Enge Freunde: In der Nacht vor seinem Tod waren Udo und Billy noch unterwegs. Billy: «Er hatte noch so viele Pläne und freute sich aufs neue Haus.»
Udo Jürgens (†)
Ein Abschiedslied von seinem Freund Billy
Musikalisch versucht der Chauffeur und enge Vertraute des Sängers, über dessen Tod hinwegzukommen. Er war bis zuletzt bei ihm, hielt ihn in den Armen, als er starb.
Das Lied ist eine Hommage an einen lieben Freund, den grossen Udo Jürgens (†80). 30 Jahre lang kannten sie sich. «Sein Leben bleibt in mir bewahrt und begleitet mich Tag für Tag», singt Billy Todzo (66). Er war sein Vertrauter und Chauffeur – und bei ihm an seinem Todestag, dem 21. Dezember 2014 in Gottlieben TG, seinem letzten Wohnort.
«Udo ist in meinen Armen an Herzversagen gestorben», erzählt der Schweizer mit ghanaischen Wurzeln traurig. Am Morgen jenes Wintertages habe er Udo kurz vor Mittag abholen wollen. «Er war total gestylt und sah sehr sportlich aus. Deshalb sagte ich spontan: ‹Du siehst super aus.› Erfreut antwortete Udo: ‹Du bist sehr gut zu mir, Billy!› Und umarmte mich. Das tat er immer, wenn er etwas Nettes zu mir sagte.»
Udo Jürgens wollte unbedingt zum Italiener frühstücken gehen. Billy: «Wir haben wunderbar gegessen, Spiegeleier, Speck mit allem Drum und Dran. Dann sagte er: ‹Ich fühle mich gut, lass uns noch einen Drink nehmen.› Ich staunte: ‹So früh am Morgen? Wir müssen noch Sachen ins neue Haus nach Meilen bringen.› Er meinte: ‹Auch das noch?› Wir einigten uns auf ein Bier, das ich mit ihm teilte.» Das sonnige und kalte Wetter animierte Udo, am See entlangzuspazieren. Aber er wollte noch zurück ins Haus zum Zähneputzen.
Billy atmet tief. «Wir sind dann losgelaufen, ich voraus. In diesem Moment höre ich seine Stimme hinter mir, die sehr seltsam klang. Gepresst sagte er meinen Namen. ‹Billyyyy›. Ich drehe mich um, sehe, wie er seine Hand auf einem geparkten Auto abstützt. Seine Beine sacken zusammen. Er hatte ab und zu diese Schwindelanfälle.» Billy nimmt Udo in den Arm, fragt ihn: «Bist du okay?» Billy: «In diesem Moment wird er zentnerschwer und lässt sich auf mich fallen. Ich hebe ihn hoch und setze ihn auf meinen Schoss. In diesem Moment kommt ein Passant vorbei. Verzweifelt rufe ich: ‹Ambulanz!›, und höre, wie Udo ausatmet, und zwar ein ganz langes Ausatmen. Ich lege ihn auf den Boden und beginne, ihn zu reanimieren. Zu spät! Als ich seine Lunge sich leeren höre, weiss ich, jetzt ist er gestorben. Dass sein letztes Wort Billy war, macht mich nicht stolz. Aber ich bin froh, dass ich in seinen letzten Minuten bei ihm sein durfte.» Die Ambulanz, die nach 15 Minuten eintrifft, kann den Sänger nicht retten. «Sie machten ihren Job, versuchten nochmals alles, ihn zurückzuholen. Es war nichts zu machen.»
Mit seinem Abschiedslied (Infos: www.pamibo.com) verarbeitet Billy – zusammen mit seinem musikalischen Partner Michele Bochicchio – den Tod seines Mentors: «I Lost a Friend – Ich verlor einen Freund.»
