Ein Abschied in aller Stille

Eine legendäre Stimme ist verstummt: Nach kurzer, schwerer Krankheit ist die Radio-Moderatorin und Schauspielerin nur wenige Tage nach ihrem 90. Geburtstag gestorben.

Kurz vor dem Jahreswechsel habe ich Elisabeth Schnell (†) noch für die GlücksPost in ihrem Feriendomizil in Lauenen im Berner Oberland besucht. Wenige Wochen danach stiess ich mit ihr im Zunfthaus zur Schmiden in Zürich auf weitere schöne Lebensjahre an. Die Jubilarin genoss das Überraschungsfest, das ihre langjährige Weggefährtin Ursula Stacher (76) einen Tag vor ihrem 90. Geburtstag für sie auf die Beine gestellt hatte, und freute sich über das Wiedersehen mit vielen lieben Menschen. «Es war wie eine Klassenzusammenkunft, und alle, die dabei gewesen sind, tragen ein schönes Erinnerungsbild von Elisabeth im Herzen», erzählt Ursula Stacher. Das mache sie glücklich. Als besonderes Geschenk überreichte sie ihrer Freundin zudem eine DVD mit den wichtigsten Stationen aus ihrem Leben. Über zwei Jahre hatte sie dafür viel Interessantes über die populäre Radiofrau mit der unverkennbaren Stimme zusammengetragen.

Nur zehn Tage nach dem berührenden Fest erreichte uns überraschend die traurige Nachricht vom Tod von Elisabeth Schnell. Nach kurzer, schwerer Krankheit sei sie am Abend des 1. Februars in Lauenen ruhig eingeschlafen. Vom Bett ihres hellen, sonnigen Zimmers aus habe sie bis zuletzt das prächtige Bergpanorama sehen können, das sie so geliebt habe, sagt Ursula Stacher mit leiser Stimme.

Seit gut 40 Jahren verband die Zürcherinnen, die beide Wert auf Selbständigkeit legten, eine von Vertrauen und gemeinsamen Interessen geprägte Frauenfreundschaft. In den letzten Jahren verbrachte die naturverbundene Radiomoderatorin mehr Zeit in Stachers gemütlicher Wohnung im Saanenland als in ihrer Zürcher Stadtwohnung. «Ueli Beck ist schuld, dass wir uns kennengelernt haben», verrät Ursula Stacher. Sie habe damals in Zürich nur unweit von ihm gewohnt und ihn beim Spaziergang mit den Hunden kennengelernt. «Er meinte, dass ich unbedingt seine Kollegin Elisabeth Schnell, ebenfalls ein Hundefan, kennenlernen müsse. Wir wären beide originelle Weibsbilder», erinnert sie sich wehmütig.

In Zürich hat Elisabeth Schnell nun auch ihre letzte Ruhe gefunden. Auf Wunsch der Verstorbenen fand die Urnenbeisetzung im kleinsten Kreis unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Vielleicht wird auf ihrem Grabstein stehen: «Es isch schön gsi» – ihr häufigster Ausspruch, der sinnbildlich auch für ihr glückliches Leben stehen könnte.