Die Pensionierung liegt auf dem Tisch

Vor über 40 Jahren drehte er seinen ersten Tierfilm – diese Chance gab der Moderator nun Jugend­lichen. Seine eigene TV-Karriere neigt sich derweil dem Ende zu.

«Da hät’s!», ruft die achtjährige Siria und zeigt auf eine Feuerwanze in ihrem Garten in Wila ZH. Sofort begibt sich das Team rund um Andreas Moser (63) an die Stelle und richtet die Kameras auf das krabbelnde Insekt. Geplant sind ein paar Szenen für die nächste «Netz Natur»-Folge «Schweizer Jugend filmt …wilde Tiere!» (19. 9., 20. 05 Uhr, SRF 1), für die Jugendliche selbstgedrehte Videos eingesendet haben. «Wir waren überrascht, wie gut deren Qualität ist», sagt Moser.

Das Filmen sei ein guter Weg, die Jugendlichen an die Natur heranzuführen. Das könne durchaus auch das zukünftige Leben der Teenies prägen. «Ich bin ja quasi das Paradebeispiel, wie das Filmemachen zum Beruf werden kann», meint er lachend.

Die Leidenschaft zu Tieren entdeckte Moser als Bub. Sein Grossvater nahm ihn oft mit in den Basler «Zolli» und erklärte ihm viel über dessen Bewohner. «Meinen ersten Tierfilm drehte ich 1973 über Reptilien und Amphibien im Tessin für ‹Schweizer Jugend forscht›.» Der Unterschied zum Filmen von heute sei gigantisch – technisch, aber nicht nur: «Für die Generation Selfie ist es selbstverständlich geworden, vor die Kamera zu stehen und völlig locker zu erzählen, das kam uns früher gar nicht in den Sinn.»

Locker erzählt in diesem Moment auch Siria dem Biologen und seinem TV-Team, wie sie die Feuerwanzen vor die Linse bekam. Selber einmal als Tierfilmerin unterwegs zu sein, kann sie sich nicht vorstellen: «Ich will lieber Quantenphysikerin werden», meint sie bestimmt. Vom «Netz Natur»-Projekt habe sie im Internet gelesen. «Da wollte ich mitmachen, weil ich gerne Tiere beobachte.» Wie sie Redaktionsleiter Andreas Moser so findet? «Er ist sehr nett und arbeitet sehr genau!»

Letzteres ist für seine Sendungen über Flora und Fauna unabdingbar. Seit genau 30 Jahren ist Andreas Moser bei «Netz Natur» tätig, erhielt für sein Schaffen verschiedene Preise und sogar einen Ehrendoktortitel der Uni Zürich. «Es ist eine Plattform, ich kann die Menschen auf andere Lebewesen aufmerksam machen», sagt er. Die Produktionen seien aber immer auch herausfordernd, sie seien ein kleines Team. «Wir haben weit weniger personelle und finanzielle Mittel als die grossen internationalen Tierfilmproduktionen, zu denen wir auf dem Sender in direkter Konkurrenz stehen.» Viel Engagement, da braucht es zwischendurch auch mal eine Pause. Seine Freizeit verbringt Moser – wen wundert’s – am liebsten in der Natur.

Ob er sich eigentlich schon Gedanken über seinen Ruhestand macht? «Es ist bereits auf dem Tisch, dass ich bald pensioniert werde», erklärt er.  Ob und wie Naturdokumentationen aus der Schweiz weitergeführt werden, sei im Gespräch. Auf der faulen Haut liegen möchte er nach seiner Pensionierung aber nicht: «Irgendwie weiter Fernsehen machen, ist eine Option», erklärt der Basler.

«Meine zweite Leidenschaft ist das Schreiben.» Seit 2009 arbeitet er an einem Buch –wie der Ackerbau vor rund 10’000 Jahren das Schicksal der Menschheit fundamental verändert hat. «Das Projekt dümpelt aktuell leider etwas vor sich hin.» Lächelnd fügt er an: «Der Gedanke, dass ich in den nächsten Jahren mehr Zeit dafür habe, gefällt mir nicht so schlecht!»