Die Vollblut-Bäuerin

Die älteste Teilnehmerin war die beste: Die Siegerin der «Landfrauenküche 2023» liebt das Kochen mit ihrer jüngsten Tochter und setzt dabei auf Zutaten, die auf ­ihrem Gehrenhof zu finden sind.

Von Irene Lustenberger

Hund Lucie beschnuppert die Gäste neugierig. Agnes Hügli (61) öffnet die Türe und sagt entschuldigend: «Moment, ich bin gleich bei euch. Ich muss den Männern noch schnell Kaffee bringen.» Auf dem Bauernhof der «Land­frauenküche»-Gewinnerin in Brislach BL ist immer etwas los. Ein paar Minuten ­später kommt sie zurück und bittet uns hin­ein. Tochter Anja (23) – sie ist das jüngste von fünf Kindern und hat das Down­syndrom – serviert Kaffee. Für das grosse Landfrauenessen standen Mutter und Tochter gemeinsam am Herd. «Sie macht das so toll und ist mir eine gute Hilfe. Ohne sie hätte ich bei der Sendung nicht mit­gemacht, sie gehört dazu», sagt «Mueti» und schaut ihre Tochter liebevoll an. 

Angemeldet hat sich Agnes Hügli übrigens nicht selbst. «Mein Mann und ich finden die Sendung toll und schauen sie gerne. Ich hatte immer im Hinterkopf, mal mitzumachen. Mir fehlte aber der Mut, mich anzumelden.» Dies übernahm eine Kollegin des Bäuerinnen- und Landfrauenvereins. Beim Menü war ihr wichtig, auf Zutaten zu setzen, die auf ihrem Gehrenhof angebaut werden. So kochte sie Onsen-Ei mit Käseschaum und Ur-Dinkel-Kernotto, Rinds Flank Steak mit Randensauce, Pommes «Anja» und Saison­gemüse, und als Nachspeise Schokoladenkuchen, Meringues-Herzen und Eierkirsch-Glacé. Damit konnte sie ihre Mitstreiterinnen überzeugen und gewann die 17. Staffel der «Landfrauenküche». 

Noch immer kann Hügli nicht glauben, dass am finalen Abend ihr Name als Sie­gerin genannt wurde. «Ich konnte meine Gedanken in dem Moment nicht ordnen», erinnert sie sich. Sie sei vor dem Finale sogar nervöser gewesen als vor dem Kochen. Im Vordergrund stand für sie aber nicht der Sieg, sondern das gemeinsame Kochen mit ihrer Tochter Anja. Aber na­türlich habe sie ihr Bestes gegeben und etwas Nicht-Alltägliches, Zeitaufwendiges, auf den Tisch gezaubert. Normalerweise kocht sie für rund zehn Personen. «Und dann muss es schnell gehen.»