Die Wahrheit über ihre furchtbare Krankheit

Während sie früher gerne im Rampenlicht stand, hat sich die bekannte Sektenführerin mittlerweile komplett zurückgezogen: Sie sei gelähmt und habe grosse Schmerzen. Doch offenbar ist ihr Leiden noch viel schlimmer als bisher angenommen.

Die Welt wird untergehen, sie aber mit einem Ufo auf einen anderen Planeten gerettet werden. Daran glauben die Mitglieder von Fiat Lux, der Sekte von Uriella (87), die sich als Sprachrohr des Erlösers versteht – und sich seit vielen Jahren nicht mehr zeigt. Dass sie gelähmt ist, liessen sie und Ehemann Icordo (76) die Öffentlichkeit wissen. Ihr wahrer Gesundheitszustand aber ist ein Geheimnis, und Einblicke in ihre Welt sind selten. Gegenüber der GlücksPost spricht nun aber Gisela Reime, die etwas über 60 Jahre alt ist und seit 1991 Uriella-Anhängerin.
GlücksPost: Frau Reime, Sie sind Mitglied der Sekte Fiat Lux …
Gisela Reime: Sekte hört sich immer so abwertend und negativ an. Es ist eine Glaubensgemeinschaft. Es gibt so viele verschiedene Glaubensrichtungen. Mit dieser kann ich mich sehr gut identifizieren.

Sie glauben an den Weltuntergang.
Dass es gerade in der Welt brodelt, Umänderungen stattfinden, sich immer mehr Krisenherde entzünden, ist keine Fantasie, sondern Realität. Und natürlich ist da die Frage: Was kommt nach dem grossen Knall? Ich möchte bitte nicht als abgedrehte Person eingestuft werden.

Nein, aber über Uriella und ihre ­Anhänger weiss man kaum etwas.
Wir leben ganz normal, sind etwa 100 Mitglieder. Die meisten, die im arbeitsfähigen Alter sind, arbeiten. Vorrangig in der Pflege- oder Ernährungsbranche. Wir legen auf gesunde, organische und nicht belastende Nahrung Wert.

Fiat Lux ist im deutschen Dörfchen Ibach im Schwarzwald beheimatet, unweit der Schweizergrenze. Früher hatte der «Orden» mehr als 300 Mitglieder. Die Zahl ist stark gesunken, offenbar auch, weil Uriella sich nie mehr zeigte. Manchmal wird gar gemunkelt, sie sei gestorben.

Wie geht es Uriella?
Es ist unglaublich, was sie durchmacht. Sie ist seit etwa sechs Jahren gelähmt. Ans Bett gefesselt. Aber geistig vollkommen fit. Sie hält über alles ihre Hand. Sie liest zum Beispiel für die fünfmal im Jahr stattfindenden Seminare alle Vorträge und korrigiert sie eigenhändig. Immer über 70 Seiten.

Das Gerücht geht um, dass Uriella nicht mehr leben würde …
Beinahe hätte ich jetzt ein Schimpfwort gesagt. Ich drücke mich aber höflich aus und sage: Nein, das ist nicht wahr. Sie telefoniert ja auch, und eine Stimme kann man nicht nachmachen. Ausserdem wird sie von uns Mitgliedern rund um die Uhr gepflegt. Mein Glaube verbietet es mir zu lügen.

Darf man fragen, welche Krankheit Uriella hat?
Im Prinzip wissen wir es nicht genau. Sie hat aber oft unglaubliche Schmerzen. Sie geht teilweise durch die Hölle, nimmt keine Schmerzmittel. Sie erträgt das alles tapfer. Sie klagt nicht. Ihr Ehemann Icordo ist an ihrer Seite und leitet auch alle Geschicke.

Während Gisela Reime keine weiteren Informationen zu Uriellas Gesundheitszustand bekanntgibt, spricht eine andere Quelle. «Uriella hat die Nervenkrankheit ALS. Sie kann sich überhaupt nicht mehr bewegen, nur die Hände noch ein bisschen», erzählt die Person, die anonym bleiben möchte. «Sie liegt mit überkreuzten Beinen auf dem Rücken im Bett, bringt sie nicht mehr auseinander. Anders liegen kann sie nicht.» ALS ist ein Leiden, in dessen Verlauf der Körper zunehmend bewegungsunfähig wird. Meist verlieren Patienten auch die Fähigkeit zu sprechen. Der Tod tritt häufig durch die Lähmung der Atemmuskulatur ein. Geistig sei Uriella fit, werde rund um die Uhr von vier Pflegerinnen betreut. «Ich bin buchstäblich ans Bett genagelt und pausenlos von Schmerzen gepeinigt», bestätigte Uriella im letzten August auch dem «Blick». Nur die Pfleger und ihr Mann dürften sie sehen. Icordo hat nun alles in der Hand. Er sei aber, so berichtet die Quelle, herrisch und machtbesessen, würde Mitglieder demütigen.

Frau Reime, Uriellas Ehemann soll sehr streng sein.
Streng im Sinne von einem Lehrmeister, der Uriellas Wissen und ihre Lehre weitergibt. Natürlich mag er keine faulen Schüler, um es banal zu sagen. Es reicht nicht, einfach zu glauben, man muss den Glauben auch leben, erleben und erfahren.

Warum sind Sie Mitglied geworden?
Ich möchte nicht meinen ganzen Lebenslauf erzählen, hatte aber schon von Kindheit an Schmerzen – vorrangig Kieferschmerzen. Durch Zufall bekam ich einen Flyer von Fiat Lux in die Hände. Und ja, ich lebe hier gerne. Und ja, ich habe oft immer noch Schmerzen. Aber mir geht es besser.

Ihnen geht es besser?
Ja, ich fühle mich hier wohl. Ich habe mich auf vegane Nahrungsmittel spezialisiert, verkaufe diese. Zweimal in der Woche ist gemeinsame Andacht, am Sonntag von 14 bis 20 Uhr Schule. Wir werden weder getriezt noch ausgebeutet. Jeder ist freiwillig hier.

Fiat Lux legt sehr viel Wert auf ­Enthaltsamkeit.
Auf Reinheit – ja. Äusserlich und innerlich. Keinen Kaffee, keine Zigaretten, keinen Alkohol, keine tierischen Produkte. Wir glauben ja auch an Inkarnation. Wir respektieren jedes Lebewesen. Es ist nicht fair, was oft über uns oder Uriella geschrieben wurde. Deshalb erzähle ich es jetzt hier.

Wer sind die anderen Mitglieder?
Aus allen Gesellschaftsschichten, sogar Adelige. Natürlich nenne ich keine Namen. Schade ist natürlich, dass Uriella selbst nicht mehr so präsent sein kann. Mit ihr steht und fällt ja unsere Gemeinschaft. Aber vielleicht ist es auch so gewollt.

Sieht Uriella es als Strafe an, dass sie gelähmt ist?
Es ist eine Aufgabe. Und diese Aufgabe erfüllt sie mit Stärke. Ich kann das nachvollziehen. Denn auch ich habe oft unsägliche Schmerzen. Diese ohne Tabletten durchzustehen, ist nicht einfach. Da hilft oft auch kein Glaube. Schmerzen sind Schmerzen. Aber Ärzte konnten mir ja auch nicht helfen.

Warum macht Uriella so ein ­Geheimnis um sich? Redet nicht mehr mit der Öffentlichkeit?
Das ist ihre Entscheidung. Das muss man akzeptieren. Ihr Leben und ihre Glaubensbekenntnisse waren ja mehr als öffentlich. Sie hat das Recht, sich zu reduzieren. Zumal sie gesundheitlich eingeschränkt ist. Aber sie ist nicht weg vom Fenster, um es banal zu sagen. Noch lange nicht. Vielleicht nie.

Ihren Nachlass hat Uriella offenbar bereits geregelt und wünscht sich, dass Fiat Lux mit Icordo weiterbesteht. Für die Mitglieder, so der Informant weiter, wäre ihr Tod nicht allzu schlimm, da sie glauben, dass sie sich irgendwann ohnehin wiedersehen. Ihre Kraft könne Uriella dann auf dem anderen Planeten neu entwickeln.