Die Wahrheit war viel zu traurig

Wenige Tage vor ihrem Tod stand die Schauspielerin noch vor der Kamera – und stirbt in ihrer letzten Rolle. Dass sie selbst an Krebs erkrankt war, und das schon länger, wusste kaum jemand.

Es ist ihr letzter Film – mit einer Szene, in der Hannelore Elsner (†76) im Sarg liegt. In der TV-Tragikomödie «Lange lebe die Königin» stirbt sie an Krebs. «Wie eine Puppe wirkte sie darin, hat mit ihrer Aura die Aufnahme bestimmt», erinnert sich Schauspieler Florian Brückner (35), einer ihrer Co-Stars, der von ihrer Erkrankung nichts geahnt hatte. «Im Nachhinein betrachtet, und wenn man bedenkt, dass sie Schmerzen hatte, ist das eine Wahnsinnsleistung, die sie da noch vollbracht hat.» Kurz darauf verschlechterte sich der Zustand der Schauspielerin derart, dass sie vor Beendigung der ausstehenden sechs Drehtage ins Spital musste und der Film nicht vollendet werden konnte. Denn wenig später starb sie in einer Münchner Klinik – «nach kurzer schwerer Krankheit», wie ihr Anwalt mitteilte.

Was nur ihr engstes Umfeld wusste: Hannelore Elsner war an Krebs erkrankt. Ihr Leiden begann vor etwa sechs Jahren, wie eine Quelle aus ihrem Umfeld verrät: «Sie bekam die Diagnose Leukämie, was schnell erkannt und dementsprechend behandelt wurde. Doch später war auch die Lunge angegriffen. Kurz vor Weihnachten ging es ihr auf einmal nicht mehr so gut, der Krebs kam zurück. Das hat sie aber souverän gehandhabt, kaum darüber gesprochen. Dass es jetzt aber so schnell gegangen ist, hätte wirklich kaum jemand gedacht.»

Unterschiedliche Gründe haben Hannelore Elsner veranlasst, darüber zu schweigen. Zum einen aus beruflicher Sicht: Hätte sie die Krankheit publik gemacht, wären Angebote wohl ausgeblieben. So war sie nach wie vor sehr gefragt, hat in den letzten Jahren fast ständig gearbeitet. Zum anderen, wie ein Vertrauter gegenüber «Bild» meinte: «Hannelore wollte behandelt werden wie immer. Sie wusste, dass man anders mit ihr umgegangen wäre, wenn sie ihre Krankheit öffentlich gemacht hätte. Das wollte sie nicht, auch nicht immerzu daran erinnert werden. Hannelore hat sich in Wahrheit entsetzlich vor dem Tod gefürchtet, weil sie ihr Leben so sehr geliebt hat.»

Schauspielerin Michaela May (67) war eine ihrer besten Freundinnen – und eine der wenigen, die über den Zustand informiert war. «Dass Hannelore schon seit einigen Jahren mit gesundheitlichen Problemen zu kämpfen hatte, wusste ich. Auch, dass es in letzter Zeit nicht gut um sie stand und sie tapfer gegen den Krebs kämpfte.» Es spreche für ihre Stärke, dass sie sich bis zuletzt der Arbeit gewidmet habe. «Ihr Tod hat mich sehr getroffen, und ich bin unendlich traurig. Ich wünsche ihrem Sohn alle Liebe und Kraft, die er nun braucht. Hannelore hat immer für ihn wie eine Löwenmama gekämpft. Er war ihr Ein und Alles, die grösste Liebe ihres Lebens.»

Dominik ist ihr einziges Kind, er stammt aus der Beziehung zu Regisseur Dieter Wedel. 2015 beschrieb der 38-Jährige seine Mama als einerseits starke und selbstsichere Frau wie auch grossartige Schauspielerin, anderseits als eine beschützende, liebevolle, ihn ziehenlassende Mutter. Zu ihrem Abschied äusserte er sich nur via Instagram, postete ein strahlendes Bild von ihr und schrieb dazu: «Ich liebe dich, Mama, für immer und ewig.»