Der tapfere Kampf der Wetterfee

Die Nachricht war für die TV-Zuschauer ein Schock: Die «Meteo»-Moderatorin hat Brustkrebs. Eine schwierige Zeit, die das zweifache Mami und ihre Familie nun durch­stehen müssen.

Das Mitgefühl ist enorm. Ob auf den Sozialen Medien oder in Kommentaren zu Zeitungsartikeln im Internet: Unzählige Menschen wünschen Sandra Boner (43) Kraft. Letzte Woche informierte das Schweizer Fernsehen in einer Mitteilung, dass die beliebte «Meteo»-Moderatorin an Brustkrebs erkrankt ist, sich seit einiger Zeit in Behandlung befinde. «Dank der professionellen ärztlichen Unterstützung macht sie gesundheitliche Fortschritte, bleibt aber bis auf weiteres krankgeschrieben.»

Dazu ein Statement von «Meteo»-Chef Thomas Bucheli: «Wir wünschen Sandra weiterhin viel Kraft. Selbstverständlich soll ihre Privatsphäre gewahrt bleiben, und so gilt es zu respektieren, dass sich Sandra nicht weiter zu ihrer Krankheit äussert und sich ganz auf ihre Genesung konzentrieren will.»

Schon seit Anfang des Sommers fehlte Sandra Boner vielen TV-Zuschauern. So gingen bei der GlücksPost schon ab Juni, als sie noch hin und wieder am Mittag «Meteo» moderierte, Leserbriefe mit Fragen nach ihrem Verbleib ein. Sie werde vermisst, hiess es da, habe SRF doch hoffentlich nicht verlassen.

Wenn ein beliebter Mensch, der sonst regelmässig zu Gast in der guten Stube ist – und sei es nur auf dem TV-Bildschirm – plötzlich fehlt, fällt das auf. SRF begründete die Abwesenheit mit einer Auszeit. Dass diese dramatische Hintergründe hat, war nicht zu ahnen.

Auf ihrem Instagram-Profil deutete nichts auf die Diagnose hin. Ihre Beiträge beweisen, wie tapfer sie sich der Krankheit stellt, dass sie sich vom Krebs nicht jede Freude nehmen lässt. In unregelmässigen Abständen veröffentlichte sie Bilder ihres Sommers. Nicht von den Behandlungen, sondern Schnappschüsse, die von einer gewissen Normalität zeugen: ihre Söhne Nelson (9) und Miles (8) beim Abtauchen in der Badi, ein Wanderausflug in der Bergwelt Arosas, stimmungsvolle Aufnahmen aus ihrer Heimat Solothurn.

Momente des Glücks können Kraft verleihen. «Es ist sinnvoll, ausserhalb der Behandlungszeit möglichst viel Schönes einzuplanen und dabei gut auf die eigenen Bedürfnisse zu hören», sagt Dr. Magdalena Maria Berkhoff. Sie ist Psychiaterin und ärztliche Leiterin der Praxis für Psychoonkologie der Krebsliga Zürich. Diese begleitet und unterstützt Patienten und Patientinnen dabei, mit der Krankheit umzugehen. «Zu Beginn ist die medizinische Behandlung das Wesentliche. In den übrigen Lebensbereichen sollte man Wichtiges für wichtig nehmen und Unwichtiges eben nicht. Im weiteren Verlauf ist es hilfreich, wenn es gelingt, die Krebserkrankung und die Ängste nicht über alle Lebensbereiche dominieren zu lassen.»

Die Diagnose Brustkrebs muss für Sandra Boner ein Schock gewesen sein. Welche Gefühle herrschen bei betroffenen Frauen vor? «Natürlich gibt es unterschiedliche Reaktionen, so wie Menschen unterschiedlich sind», sagt Dr. Berkhoff. «Manchmal Trauer, nicht mehr gesund zu sein. Oder Enttäuschung: Eine Patientin, die immer gesund gelebt hat, meinte einmal, sie fühle sich von ihrem Körper betrogen. Dann auch Angst vor Verlust an Attraktivität oder Veränderungen in
der Partnerschaft. Das stärkste Gefühl ist sicher die existenzielle Angst.»

Das Wichtigste im Leben ist für Sandra Boner ihre Familie – die Söhne Nelson und Miles sowie ihr Partner Matthieu Haudenschild (43). Auch zu ihrer Mutter Louise hat sie ein enges Verhältnis. «Wir sind immer füreinander da.» Sicherlich werden sich nun alle gegenseitig Kraft geben.

Was rät die Expertin – inwieweit sollte man Kinder grundsätzlich aufklären und einbeziehen? «Ein altersgerechter Umgang ist wichtig», sagt Dr. Berkhoff. «Kleine Kinder neigen dazu, Dinge auf sich zu beziehen oder sich sogar schuldig zu fühlen. Darum ist es zentral, mit ihnen im Gespräch zu sein und zu wissen, was sie beschäftigt. Sie dürfen Vertrauen fassen, dass sich die Erwachsenen um diese Krankheit kümmern und nicht sie dafür zuständig sind. Sie sollten, soweit möglich, ihr eigenes Leben fortführen, die Dinge, die sie gern tun, weitermachen.»

Nelson und Miles sind aufgeweckte, tolle Buben. Sicherlich werden sie ihr Mami ganz unbewusst des Öftern von dem Schicksalsschlag ablenken. Erst im Februar erzählte Sandra der GlücksPost: «Sie haben es wahnsinnig schön miteinander, spielen zusammen, verstehen sich gut. Aber klar, sie kämpfen auch viel, schreien viel, alles ist viel – aber sie sind gesund und glücklich. Äs fägt!»

Im Moment erlebt sie eine schwere Zeit. Aber der Augenblick, in dem sie selbst wieder «gesund und glücklich» ist, wird sicher kommen: Die ganze Schweiz drückt ihr die Daumen.