Einsamer Krebs-Tod im Altersheim

Sie war die Seele des «Traumschiffs». Zuletzt konnte die ­Schauspielerin nicht mehr in ihrer Wohnung leben, war auf ­intensive Pflege angewiesen. Dabei hatte sie so sehr auf ­Genesung gehofft – sogar einen dubiosen Heiler engagiert!

Sie hat gekämpft − doch die Krankheit war stärker als sie. «Traumschiff»-Legende Heide Keller ist im Alter von 81 Jahren gestorben. Sie mimte 36 Jahre lang − bis 2018 − die Chefhostess Beatrice. So lange verkörperte noch keine Schauspielerin eine vergleichbare Serienrolle.

Die Darstellerin, die zwei Eigentumswohnungen besass, hatte an einer seltenen Form von Leukämie gelitten. Jahrelang. Schon vor mehreren Wochen war Heide Keller ins Krankenhaus gebracht worden. Von dort kam sie laut «Bunte» direkt in eine luxuriöse Seniorenresidenz, wo sie gepflegt und in den Tod begleitet wurde. Sie hatte sich zuletzt sehr einsam gefühlt, konnte kaum noch Bekannte treffen. Sie wollte auch nicht, dass man sie in ihrem Zustand noch sah. Es war ihr permanent übel, und sie musste sich übergeben. Wie «Bild» berichtet, erhielt sie zur Behandlung ein in Deutschland nicht zugelassenes, teures Medikament aus den USA. Ein Bekannter: «Sie litt aufgrund der Nebenwirkungen Höllenqualen, konnte kaum mehr Essen aufnehmen und machte seit einem Jahr eine Chemotherapie.»

In ihrer Verzweiflung wandte sie sich zuletzt an einen Heiler, der sie kräftig ausnutzte. Besonders finanziell. Sie hat an ihn geglaubt, war sie doch sehr esoterisch veranlagt und beschäftigte sich mit Astrologie, Handlinien­lesen und Numerologie.

Über den Tod sprach Heide Keller selten, sagte dazu: «Mir gelingt es halbwegs, Gedanken rund um den Tod zu verdrängen. Ich setze mich nicht gern damit auseinander, habe eine gewisse Scheu davor. Vielleicht ist das falsch, aber es ist eben so.» Sie habe das Notwendigste vorbereitet. «Ich habe eine Patientenverfügung und habe schon eine grosse Liste mit Schmuckstücken angefertigt, die an meine Lieben verteilt werden.» Obwohl: Sie hatte nur noch wenig Verwandtschaft. Einen Stiefbruder, eine Stiefschwester und einen Neffen. Angeblich wünschte sie sich eine Seebestattung, wird aber wohl auf dem Friedhof Bonn-­Muffendorf beerdigt.

In der Liebe hatte sie Pech. ­Beide Ehen, mit den Kollegen Thomas Härtner (80) und Hans von Borsody († 84), hielten nur jeweils drei Jahre. Von einem Ex-Freund ist bekannt, dass er sich aus dem Fenster gestürzt hatte. Viele Jahre lebte sie als Single. «Wenn ich mir vorstelle, dass in meiner Wohnung einer im Bademantel herumschlurft − schrecklich! Ich habe mich an die Bequemlichkeit des Alleinseins gewöhnt und möchte endlich mal durchatmen und das Gefühl geniessen, dass ich gar nichts mehr muss.» Keller blieb kinderlos. Ein Lichtblick war ein einjähriger Junge aus der Nachbarschaft, der sie manchmal mit seiner Mama besuchte. Er habe ihr unglaublich gutgetan. Der Bekannte: «Der lag dann im Schoss von Heide, griff nach ihren Händen – und sie weinte.»

Den letzten Besuch erhielt Heide Keller von «Traumschiff»-Kollege Horst Naumann (95). «Ich war einen Tag vor ihrem Tod noch bei ihr. Es war sehr bewegend. Vielleicht hat sie auf mich gewartet, bevor sie gegangen ist.»