Ein Lichtblick nach der grossen Trauer

Nach dem Tod ihrer geliebten Hündin war die Schauspielerin tief erschüttert. Plötzlich war sie einsam, denn zu Menschen hat sie wenig Kontakt. Doch jetzt schenkt ihr ein neuer Vierbeiner Glück und Lebensfreude.

Dunkle Tage der Einsamkeit und Depression liegen hinter ihr: Der Tod ihrer Hündin «La Toya» im Spätsommer hat Ursula Schaeppi (79) tief getroffen. Doch jetzt kann die Schauspielerin wieder lachen! Sie hat einen neuen Lebensgefährten bekommen: Thilo, ein Shih Tzu – eine Hunderasse aus Tibet. «Als das eine Freundin hörte, die eben in Indien war, sagte sie: ‹Das ist Karma, das Hundi wird dir guttun!› Und ja, wie recht sie hat, ich bin wieder sehr glücklich.»

Den sechsjährigen Rüden bekam sie von Tierschützerin Susy Utzinger. Sie sei so ein Schnügel, schwärmt die Schauspielerin von Thilo. «Oh», korrigiert sie sich sofort, «sie ist ja ein Er. Nach so vielen Jahren mit einer Hündin muss ich mich erst umgewöhnen. Aber das wird sehr schnell gehen. Thilo ist mir schon jetzt ans Herz gewachsen.» Zum Dank schenkt sie Susy Utzinger eine Puppenstube mit kleinen Clowns für eine Versteigerung der «Susy Utzinger Stiftung für Tierschutz». «Die ‹Glöönli› sind ein Stück meiner Kindheit, die ich weggebe», meint Ursula Schaeppi. «Ein bisschen blutet mein Herz schon – vielleicht ein, zwei Tröpfli.» Die schönsten Geschenke seien doch meistens diejenigen, die man am liebsten selber behalten würde, erklärt sie ihre Philosophie. Für sie war Thilo ihr schönstes Geschenk seit langem.

Es waren harte Wochen seit Hündin Toya, ein West Highland White Terrier, starb. «Nach ihrem Tod nach 18 Jahren Zusammenleben fühlte ich mich sehr traurig und auch sehr einsam. Nach der Trauerzeit suchte ich im Internet nach einem neuen Hund. Da ich nicht mehr die Jüngste bin, wollte ich keinen Welpen.» Es sollte ein kleines Hündli sein, das noch mindestens zehn Jahre lebt. «Ich denke schon, dass auch ich die nächsten zehn Jahre noch überstehen werde», meint sie optimistisch. «Ich bin gesund und fühle mich fit, vor allem jetzt, da ich mit Thilo wieder meine täglichen, einstündigen Spaziergänge auf der Halbinsel Au absolviere.»

Ursula Schaeppi und der kleine «Schnuderi», wie sie Thilo bezeichnet, haben sich innert Kürze aneinander gewöhnt. Spitze Juchzer und Entzückensschreie erfüllen die Wohnung, als der Vierbeiner an Stoffpuppen herumkaut und versucht, einem Stofftier den Schwanz abzureissen. «Er ist ein sehr verspielter, ganz sensibler,
irrsinnig lieber Hund», beschreibt sie ihren neuen Wegbegleiter. «Und der kleine Kerl mag auch laufen und hat viel Power, das vor allem hält mich fit.» Mit Toya habe sie in den letzten zwei Jahren langsam gehen, am Schluss sogar schleichen müssen.

In der ganzen Wohnung hängen Clowns an den Wänden, Clownfiguren in jeder Ecke. «Schauspieler und Clowns sind seelenverwandt», erklärt Ursula Schaeppi, die einstige Eva Chifler aus der TV-Erfolgssendung «Traumpaar». «Beide haben eine empfindsame Seele, sind oft traurig, ja sogar depressiv, obwohl sie die Menschen zum Lachen bringen.» Seit sie mal in einem Interview gesagt habe, dass sie Clowns sammle, habe man ihr bei ihren Premieren immer wieder welche zum Geschenk gemacht. «Lachen und weinen, Komik und Tragik sind Geschwister, die sich liebevoll umarmen. Über einen Clown, der zum Beispiel über die berühmte Banane stolpert, lachen wir. Wieso eigentlich? Wenn wir über einen Tollpatsch lachen, ist der traurig und fühlt sich gekränkt.»

Dass sie und ihr ehemaliger TV-Partner Walter Andreas Müller (WAM alias «Adam Chifler») nach dem kürzlichen Tod von Ines Torelli († 88) «die letzten Mohikaner» der alten Schauspielergarde seien, stimme sie traurig. «Ich habe kaum mehr Kontakt mit Leuten. Vielleicht zog ich mich auch zu fest zurück. Ich wollte auch nicht mehr unter die Menschen, obwohl ich noch oft auf der Strasse angesprochen werde.» Die meisten würden ihr erzählen, wie viel Freude sie ihnen mit ihren Auftritten, etwa damals als «Goof der Nation», bereitet habe.

«Mir fehlt mein Beruf», seufzt sie. «Ich würde gerne wieder auf die Bühne. Oder auch ins Fernsehen. Ich bin schon längst im Mutter/Grossmutter-Fach», ergänzt Schaeppi, die im nächsten Juni 80 wird, und lächelt. Vielleicht hätten sie die zuständigen Leute auch vergessen. Mit Lesungen in Altersheimen schafft sie sich wenigstens eigene kleine Bühnen – mit dem «Kleinen Prinz» von Antoine de Saint-Exupéry oder mit Herbst- und Frühlingsgeschichten. «In meiner Seele», sagt sie, «bin ich ein ewiges Kind geblieben.» Dabei zitiert sie den deutschen Schriftsteller Erich Kästner: «Nur wer erwachsen wird und ein Kind bleibt, ist ein Mensch.»