Der schwere Abschied von Jacques

Neun Monate nach dem Tod ihres geliebten Mannes erzählt die Skilegende, wie es ihr heute geht. Und wie sie mit Hilfe ihrer Familie den Verlust verarbeitet und den Weg weitergehen will.

Es war im März letzten Jahres:  Als die GlücksPost Erika und Jacques Reymond-Hess besuchte, wurden wir mit offenen Armen empfangen. Selten habe ich ein Paar getroffen, das so harmonisch funktionierte. Sie waren eins. Jacques erzählte davon, wie sie alles geplant hatten für ein Leben im Ruhestand. Weniger Arbeit, dafür Zeit für sich und die Familie, die um ein Mitglied grösser geworden war: Sohn Fabian (32) hatte seinen Eltern 2019 das erste Enkelkind geschenkt.

Keine zwei Monate nach unserem Besuch die Schreckens­nach­richt: Jacques war am 6. Mai 2020 mit 69 Jahren an den Folgen von Covid-19 verstorben. Obwohl er gesundheitlich vorbelastet war, schon länger Probleme mit dem Herzen hatte, «kämpfte er wie ein Spitzensportler», wie ­Erika auf mein Kondolenzschreiben antwortete. Er lag auf der Intensiv­station, musste intubiert werden und fiel dann ins Koma. Erika durfte ihn nur drei Mal besuchen, letztmals am Tag vor seinem Ableben, ihrem 32. Hochzeitstag.

Die Nidwaldnerin und ihre Söhne Fabian, Nicolas (30) und Marco (26) waren trotz allem stets zuversichtlich geblieben. «Man informierte mich telefonisch über seinen Tod, nur zwei Stunden, nachdem ich noch mit ihm tele­foniert hatte», berichtete die 58-­Jährige der «Schweizer Illustrierten». «Wir waren alle fassungslos, denn obwohl wir wussten, dass die Situation kritisch war, hatten wir die Hoffnung nie aufgegeben.»

Es habe nur eine sehr intime Zeremonie im Kreis der Familie gegeben. «Seine Asche wurde auf dem See im Vallée de Joux verstreut, seiner Heimat», erzählt sie weiter in der «Schweizer Illustrierten». «Heute fahre ich sehr oft an den Lac de Joux, wo ich ihm sehr nahe bin. Aber Jacques ist für mich überall da, wo wir etwas zusammen erlebt haben.»

Die eng verbundene Familie gibt sich gegenseitig Halt und Trost. «Sie hilft mir, ist mir enorm wichtig.» Dank ihr war das erste Weihnachtsfest ohne Jacques für sie nicht nur traurig: «Zum Glück durfte ich mit meinen Buben und deren Partnerinnen feiern. Die kleine Chloé hat mit ihren leuchtenden Augen die Abwesenheit von Jacques erträglicher gemacht. Trotz des Schmerzes geht es mir gut. Wir sind alle gesund, das ist das Wichtigste.»

Jacques’ Präsenz, seine Liebe, sein Wissen, seine grosse Ausstrahlung waren Erikas Halt, ihre Rückendeckung. Nun muss sie ihren Weg ohne ihn gehen: «Ich habe ihm versprochen, alles zu tun, damit er stolz sein kann auf seine Familie. Diese Aufgabe ist meine Motivation. Ich versuche, jeden Tag einen Schritt vorwärts zu gehen.» Weiterhin organisieren möchte sie das Volksskirennen «Raiffeisen Erika Hess Open» in der Nähe ihres Wohnortes St-Légier. Aber vor allem: eine gute und hilfsbereite Mutter sein. Die Rolle als Grossmami füllt sie gänzlich aus – am 12.1. kam mit Eva Fabians zweite Tochter zur Welt.