Ein grosser Träumer auf seinem Weg

Sei es mit seiner Kleidung, seinen unkonventionellen Projekten oder seinem Hang zum Philosophieren: Der Zürcher Musiker fällt gerne auf und ist ein Unikum mit vielen überraschenden Seiten.

Die älteren Generationen kennen Dominik Jud alias Dodo noch von der TV3-Reality-­Reihe «Expedition Robinson». Mit seinen langen Rastalocken und den philosophischen Sprüchen stach er 1999 aus der Reihe der Kandidatinnen und Kandidaten heraus, die das Inselabenteuer – eine Art «Big Brother» in der Wildnis – gewinnen wollten. Dieser TV-Auftritt brachte Dodo und seiner Band einen Plattenvertrag ein, der jedoch nach dem ersten Album bereits wieder aufgelöst wurde. Damals jobbte Dodo tagsüber und sass nachts am Mischpult – eine harte Zeit, in welcher er lernte, dass man sich als Musiker zuerst eine Basis aufbauen muss.Dodo ist wieder da. Schon lange eigentlich. Er hat seit 2009 regelmässig Alben auf den Markt gebracht, darunter das laut eigenen Angaben erste Mundart-Reggae-Album. Sein Song «Hippie-Bus» wurde 2015 zu einem Sommerhit. Was viele nicht wissen: Der 44-Jährige ist Produzent von erfolgreichen Schweizer Acts wie Steffe la Cheffe oder Lo & Leduc.

Dodo trägt heute keine Rastas mehr, sondern feine Anzüge mit passenden Hüten. «Das Leben ist zu kurz, um sich schlecht anzuziehen», findet er. «Man kann immer mehr geben. Das gilt nicht nur für Kleider, aber die sieht man halt gleich. Und ich fühle mich so wohler.» Wir treffen den Musiker in einer Abstellhalle in Zürich-Altstetten, in der sein zum Aufnahmestudio umgebauter Schiffscontainer untergebracht ist. Damit wollte Dodo letztes Jahr eigentlich die Welt und vor allem sein Geburtsland in Afrika bereisen, dabei sein neues Album aufnehmen. «Als wir mit unserem Projekt an die Öffentlichkeit treten wollten, kam uns Corona zuvor, und der Bundesrat rief den ersten Lockdown aus», sagt Dodo. So entschied er sich zu einer Reise über die Schweizer Pässe, denn die seien ja im Nebelmeer der Berge wie Häfen am Meer. Entstanden ist das Album «Pass», das am 12. Februar erscheint.

Schon die ursprünglich geplante Container-Weltreise ist eigentlich aus einer Notsituation entstanden: «Vor drei Jahren wurde das Haus, in dem ich wohnte und mein Studio hatte, abgerissen.» Damit hatte Dodo auf einen Schlag weder Wohnung noch Studio und entschied sich, eine Weile auf den Sofas seiner Freunde zu übernachten. Dabei reifte der Traum, zu reisen und gleichzeitig aufzunehmen. «Ich musste entscheiden, was ich aus der Krise machen soll. Einfach weiter wie bisher, oder ist es ein Zeichen, dass eine Veränderung ansteht?» Er wählte den Aufbruch. «Buddha sagt: Der Weg ist das Ziel. Ich sage: Der Umweg ist das Ziel.» Wenn eine Tür zugehe, öffne sich eine an­dere. «Ich bin froh, kann ich vorleben, dass dieses Sprichwort stimmt. Es geht.»

Auf seinem Weg sei er schon oft belächelt worden, sinniert Dodo. «Viele verstehen es nicht, wenn du von deinen Träumen erzählst.» Deshalb ist er überzeugt: «Wenn du etwas Grosses machen willst, behalte es so lange für dich, bis du dir sicher bist, dass du stark genug bist, es durchzuziehen». Zu viele Menschen würden einem sonst einreden, dass man es nicht schaffen könne und verunsicherten einen damit.

Mit dem vorläufigen Ende des Container-Projekts – die Schiffsreise ist noch nicht aus seinen Plänen gestrichen – fängt ein neuer Traum an, Wirklichkeit zu werden: das Künstlerhaus. Dodo hat ein leer stehendes Objekt gefunden. «Wir sind sieben Parteien, die gemeinsam an diesem Traum ‹Künstlerhaus› arbeiten», erklärt er. «Wenn mehrere Leute zusammenkommen, entsteht mehr, als wenn jeder vor sich ‹hinchüechlet›. Dann entsteht Magie.» Deshalb freut er sich auch auf die Musiksendung «Sing meinen Song – das Schweizer Tauschkonzert». «Das ist eines der besten Fernsehformate für Künstlerinnen und Künstler!»