«Die dunklen Punkte meines Schicksals sind mir bekannt»

Manchmal wünschte sie sich, nicht derart abhängig von der Astrologie zu sein. Ob für Auftritte, Reisen, wichtige Verträge oder das Hochzeitsdatum: Sie hört auf die Sterne – und hat auch schon ihr Leben in grosse Gefahr gebracht, als sie dies einmal nicht tat.

Elegant, im rot-schwarz-gestreiften Kleid sitzt Elizabeth Teissier (80) am Esstisch der mondänen Gotthard-Suite des Hotels The Chedi in Andermatt. Vor ihr liegen einige Blätter Papier, alle vollgeschrieben. Die Star-Astrologin nimmt die Unterlagen immer wieder zur Hand. Wie die Sterne in den nächsten zwölf Monaten stehen, hat sie exakt berechnet. Anlass für ihr Wochenende in den Schweizer Alpen ist das Event «Carlos André Cooking for Friends». Zwischen einem Sushi-Kochkurs des Schweizer Executive Chefs Dietmar Sawyere und weiteren Aktivitäten fand Eliza-beth Teissier Zeit fürs Interview.

GlücksPost: Frau Teissier, wie geht es Ihnen?
Elizabeth Teissier: Mir geht es sehr gut. Ich fühle mich von vielen Problemen befreit, weil ich genau weiss, wie wichtig die Gegenwart ist. Das schätze ich sehr. Das kommt allerdings erst mit dem ­Alter. Wir sind so dumm, dass wir den Tod vergessen, aber wir sind alle sterblich. Wenn man jung ist, denkt man nicht daran. Wenn man älter wird schon. Das ist ­paradox. Von Zeit zu Zeit ist man dann schon ein bisschen traurig, dass man das Schöne und Gute im Leben irgendwann verlassen muss, aber ich denke, es hat auch einen Effekt, der sehr positiv ist – nämlich, dass man bewusster lebt und alles mehr schätzt.

Welche Momente besonders?
Die Musik, die Liebe, ein schönes Essen mit Freunden oder mit meinem Ehemann. Ein Kuss von einem meiner vier Enkelkinder, ein Spaziergang am Meer. All diese Dinge sind fantastisch. Man weiss, dass man endlich ist, dass die Zeit begrenzt ist. Vorher hat man diese Einsicht nicht, es geht weiter und weiter. Und doch fragt man sich manchmal: Wie lange wird das noch so sein?

Oft sind es auch Schicksalsschläge wie Krankheiten, die einen zwingen, anders auf sein Leben zu blicken, nicht wahr?
Genau. Man bekommt eine andere Wahrnehmung. Und dann versucht man, herauszufinden, was wirklich zählt im Leben. Was man unbedingt noch machen möchte. Und das ist gut, weil man es plötzlich eilig hat und die Zeit knapper wird. Ein weiterer Effekt ist: Man muss die kleinen Sorgen nicht grösser machen, als sie sind. Ein kleiner Streit mit einem Freund oder einer Freundin, all das ist nicht so wichtig. Man sollte Dinge vergeben. Um frei zu sein, muss man vergeben können.

Welche Rolle spielt die Astrologie in Ihrem persönlichen Leben?
Eine sehr grosse. Ich würde sagen, die Astrologie ist wie eine Droge für mich. Und manchmal wünschte ich mir, wie alle Süchtigen, dass ich die Astrologie nicht so brauchen würde. Weil es manchmal schwierig ist, wenn man schlechte Einflüsse vorhersehen kann. Aber ich unterschreibe grundsätzlich keinen Vertrag, führe kein wichtiges Gespräch, ohne vorher das Sternenbild zu kennen.

Haben Sie durch die Astrologie manche Entscheidungen anders getroffen?
Ich schaue mir vor wichtigen Entscheidungen immer die Planetenkonstellationen an. Es gab einige TV-Sendungen, die ich abgesagt habe, wenn die Sternenkonstellation ungünstig war. Eine Sendung bei dem deutschen Moderator Alfred Biolek habe ich abgelehnt, weil die Sterne sehr aggressiv standen. Um keinen Preis hätte ich da das Haus verlassen. Es hätte sein können, dass es Probleme mit der Reise gibt oder in der Sendung selbst, das war mir nicht geheuer, also bin ich besser zu Hause geblieben. Das habe ich meistens so gehalten.

Ist schon einmal ernsthaft etwas passiert, nachdem Sie nicht auf die Sterne gehört haben?
Zumindest fast. Wir wollten 1993 auf der indonesischen Insel Bali Ferien machen. Der Flug war gebucht, dann habe ich in den Sternen gesehen, dass unter dem Einfluss des Planeten Neptun Gefahr drohte zu ertrinken. Ich sagte es meinem Lebensgefährten, doch der glaubte mir nicht, machte sogar noch seine Scherze darüber.

Also sind Sie geflogen?
Ja. Und alles ging zunächst gut. Am zweiten oder dritten Abend waren wir gegen sieben Uhr schwimmen. Es war in der Vollmond-Phase. Ich bin eigentlich eine gute Schwimmerin, doch plötzlich türmten sich vor mir etwa fünf bis sechs Meter hohe Wellen auf. Ich wurde davon erfasst und immer wieder umhergewirbelt. Das war so schlimm, dass ich komplett die Orientierung verlor, regelrecht in Panik geriet. Dazu gab es eine starke Unterströmung, die mich immer weiter ins Meer hinauszog. Irgendwie gelang es mir dann doch, den Arm nach oben zu strecken. Gerhard hat die Gefahr vom Ufer aus erkannt und gab einem Surfer in meiner Nähe ein Zeichen. Der zog mich heraus, holte mich mit seinem Surfbrett wieder ans Ufer. Aber es war sehr knapp, ich war total erschrocken und erschöpft, und da fiel mir dann auch wieder meine Neptun-Prognose ein. Die Sterne hatten recht behalten!

Ein neues Jahr steht vor der Tür. Wie sehen Ihre Prognosen für 2019 aus?
Es wird eine Achterbahn-Fahrt, ein weniger gutes Jahr als 2018. Das Weltgeschehen, alle Probleme, die wir mit der Migration, der Wirtschaft und Umwelt haben, spitzen sich zu. Die Planetenkonstellation deutet darauf hin, dass es gleich zu Beginn des Jahres, Mitte Januar, verstärkt Naturkatastrophen gibt: Erdbeben, Unwetter,  Überschwemmungen. Gleichzeitig auch Turbulenzen an den Börsen. 2019 beginnt nicht sehr schön. Ähnlich auch Anfang Juni und Mitte Oktober. Da gibt es Ausschreitungen, Anschläge, auch die Probleme mit Cyber-Attacken, die wir schon 2018 hatten, werden für Schlagzeilen sorgen. Man muss Lösungen finden für ein sichereres Internet. Anlass zum Optimismus gibt es erst im letzten Trimester. Das Jahr wird also auf jeden Fall besser enden als es begonnen hat.

Wie sieht es für die Schweiz aus?
Es wird ein ausgezeichnetes Jahr – fast. Ein Meilenstein wegen der positiven und ganz seltenen Einflüsse: mehr Kraft, eine tiefe und positive Veränderung des Landes, eine Art Wiedergeburt. Hingegen gibt es Dissonanzen – aufgrund der Währung oder juristischer Probleme mit dem Ausland. Aber das Positive wird stärker sein.

Was war denn Ihre wichtigste Vorhersage?
Meine wichtigste Vorhersage und ein wirklich bedeutender Moment für mich war der Fall der Berliner Mauer. Das Reaktor-Unglück von Tschernobyl 1986 hatte ich als Umweltkatastrophe vorhergesehen.

Erinnern Sie sich an das für Sie persönlich wichtigste Jahr?
1981 war aussergewöhnlich für mich, da ist so viel passiert – ­allerdings gab es auch einen Schicksalsschlag. In einer Woche habe ich meinen Vater ver­loren, meinen zweiten Mann Gerhard getroffen und die zweite Astro-Show im Fernsehen gemacht. Und im Dezember 1981 zierte ich den Titel des «Spiegel»-Magazins. Darauf war ich sehr stolz. Neben mir hatte es bis dahin nur vier Frauen gegeben, die auf dem Cover gewesen waren.

Woran arbeiten Sie zurzeit?
Ich schreibe gerade meinen ersten Roman. Darauf darf man gespannt sein. Mehr will ich im Moment aber noch nicht verraten.

Sie haben 30 Jahre gewartet, bis Sie Ihrem Lebensgefährten Gerhard Hynek vor sieben Jahren das Ja-Wort gaben. Standen die Sterne schlecht für eine Ehe?
In der Tat war das so (lacht). Aber wir hatten auch keine Eile damit. Übrigens gehört der Schütze – und auch der Steinbock mit Jungfrau – zu den Junggesellen-Zeichen: ­Gerhard ist Schütze und ich ­Steinbock Aszendent Schütze! Dazu hatte ich schon meine zwei Kinder, wollte nicht mehr Mutter werden, es war also nicht dringend zu heiraten. Es war aber dennoch der Wunsch da, unsere Beziehung offiziell zu machen. Es ging uns auch nicht um eine finanzielle Absicherung. Ich habe dann die Sterne befragt und den perfekten Tag gefunden. Das war der 4. November 2011, punkt 11.47 Uhr haben wir in New York geheiratet. Meine Töchter Marianne und Isabella waren dabei. Dieser Zeitpunkt war günstig wie nie, unser Glück für immer zu besiegeln. Eine absolut perfekte Konstellation gibt es übrigens nicht. Natürlich gibt es immer mal ein bisschen Spannung. Trotz allem sind wir inzwischen seit so vielen Jahren zusammen und versuchen das Leben – und auch die Arbeit – gemeinsam zu geniessen.

Sie sind im vergangenen Januar 80 Jahre alt geworden und wirken unglaublich vital und voller Energie. Was tun Sie dafür?
Ich liebe es, mit meinem Mann spazieren zu gehen. Zur Entspannung mache ich gerne Yoga, und in der Meditation finde ich meine wahren Prioritäten. Und wenn ich meinen Kater Neptun streichle und in seine grünen, geheimnisvollen Augen schaue.

Haben Sie schon einmal jemandem den Tod vorhergesagt?
Nein, das habe ich noch nie ­gemacht, obwohl mich manche Leute schon danach gefragt haben, vor allem Menschen, die krank sind, Krebs haben. Ich verstehe das auch, sie wollten noch wichtige Dinge regeln. Aber ich habe nie über den Tod gesprochen. Ich habe das dann abgeschwächt, vielleicht gesagt: Es kommt jetzt eine gefährliche Phase. Wir sind als Menschen nicht allmächtig, wir können nicht alles wissen. Ich glaube an die Macht der Gebete, an Meditation, die Stärke des Geistes. Man sollte nie solche definitiven Aussagen machen. Ich kenne auch die schwarzen Punkte meines Schicksals. Ich kann den Tag meines Todes ausrechnen, aber das will ich nicht. Grundsätzlich finde ich, dass es sich aus ethischen Gründen verbietet, den Tod eines Menschen vorherzusagen.