«Die Pferde sind mein Leben»

Manege frei für Chanel! Die Tochter von Géraldine Knie ist geritten, bevor sie laufen konnte und kann sich nichts anderes vorstellen, als mit den Pferden zu arbeiten. Ein Besuch bei der zwölfjährigen Knie-Prinzessin.

Von Irene Lustenberger (Text) 

Fast könnte man sich im grossen Wagenpark, der während des Gastspiels des Circus Knie in Zürich im Albisgüetli steht, verlaufen. Schüchtern und noch etwas müde kommt uns Chanel entgegen. Die zwölfjährige Tochter von Géraldine Knie (50) hat an diesem freien Freitagmorgen ausgeschlafen. Freudig umarmt sie ihren grossen Bruder Ivan (21) und nimmt den kleinen Bruder Maycol jr. (5) an der Hand, die fürs Fotoshooting dazustossen. 

Bei den Ponys angekommen, merkt man sofort: Das ist Chanels Leben! Sie tänzelt in ihren Turnschuhen durch die Wiese, beruhigt dann sanft das Pony Gatsby, welches die fremden Besucher neugierig mustert. Danach vollführt Gatsby ein Kunststückchen. Zur Belohnung gibt es nicht nur ein Goodie, sondern auch ein Küsschen von Chanel. «Ich bin geritten, bevor ich laufen konnte», sagt Chanel, die als Dreijährige zum ersten Mal in der Manege stand. Ein Jahr später bekam sie ihr erstes Pony. «Mit Samurai bin ich aufgetreten, bis ich zu gross für ihn wurde.» 

In dieser Saison steht sie nicht mehr mit Ponys in der Manege, sondern mit Pferden. «Ich habe mir schon mal den Arm gebrochen, weil ich von einem Pferd stürzte. Das kann immer passieren, Angst habe ich deswegen keine.»

Später geht es weiter zur Zirkusschule. Denn Chanel muss wie alle anderen Teenager die Schulbank drücken. «Ich gehe gerne in die Schule», so die Sechstklässlerin. Zurzeit ist sie aber die einzige Schülerin, da die Kinder der anderen Artisten noch zu klein sind. «Ich finde das super, da ich so viel schneller vorwärtskomme und wieder zu den Pferden kann.» So erstaunt auch die Antwort der Knie-Prinzessin nach dem Berufswunsch nicht: «Ich kann mir nichts anderes vorstellen, als mit Pferden zu arbeiten.» 

Und was gefällt ihr am Zirkusleben eigentlich am besten? «Ich habe einen eigenen Wohnwagen, und es ist cool, durch die ganze Schweiz zu reisen. Mittlerweile habe ich an fast jedem Ort Freundinnen, die mich besuchen kommen.» Unschwer zu erraten, was sie ihren Freundinnen als Erstes zeigt  – ihre Pferde!

Chanel sei sehr diszipliniert und ehrgeizig, sagt Géraldine Knie (50) über ihre Tochter. «Sie will alles perfekt machen und macht keine halben Sachen.» Die Knie-Direktorin ist aber auch stolz darauf, dass ihre Söhne Ivan (21) und Maycol jr. (5) ebenfalls in der Manege stehen. Im Interview spricht Géraldine Knie über die  Kinder und die gemeinsame Liebe für den Zirkus.

GlücksPost: Wie wichtig ist es Ihnen, dass Ihre Kinder im Circus Knie mitwirken?

Géraldine Knie: Für mich ist es enorm schön, zu sehen, dass meine Kinder die Liebe zum Zirkus und zu den Pferden teilen. Es ist ein Privileg, in jeder Show die Leidenschaft der Familie teilen zu können. Mich macht es stolz, meinen Kindern bei ihren Auftritten zuzusehen.

Wie würden Sie reagieren, wenn eines Ihrer Kinder etwas anderes als Zirkus machen möchte?

Jeder und jede soll das machen, was ihn glücklich macht. Für mich ist es wichtig, dass sie glücklich sind bei dem, was sie tun. Sollte eines meiner Kinder eines Tages etwas anderes machen wollen, dann stehen diese Türen jederzeit offen. Sie dürfen selber entscheiden, was sie tun möchten. Und ich werde immer die Wegbegleiterin meiner Kinder sein und ihre Wünsche und Träume unterstützen.

Wie verbringen Sie und Ihre Familie die Freizeit?

Unsere Freizeit spielt sich auch zu einem grossen Teil im Zirkus ab. Wir essen immer gemeinsam und tauschen uns aus. Die Kinder haben ihre Hobbys ausserhalb des Zirkus, und das ist auch gut so. Ich persönlich lebe für den Zirkus.

Wie würden Sie sich als Mutter beschreiben?

Ich bin eine sehr stolze Mutter, stolz auf meine drei wundervollen Kinder. Ich lasse ihnen Freiheiten, behüte und unterstütze sie auch, wie jede Mutter das tut. Für mich ist es wichtig, dass wir ein offenes und freundschaftliches Verhältnis haben. Das habe ich mit Ivan und mit Chanel. Bei Maycolino ist es mir wichtig, dass er sich gut entfalten kann und dieselben Werte wie seine Geschwister mit auf den Weg bekommt.

Was zeichnet Ivan aus? 

Ich beschreibe alle meine Kinder als bescheiden, bodenständig, intelligent und herzlich. Sie schätzen, was sie haben, und wissen genau, was sie wollen. Ivan macht alles gut. Er hilft überall mit, er hat ein besonders gutes Flair für Menschen und eine aussergewöhnliche Aura.

Und was zeichnet Chanel aus? 

Chanel ist sehr diszipliniert und ehrgeizig im guten Sinn. Sie will alles perfekt machen und macht keine halben Sachen. Ich bin auch stolz, dass sie eine sehr gute Schülerin ist. Sie wird langsam ein Teenager, wir teilen uns die Liebe für die Pferde. Durch ihre Adern fliesst Zirkusblut. Und sie ist sich für nichts zu schade. Sie steht genauso gerne am Buffet, räumt die Tische auf und hat das Kassensystem voll im Griff. Chanel ist meine beste Freundin und mein Mini-Me.

Und Maycol? 

Er ist ähnlich wie Chanel, sehr ordentlich, pünktlich und diszipliniert. Er hat ein grosses technisches Flair, ihm sagen Traktoren und Maschinen zu. Er ist gerne in der Werkstatt und beim Aufbau mit dabei.

Wo sehen Sie Ihre Familie in 20 Jahren?

Ich hoffe, dass ich meine Familie noch lange begleiten kann und möchte das Leben an deren Seite noch lange geniessen. Die Gesundheit ist unser wichtigstes Gut.

Was sind Ihre Träume?

Ich lebe meinen Traum.