Der Ort ihres Seelenfriedens

Die Schlagersängerin hat mit einem grossen Fest ihr letztes ­Album und ihren 50. Geburtstag begangen – und so einen Fluch gebrochen. Nach einigen Schicksalsschlägen geniesst sie das ­Leben ganz besonders, mit viel Musik.

Von Aurelia Robles 

Die Aussicht von der Alpwirtschaft Hüttenberg in Walde SG ist wolkenfrei und reicht bis ins Glarnerland. Hier inmitten saftiger grüner Wiesen voller Löwenzahn blüht Schlagersängerin Diana auf. «Wenn ich wandere, kann ich zehnmal sagen, wie schön wir es hier mit den Bergen und all den Farben haben.» Die Gegend ist seit mehreren Jahren die Heimat der gebürtigen Schwyzerin mit Glarner Wurzeln. 

Die Ruhe steht im Kontrast zum aktuellen Alltag von Diana. Ende April hat die Schweizer Grand-Prix-der-Volksmusik-Siegerin aus dem Jahr 2001 («Ola la») ihren 50. Geburtstag mit einem grossen Fest gefeiert und dabei auch ihr neues Album «Unverkennbar» getauft und präsentiert. Partyplanung und Album-Promotion im In- und Ausland zur gleichen Zeit, «das war doch ein bisschen viel alles zusammen und auch, ich muss gestehen, streng. Es machte nur zack, zack und zack und die Zeit raste. Irgendwann dachte ich mir, dass ich schon ein bisschen verrückt und abgefahren bin», sagt sie lachend. «Doch das Fest war perfekt.»

Es war der erste runde Geburtstag, den Diana ausgiebig feierte. Denn nur zwei Monate vor ihrem 20. Geburtstag starb ­damals ihre Mutter an Brust- und Knochenkrebs. In der Zeit um ihren 30. bangte ihre ältere Schwester um ihr noch Ungeborenes, und am 40. Geburtstag hatte Tochter Vivian (15) über 40 Grad Fieber. «Da war mir natürlich nie zum Feiern ­zumute. Wenn es meiner Familie nicht gut geht, geht es mir auch nicht gut», sagt sie. «Doch mit 50 wollte ich das machen, was ich wirklich gerne tue: singen, tanzen und mit Familie, Freunden und Fans ­zusammen sein.» 

Privat und beruflich gefordert

«Ich habe schon viele Dinge erlebt, die mich geprägt haben», sinniert Diana bei einem Glas Weisswein im Idyll des Bergpanoramas. Nun ist sie ein Jahr älter, als es ihre Mutter bei deren Tod war. «Sie war noch mitten im Leben. Das hat mich ­gelehrt, dankbar zu sein, auch über jedes Jahr, das ich geschenkt bekomme.» Dankbar ist sie auch über die Zeit, die sie noch mit ihrem Papa hatte, der an Parkinson litt und 2023 verstarb. «Ich merkte, wie schön es ist, wenn man gesundheitlich nichts hat, wenn man jeden Tag aufstehen kann.» 

Ein halbes Jahr umsorgte sie Vater Sepp bei sich zu Hause, «dann konnte er gehen». Eine intensive Zeit, die von ihr fast die ganze Aufmerksamkeit verlangte und die ­Familie herausforderte. Die Tochter, die gerade ins Teenageralter kam, und Ehemann Roger (54), mit dem sie seit 20 Jahren zusammen und seit 2008 verheiratet ist, mussten zurückstecken. Just zu dieser Zeit hatte Diana auch als Sängerin fast keine Auftritte. «Dann, nach Papas Tod, kamen plötzlich wieder viele Anfragen rein», sagt sie. «Im Nachhinein denke ich mir, dass es von oben gegeben war und so sein musste, dass ich noch Zeit mit ihm hatte. Denn ich wurde einfach woanders ­gebraucht.»

Mittlerweile hat sich Diana schon 27 Jahre als Sängerin bewiesen, wurde 2010 zur Siegerin aus 25 Jahren Grand Prix der Volksmusik gekürt. «Als ich am Anfang meiner Karriere stand, war es schwerer», sagt sie. «Ich musste lernen, dass es nicht jeder gut mit einem meint, auch wenn man das denkt. Neid, Eifersucht, Lug und Betrug musste ich erfahren.» Daran habe sie lange zu beissen gehabt, aber das Positive habe immer überwogen. «Aber ich habe einfach das Publikum und die Fans gern, Freude an dem, was ich mache, und gebe immer Vollgas.» Auch, wenn es darum geht, Spenden zu generieren. So kamen bei einem Benefiz-Konzert von ihr 15 000 Franken für Parkinsonbetroffene zusammen, für die Vereinigung krebskranker Kinder konnte sie 180  000 Franken ­sammeln. 

Heute, da die Tochter älter ist, ist Diana  beruflich auf Flussfahrten mit dabei und auch wieder im Ausland unterwegs. Dabei wollte sie für die Familie damals ganz ­aufhören. «Ich bin eine ‹Gluggere›, lerne nun aber langsam loszulassen und auch zu geniessen, dass ich wieder mehr an der Reihe bin.» So wäre ihr Traum, nach all den Jahren, einmal in der TV-Show «­Immer wieder sonntags» dabei zu sein. Ein anderer Traum, jener der Goldenen Schallplatte, wurde hingegen immer kleiner. «Das ­aktuelle Album ist mein letztes, weil es sich finanziell nicht mehr lohnt.» Um dieses Ende zu verschönern, sind darauf zwei gemeinsame Lieder mit Tochter Vivian zu hören – aber auch unverkennbar Diana selbst (­dianashomepage.ch). «Ich kann sagen, dass ich mich, egal ob privat oder geschäftlich, nie verstellt habe. Und so gibt es die Schlagersängerin, Stimmungssängerin und Rampensau, die das Kalb macht. Aber es existiert auch die nachdenkliche Diana.» 

Das Schöne im Kleinen

Ihre fünfzig Lebensjahre sind, so erlebt es Diana, wie im Fluge vergangen. «Ich kann mich noch gut an den Kindergarten, die Schulschätze oder das Barfusslaufen während der Sommerferien erinnern.» Es sind die kleinen Dinge, für die sie dankbar ist. So sei sie «happy», wenn sie ein Buch lese, ihren Hasen zuschauen oder in der Sonne liegen könne. «Und beim Wandern finde ich meinen Seelenfrieden.» Nicht zuletzt ist da noch die Musik, die sie zum Glücklichsein brauche. «Mein Ziel ist es, mein 30-jähriges Bühnenjubiläum im September 2028 nochmals mit einem Fest zu ­feiern. Aber das ist dann auch das letzte, das ich organisiere.»