«Die Familie ist für uns das Wichtigste»

Das SRF-Urgestein feiert in diesem Jahr gleich mehrere Jubiläen – ­beruflich und privat. Im Interview spricht der ­Walliser über seine ­Anfänge, seine Familie und seine Sendungen.

Von Irene Lustenberger

Kaum betritt Rainer Maria Salzgeber (54) das Gebäude des Schweizer Fernsehens, wird er von einer Gruppe Besuchern angesprochen. Der Walliser lächelt und wechselt ein paar Worte. Dass er erkannt wird, ist nichts Neues. Denn in diesem Jahr feiert er gleich mehrere ­Jubiläen: 30 Jahre SRF, 10 Jahre Mo­derator bei den ­Spielen der Schweizer Fussball-Nationalmannschaft und 5 Jahre beim «Donnschtig-Jass». Auch privat hat er Grund zum Feiern. Seit 25 Jahren ist er mit Ehefrau Chantal (52) ver­heiratet. Zum Interview bringt er sowohl Jass- und Fussball-Schiedsrichter-Karten mit als auch den «Salzi»-Stuhl, den er zu seinem 50. Geburtstag vom «Donnsch­tig-­Jass»-­Team geschenkt bekommen hat.

GlücksPost: Sie feiern in diesem Jahr gleich mehrere Jubiläen. Welches ­bedeutet Ihnen am meisten?

Rainer Maria Salzgeber: Das Private, weil das mein Leben am meisten geprägt hat.

Beginnen wir bei Ihren 30 Jahren bei SRF. Können Sie sich noch an Ihre erste Sendung erinnern?

Nein, weil das fliessend ablief. Ich wurde sorgfältig auf den ersten Einsatz vorbe­reitet und es dauerte seine Zeit, bis ich erstmals alleine moderieren konnte. Ich kann mich an eine Polo-Sendung im Sommer 1995 in St. Moritz und an die Junioren-Ski-WM 1996 im Hoch-Ybrig erinnern. Aber ich kann nicht genau sagen, wann ich zum ersten Mal vor der Kamera stand. Ich bin auch keiner, der Meilensteine auf die Seite legt und zu Hause über seine Einsätze Buch führt.

Wie kommt ein Walliser überhaupt nach Zürich?

Das ist meiner Hartnäckigkeit geschuldet. Ich wollte unbedingt zum Fernsehen und habe mich blind beworben. Als dann ein Brief zurückkam, ich solle mich in anderthalb Jahren wieder melden, liess ich das nicht auf mir sitzen. Zwei Tage lang rief ich hartnäckig auf die Sportabteilung an und wollte mit Urs Leutert, dem damaligen Chef, sprechen. Nach dem ungefähr 15. Telefonat wurde ich durchgestellt und nach Zürich zu Tests eingeladen. Irgendetwas muss Urs in mir gesehen haben. Es war also kein klassischer Werdegang. Heute wäre das undenkbar. Mit den Voraus­setzungen, die ich damals hatte, würde ich heute wohl schon in der ersten Runde scheitern.

Mittlerweile wohnen Sie länger in der Nähe von ­Zürich als in Ihrer Heimat.

Stimmt. Mit 25 kam ich nach Zürich und pendelte zu Beginn. Damals sagte ich: «Wenn ich mal heirate, gehe ich zurück». Ich heiratete eine Walliserin, ging aber nicht zurück (lacht). Dann sagte ich: «Wenn wir mal Kinder haben, gehen wir ­sicher zurück.» Nachdem wir Kinder bekommen hatten, gingen wir aber auch nicht zurück. Mittlerweile fühlen wir uns hier heimisch. Denn man fühlt sich bekanntlich da zu Hause, wo die Liebsten sind. Das ist nicht abhängig von einem Ort, sondern von einem Gefühl der Geborgenheit.

Und im Wallis sind Sie noch oft?

Wir gehen ab und zu nach Zermatt. Die beiden Z – Zürich und Zermatt – sind zu unserem Lebensmittelpunkt geworden. Ich bin zwar aus Raron, aber meine Frau ist Zermatter Bürgerin. Wir lieben die Berge als Kontrast zur Grossstadt ­Zürich.

Wie haben Sie sich in den 30 Jahren verändert?

Grundsätzlich bin ich mir treu geblieben. Gewisse Dinge will ich nicht verändern, weil es zu meiner DNA gehört. Das beste Beispiel ist, dass ich mich als Walliser darstelle. Das ist meine Herkunft, meine Art und Weise, mein Dialekt. Es würde ja keinen Sinn machen, wenn der Salzi jetzt plötzlich Züritüütsch sprechen würde. Andererseits verändert sich jeder mit den Jahren. Man ist alleine, heiratet, bekommt Kinder. Man entwickelt sich immer weiter. Aber als Mensch, so glaube ich, bleibt man tief drinnen immer derselbe. Man macht einfach mehr Erfahrungen, wird älter, grauer, weiser. 

Sie sind seit 25 Jahren verheiratet. Wo ­haben Sie Chantal kennengelernt?

Im Oberwallis kennt man einander einfach (lacht). Ich arbeitete bereits beim Fern­sehen und ging in eine Bar in Brig auf ein Feierabendbier. Da habe ich mich Knall auf Fall in Chantal verliebt. Und seitdem sind wir zusammen. Einen Monat später habe ich ihr gesagt, dass ich sie gerne heiraten möchte. Drei Monate später, an Weihnachten, haben wir es den Eltern erzählt, und ein Jahr später waren wir bereits Mann und Frau.

Was macht Ihre Ehe aus?

Liebe, Respekt und Toleranz. Ich bin froh, dass ich meinen Weg mit Chantal an meiner Seite gehen konnte. Wenn ich nicht die richtige Frau gefunden hätte, dann wäre alles, was ich in den vergangenen Jahren gemacht habe, nicht möglich gewesen. Sie hat sich um die Kinder gekümmert und deshalb ihren Job eine Zeitlang zurück­gestellt. Jede Familie und jedes Paar muss das für sich selbst entscheiden, für uns war dieser Weg der richtige. Die Familie ist für uns das Wichtigste. Wir waren jetzt gerade wieder zu viert in den Ferien. Cloé ist 23, Jascha 20, und beide kommen noch mit. Das ist natürlich gigantisch, wenn du das als Familie so erleben darfst. 

Haben Sie die silberne Hochzeit ge­feiert?

Ja, den zivilen Hochzeitstag im letzten September haben wir im Kreise unserer Liebsten gefeiert. Am kirchlichen im Mai ging ich mit Chantal Mittagessen, weil ich am Abend  gemeinsam mit Beni Huggel eine Veranstaltung hatte. Ich habe also meinen 25. Hochzeitstag zusammen mit Beni Huggel gefeiert (lacht).

Sie haben es erwähnt: Ihre Kinder sind 23 und 20 Jahre alt. Wie gehen Sie damit um, dass die beiden langsam ihre eigenen Wege gehen?

Sie nabeln sich langsam ab, wohnen aber noch bei uns. Die beiden dürfen so lange zu Hause bleiben, wie sie wollen. Sie sollen dann gehen, wenn sie das Gefühl haben, dass es Zeit ist, flügge zu werden. Aber sie werden immer einen Platz bei uns haben. Sie gehen schon jetzt ihre eigenen Wege, haben auch Freundin und Freund. Aber wir haben es wirklich gut miteinander.

Ihre Tochter Cloé ist ebenfalls Moderatorin. Sohn ­Jascha sieht man hin­gegen weniger in der Öffentlichkeit. Was macht er?

Für mich als Vater ist es ein Geschenk, dass ich meine beiden Leidenschaften – Moderieren und Fussball – mit meinen Kindern teilen darf. Mit der eigenen Tochter auf der Bühne zu stehen, ist das Schönste. Cloé hat das Rampensau-Gen von mir geerbt. Jascha hingegen ist eher wie meine Frau, er hält sich lieber im Hintergrund. Er schliesst diesen Sommer seine Lehre ab. Mit ihm teile ich die Fussball-Leidenschaft. Wir machen jedes Jahr mindestens eine Männer-Reise an einen grossen Fussball-Match. Zuletzt waren wir drei Tage in England und sahen uns je ein Spiel in Manchester und Liverpool an.

Haben Sie und Chantal auch mal Zeit zu zweit?

In den Ferien waren wir bis jetzt immer zu viert. Ab und zu gehen Chantal und ich aber zu zweit nach Zermatt. Da sich unser Leben nach meinen Einsatzplänen richtet und wir gemeinsame Zeit nicht so häufig haben, wollen wir diese dann umso intensiver geniessen. Wir gehen gerne Skifahren, zusammen essen oder machen zu Hause eine Flasche Wein auf und reden über Gott und die Welt. Der Sonntagabend – nach dem «Sportpanorama» – ist mir heilig. Da zählt nur die Familie.

Was machen Sie in Ihrer Freizeit sonst noch?

Mein Privileg ist, dass ich meine Hobbys zum Beruf machen konnte. Ich darf über Sport ­reden, an die Fussball-EM gehen, die Champions League moderieren und jassen. Wenn ich meine Freizeit definieren müsste, dann wäre es genau das. Und durch den «Donnschtig-Jass» habe ich das Velofahren entdeckt.