt Ueli vom Hochdeutsch in seinen Emmentaler Dialekt wechselnd. Sie verstehe ihn schon, erklärt er. Er denke halt nicht immer daran, Hochdeutsch zu reden. «Sie sagt es, wenn sie es nicht versteht.»

Uelis Hof ist nicht mehr derselbe, wenn Elke da ist. Laute Stimmen, Gelächter und Geschirrklappern: Ein Filmteam von RTL ist da, um für Ostern eine Spezialfolge von «Bauer sucht Frau» zu drehen. Eine ganze Woche lang dauerten die Dreharbeiten über Elke und Ueli, das beliebteste Paar der Sendung.

In 15 Minuten hat Elke eine Mahlzeit für neun Personen auf den Tisch gezaubert. Gläser und Besteck sind für alle da – dank Elke, die die Sachen mitgebracht hat, zusammen mit Vorratsbehältern und Kleidern für Ueli. «Ich werde höchstens 20 Prozent der Sachen, die ich hergebracht habe, wieder mitnehmen», stellt sie lachend fest.

Elke lacht immer. Auch Ueli schmunzelt, ist übermütig, klopft Sprüche – zögerlich und fein, wie es halt so seine Art ist. Beim Fotografieren geben sie sich leidenschaftliche Küsse. «Einen Feuerlöscher hätte ich da, wenn es zu heiss wird», scherzt Ueli. «Potzheilandtonner, jetzt brönnt es denn im Ämmital. E Chalberei isch das!» Und immer staunt er seine Freundin mit unverhohlenem Stolz an.

«Dass ich bei der Sendung gelandet bin, da ist meine Tochter daran schuld», erzählt Elke beim Essen. «An dem Sonntag, an dem die Bauern am Fernsehen vorgestellt wurden, dachte ich: ‹Na, der Ulrich, der sitzt zwar traurig da, aber der hat den Schalk im Nacken.› Später rief meine Tochter an und sagte, sie hätte mich angemeldet – für Ulrich! So kam das.»

Elkes zwei Söhne und einer ihrer drei Enkel wohnen im gleichen Dorf wie sie bei Brandenburg (D), die Tochter und deren zwei Kinder etwas weiter weg. Ueli hat die ganze Familie schon kennengelernt. Auch die «Kupplerin»: Sie findet immer noch, sie habe mit Ueli die richtige Wahl getroffen. «Mein Enkel fragte einmal: ‹Ulrich, wenn du jetzt meine Oma heiratest, bist du dann mein Opa?›», berichtet Elke. «Wir haben uns fast weggeschmissen vor Lachen!»

Für die quirlige Rentnerin ist die Stille von Uelis Hof etwas Neues. «Diese Einsamkeit kenne ich von zu Hause nicht», gesteht sie. «Dreimal die Woche mache ich Sport, dann unternehme ich etwas mit meiner Freundin. Und meine Kinder sind gleich um die Ecke. Ich mag es schon, wenn es ruhig ist, aber ich brauche schon ein bisschen Trubel.»

In Uelis Einöde zu ziehen, ist zurzeit leider aus gesundheitlichen Gründen kein Thema. Wie sich vor Kurzem herausgestellt hat, muss Elke regelmässig zum Arzt, da sie wegen ihrer Augenkrankheit Spritzen braucht. «Tue ich das nicht, werde ich blind.» Das Problem ist, dass sie in der Schweiz niemanden hat, der sie ständig zum Augenarzt fahren könnte, daheim ist alles in Gehdistanz. Doch Ueli hat keinen Fahrausweis, Elke kann wegen der Augenkrankheit nicht selbst fahren. Seinen Hof zu verlassen, kann Ueli sich im Moment nicht vorstellen. «Wir müssen abwarten, irgendwann gibt es eine Lösung», sagt Elke. Bis es so weit ist, bleibt den beiden nichts anderes übrig, als hin- und herzureisen. «Es gibt immer Angebote von der Bahn oder so, die muss man nutzen. Wir sehen uns genug, und sonst halten wir Kontakt übers Telefon.»

Für Ueli wie für Elke ist klar: Dies ist kein Flirt. «Wenn man jetzt noch etwas anfängt, dann richtig. Jetzt heisst es, aufeinander eingehen und Geduld haben», meint Elke. Ueli ergänzt: «Wir sagen einander die Wahrheit und behandeln uns gegenseitig mit ­Respekt. Entweder geht das jetzt hier, oder dann lass’ ich es. Ewiges Üben ist nicht mein Ding.»