Der Bruch mit seiner Familie

Er ist unheimlich erfolgreich und erobert die Herzen des Publikums mit seiner fröhlichen Art. Doch auch der Komiker musste Trauriges erleben: Mit seinen Eltern hat er keinen Kontakt, weil sie ihn nicht so akzeptieren können, wie er ist.

Witzig, charmant, mitfühlend: Jonny Fischer (36) hat das Herz auf dem rechten Fleck. Seit Februar begeistert er in der TV-Show «Die grössten Schweizer Talente». Vielleicht ist er selbst sogar das grösste Talent der ganzen Sendung, denn zu seiner menschlichen Art kommt viel Kompetenz: Seit Jahren sind er und Kollege Manu Burkart (38) mit «Divertimento» Balsam für die Lachmuskeln der Schweizer, wurden mehrfach ausgezeichnet und füllten sogar das Zürcher Hallenstadion mit ihren Fans.

In «DGST» (mittwochs/samstags, SRF 1) wie auch im eben gezeigten «SRF bi de Lüt – Durch dick und dünn», in dem er mit seinem Comedy-Partner durch Schottland wanderte, konnte man nun den Menschen hinter dem Komiker kennenlernen. «Davor habe ich Respekt», sagte er kürzlich zur GlücksPost. Es sei ein «Hose abeloh». Das gelungen ist – weil er ist, wie er eben ist. Und dafür lieben ihn die TV-Zuschauer. Umso erstaunlicher ist es, dass genau die beiden Menschen, die am meisten stolz auf ihn sein müssten, wohl nie im Publikum sitzen werden, ihm vermutlich nicht einmal zu seinen Erfolgen gratulieren seine eigenen Eltern.

Jonny Fischer ist schwul und geht damit ganz offen um. Im Magazin «display» erzählt er, dass sein Coming-out aber nicht leicht war. «In meiner Familie war es sehr schwierig und ist es heute noch. Ich habe keinen Kontakt zu meiner Familie, die Homosexualität aus religiösen Gründen ablehnt.» Seine Freunde dagegen – er war damals im Lehrerseminar – hätten es «easy» aufgenommen, sagt er weiter.

Fischer ist mit vier Geschwistern im Baselbiet gross geworden, Sohn einer Lehrerin und eines Keramik-Künstlers. Auf die Frage, ob er sehr katholisch erzogen worden sei, antwortete der Komiker früher bereits im Magazin «Mannschaft» mit: «Viel schlimmer. Ich bin freikirchlich erzogen worden.» Der Kontakt zu den Eltern sei allerdings nicht sofort abgebrochen. «Wir haben lange geübt. Sie dachten, es wäre eine Phase. Ich habe alte Eltern, die in einer ganz anderen Welt aufgewachsen sind. Ich habe ein gewisses Verständnis, wenn es ein Schock ist. Jedoch bin ich der Meinung, dass die Liebe zu den Kindern über dem Glauben stehen sollte.»

Der Bruch mit Mutter und Vater muss wehtun. Dennoch: Jonny Fischer hat sein privates Glück gefunden – in seinem Partner Michi (27), mit dem er seit drei Jahren liiert ist. Davor war er, wie er in der «SonntagsZeitung» erzählte, elf Jahre Single, beging in dieser Zeit beispielsweise auch Weihnachten «mehr oder weniger alleine oder mit Freunden». So seien die ersten Weihnachten vor zwei Jahren, die er mit der Familie seines Partners feierte, sehr emotional gewesen. Den traditionellen weihnächtlichen «Familie-Türgg» habe er sehr genossen. Am 4. Juni werden Jonny und Michi im Tessin heiraten und stecken mitten in den Vorbereitungen. «Es ist gar nicht so einfach, eine Männerhochzeit zu organisieren, weil Hochzeiten oft einen weiblichen Anstrich haben», erzählte er. «Es soll also männlich wirken, aber nicht wie ein Geburtstag. Einfach ein tolles Fest mit Freunden, um die Liebe zu feiern.»

Und auch wenn die Eltern dort nicht dabei sein werden, wird er doch gut eingebettet sein. In der GlücksPost beschrieb er das einmal so: «Es gibt in meinem Leben mehrere Ersatz-Familien – Beruf, Freunde. Ich lebe sehr gut mit diesem Patchwork.»