Ein schmuckes Anhängsel? Von wegen!

Als Freundin eines Fussballspielers wird sie oft mit bösen Vorurteilen konfrontiert – was sie ärgert. Denn die neue «Glanz & Gloria»-Frau hat einiges auf dem Kasten!

Top gestylt ist sie, von den gemusterten Strümpfen über den Mini bis zum perfekt geschminkten Gesicht. Nur die markante Brille bricht das Bild ein bisschen. Doch wer nur aufs Äussere und nicht dahinterschaut, unterschätzt Jennifer Bosshard. Dazu später mehr, lieber redet sie nun über das, was sie bald regelmässig tut, aber eigentlich nie wollte: vor der Kamera stehen.

Deshalb sagte die 24-jährige Baslerin zuerst Nein, als man sie fragte, ob sie sich nicht um die «Glanz & Gloria»-Nachfolge von Annina Frey (37) bewerben wolle. Als das Stellenprofil aber ausformuliert ist (explizit gefordert: journalistisches Arbeiten), nimmt sie am Casting teil. «Wenn das Leben so eine Tür öffnet und sagt, ‹da hesch du dr Fünfer und s Weggli›, muss man die Chance ergreifen.»

Am 7. Mai feiert sie ihr Moderationsdebüt, an ihrem Geburtstag. Ein Zufall, kein Geschenk. «Davor werde ich mit den Nerven wohl
irgendwo da sein», sie deutet in die Luft. Dann kommen Frank Sinatra und sein «That’s Life» zum Einsatz und werden sie erden, wie so oft. «Der Song verleiht allem eine ungemeine Leichtigkeit.»

Auch das «G & G»-Team weiss Bosshard hinter sich, das vereinfache den Einstand, sehr sogar. «Ich musste weinen», erzählt sie mit entwaffnender Offenheit, «alle standen auf und jubelten, als ich mitteilte, dass ich den Zuschlag für den Job erhalten hatte.» Doch wie kommt sie wohl beim Publikum an? «Fehlende Akzeptanz durch die Zuschauer würde mich sehr schmerzen. Annina war elf Jahre am Bildschirm, hatte ihr Publikum. Und dann plötzlich ich.» Sie, Jenny, mit ihrer herzlichen Art, gerade noch Praktikantin beim TV-People-Magazin, nun selber prominent. Irgendwie.

Das wird ihr Leben verändern. Sie nickt. «Ich habe das von hinten bis vorne durchgespielt, mit dem Freund, der Familie, es betrifft irgendwo alle.» Das Interesse an ihrer Person verdrängt sie. Nicht einfach, wenn Autogrammwünsche eintreffen, noch bevor sie am Fernsehen zu sehen ist. «Schon seltsam.»

Und umgekehrt, was für Menschen interessieren eine Frau wie sie? «Egal, ob Sportler, Politikerin oder Musiker, mein Fokus liegt auf der Persönlichkeit.» Als Wunschgegenüber nennt sie Michèle Roten, eine Berufskollegin. «Sie ist meine Jugendheldin und eine Ikone in Sachen Schreibstil. Ich mag starke, unabhängige Frauen, von denen man sich eine Scheibe abschneiden kann.» Wie Michelle Obama. «Sie strahlt Grösse aus», präzisiert Jennifer Bosshard in ihrer ruhigen Art, «ist so souverän.»

Diese Ruhe verliert sie, wenn jemand den Ausdruck «Spielerfrau» ins Feld führt: Ihr Freund Pascal kickt beim FC Luzern. Wer sie als schmuckes Anhängsel abtun will, erhält die rote Karte? «Ja. Schwierig. Degradierend. Unreflektiert.» Sicher, viele würden den Ausdruck in einem Kontext benutzen, in dem es nicht böse gemeint sei. «Trotzdem …» Sie verwirft die Hände.

Vom medienerfahrenen Freund kann sie nun profitieren. Mal sei der wegen eines Goals der Held, kurze Zeit später der grösste Clown, weil er etwas vergeigt habe. «In alle Himmel gelobt, zum Teufel gejagt. Dieser Diskrepanz kann man nur mit der absoluten Gelassenheit entgegenstehen, wie Pascal sie sich angeeignet hat, sonst fährt man permanent Achterbahn.»

Zurück zum Anfang, zu ihrer Erscheinung. «Ich werde oft auf Äusserlichkeiten reduziert», sagt sie und seufzt, «muss immer wieder hinstehen und beweisen, dass ich etwas kann, nicht nur blond bin.» Zu nahe lasse sie sich das aber nicht gehen. «Wer sich einen Kopf darüber macht, was andere über einen denken, blockiert sich selbst.»

Eine mentale Blockade haben wohl eher die Motzer: Jennifer Bosshard hat einen Bachelor in Geschichte und Deutsch, sie schrieb für den Kulturteil der «BaZ» oder für die «Annabelle». Sie habe gern studiert, es sei eine schöne, gemächliche Welt, doch weit weg vom Leben. «Ich war immer eine, die machen muss. Unabhängigkeit ist mir wichtig.» Anhängsel – von wegen!