«Unsere glücklichsten Jahre sind vorbei»

Wenn man ihn am TV sieht, lacht er, obwohl sein Herz weint. Denn seine  Familie wird durch einen Schicksalsschlag schwer geprüft.

 

Bereits über 100 000 Tickets seiner Welttournee «Dancing Las Vegas» sind verkauft. DJ Bobo (44) und seine Frau Nancy (41), die auf der Bühne als Sängerin und Tänzerin dabei ist, freuten sich auf den Tourneestart Ende April. Da schlug das Schicksal brutal zu, wie er in der Sendung «Focus» von Schweizer Radio DRS 3 erzählt: «Unser Masterplan wäre gewesen, dass wir immer nach fünf Tagen heimfliegen und dass Oma und Opa, die die nächsten Bezugspersonen unserer Kinder sind, für sie da sind. Doch vor 14 Tagen ist die Oma gestorben. Sie war unser Familienoberhaupt. Wir haben noch keinen Plan, wie wir jetzt weitermachen. Ihr Tod hat uns alle durcheinandergewirbelt.»

Gemeint ist Oma Rentzsch, die Mutter von Bobos Frau Nancy. «Sie hat die Familie zusammengehalten, hat immer für ihr Wohl gesorgt, egal, was passierte. Und das ist jetzt alles weg. Wir haben keinen Plan B. Unser Kartenhaus ist zusammengebrochen. Ihr Tod kam völlig unerwartet; sie hatte einen Herzinfarkt. Sie und ihr Mann haben nach der Geburt unseres ersten Kindes aufgehört zu arbeiten und ihr ganzes Leben ihren Enkeln gewidmet. Darum gab es für die Kinder eigentlich vier Eltern. Wobei Oma die Nummer 1 war.» DJ Bobo ist völlig geknickt. «Sie hat den Karren im familiären Bereich gezogen. Wir mussten uns nie Gedanken machen. Wir wussten, wenn wir weg sind, ist alles perfekt. Deshalb war es mir auch möglich, so viel Energie an die Fans abzugeben. Weil ich wusste, daheim ist alles gut. Ich muss mich nicht darum kümmern. Wenn ich heimkomme, weiss ich, dass alles bestens organisiert ist und alles bestens klappt.»

Könnte es sein, dass Bobo zugunsten der Kinder auch sein geplantes Programm ändern würde? «Wir sind noch nicht soweit. Die Tournee startet Ende April. Wir haben noch keine klaren Gedanken fassen können, sind derzeit am Zusammenstellen der Möglichkeiten, die es geben könnte. Wir müssen auch mit den Kindern reden, was sie gerne hätten und wünschen. Vielleicht finden wir dann eine Lösung. Auf jeden Fall müssen wir nochmals über die Bücher.»

Für DJ Bobo und seine Familie fängt jetzt ein neuer Lebensabschnitt an. «Die glücklichsten Jahre unseres Lebens sind vorbei», sagt Bobo und senkt kurz seinen Kopf. «In solchen Momenten mit unserer intakten Familie sagte ich daheim oft, dass das unsere glücklichsten Jahre sind: Oma und Opa beide fit, die Kinder glücklich, die Eltern glücklich. Diese Jahre waren einzigartig. Dass es jetzt zu einem derart jähen Ende ohne Vorankündigung kam, ist brutal.»

Wie kann man mit solchen Schicksalsschlägen im privaten Umfeld denn noch ein Entertainer sein? Bobo meint nachdenklich: «Das weiss ich noch nicht. Keine Ahnung. Für mich ganz entscheidend ist es, zu wissen, dass es daheim gut geht. Ich bin wahrscheinlich zu sensibel, um auf die Bühne zu stehen und den ‹Chaschperli› zu machen, der Lustige zu sein. Im Fernsehen bei den ‹Grössten Schweizer Talenten› geht das vielleicht. Aber ob man das eine ganze Tour lang durchhält,wenn der Kopf immer irgendwo anders ist, das kann ich mir nicht gut vorstellen. Da wird noch viel auf uns zukommen. Im Moment komme ich mir vor wie ein angeschossenes Tier, das im Schnee seine Blutspuren hinterlässt und nicht genau weiss, wohin es gehen und sich verstecken soll, um die Wunden heilen zu lassen.»