Den Schwung kein bisschen verloren

Vom Familienglück bis zu seinen «Abstürzen»: Beim Besuch in Zürich plaudert der deutsche TV-Liebling aus dem Nähkästchen. Und verrät, was ihn in die Schweiz führte.

«Lasst uns doch schaukeln», meint Kai Pflaume (53) auf dem Lindenhof in Zürich. Wenig später schwingt er höher und höher. Eine Freude für den Fotografen –  was auch der Grund ist, dass der Moderator es vor­geschlagen hat. «Ich fotografiere selber gerne», erzählt er und nutzt später denn auch fleissig seine Handykamera. Statt das Interview in einem Café zu machen, bittet er um einen Spaziergang. «Auch wenn ich nur kurz in einer Stadt bin, versuche ich mir Zeit zu ­nehmen, noch etwas anzu­schauen.»

GlücksPost: Sie sind aber bestimmt nicht das erste Mal hier.
Kai Pflaume:
Nein, aber das letzte Mal ist gut fünf Jahre her. In der Schweiz generell war ich schon oft. Sei es für die Skiferien in Laax mit meiner Familie oder für eine meiner Sendungen.

Letzteres ist auch diesmal der Grund. Am 21. 11. ist Ihre Familienshow «Klein gegen Gross» erstmals auf SRF zu sehen.
Ja, und es freut mich, dass nach dem ORF nun auch das Schweizer Fernsehen mit an Bord ist.

Was denken Sie, macht den Erfolg der Sendung aus?
Es sind die Kinder, die beein­drucken. Wenn ein Zwölfjähriger Gapelstapler fahren kann, ist das schon toll, wenn es aber ein Fünfjähriger tut, wird es spektakulär. Und wir versuchen, noch mehr zu bieten als das, auch die Geschichte rundherum zu erzählen.

Mit Kindern zu drehen, sagt man, ist besonders herausfordernd. Wie sehen Sie das?
Kinder sind grundehrlich und sagen dir direkt, was ihnen gefällt – und was nicht. Da kann man dann nichts schönreden. Ich finde aber gerade das spannend und liebe es, wenn unvorhergesehene Dinge passieren.

Was war als Kind Ihr Talent?
Das bestand vor allem darin, in regelmässigen Abständen kleinere oder grössere Unfälle zu bauen. Mit zwei Jahren habe ich zum Beispiel ein Stück meines Fingers verloren, als ich ihn in einer Tür einklemmte. Und insgesamt habe ich mir sechs Mal den Arm gebrochen – dreimal links, dreimal rechts.

Wie kam’s?
Mal beim Sport, mal bin ich klassisch vom Baum gefallen. Bis heute eine beliebte Familienanekdote ist jene, als wir uns Turmspringen im Fernsehen angesehen haben. Kaum war es vorbei, hörten meine Eltern einen lauten Knall im Kinderzimmer. Was war passiert? Ich bin auf den Schrank gestiegen und habe das Turmspringen nachgespielt, blöderweise gab’s kein Wasser. Ich habe meine Eltern schon einige Nerven gekostet.

Sie selbst haben zwei mittlerweile erwachsene Söhne. Kamen die beiden diesbezüglich nach Ihnen?
Sie waren nicht ganz so wild, aber wenn etwas passiert ist, hatte ich natürlich alles Verständnis dafür.

Ihre Karriere dauert schon 27 Jahre an. Hatten Sie immer genug Zeit für Frau und Kinder?
Ich war zwar viel unterwegs, aber da muss man auch Prioritäten setzen. Ich habe meine freie Zeit immer am liebsten mit der Familie verbracht. Und Verlässlichkeit ist wichtig, dass die Jungs wissen: Du bist da, wenn du gebraucht wirst, und das konnte ich immer einlösen. Es gibt nichts, was mir wichtiger sein könnte.

Die beiden studieren mittlerweile und sind aus dem Haus.
Ja, wenn ich zurückschaue, bin ich besonders stolz darauf, dass es mit unseren Jungs so gut geklappt hat. Wenn Mutter oder Vater in der Öffentlichkeit stehen, kann es passieren, dass die Kinder mehr reflektieren, was die Eltern machen, statt über die eigenen Wünsche und Ziele nachzudenken. Man muss sich da als Elternteil auch zurücknehmen: Zu Hause war ich immer nur Vater, nicht der Mann aus dem Fernsehen.

Die Bindung scheint heute noch eng zu sein. Sie haben mal erzählt, dass die zwei ihre ­Eltern auch mal mit in einen Club nehmen.
Ja, das ist eigentlich die ultimative Auszeichnung (lacht).

Sie und Ihre Frau sind nächstes Jahr 25 Jahre verheiratet. Gibt es da ein Geheimnis?
Nein. Aber ich glaube, es hat mit gegenseitigem Respekt zu tun,  und vor allem mit gemeinsamer Zeit – zusammen etwas erleben, das ist entscheidend.

Nach wie vor sind Sie aber auch beruf­lich sehr eingespannt. Neben Ihren Sendungen haben Sie neu den YouTube-Kanal «Ehrenpflaume». In den Filmen besuchen Sie junge Social-Media-Stars.
Ja, ich interessiere mich sehr für die Online-Welt, bin auch auf Instagram aktiv. Mir gefällt dieser direkte Austausch. Meine Grundmotivation für alles, auch für «Ehrenpflaume», ist der Spass. Seit Beginn meiner Karriere hatte ich das grosse Glück, dass ich nie etwas tun musste, was ich nicht wollte. Das ist ein Luxus, den ich sehr zu schätzen weiss. Auch diese Reise nach Zürich, um ein bisschen für «Klein gegen Gross» zu werben, war übrigens kein Muss. Ich wollte gerne herkommen.

Und die Passanten hier freut es offen­bar. Sie werden häufig ange­sprochen. Nervt das nie?
Nein, das ist ein riesiges Kompliment. Und es kommen ja nur Menschen direkt auf mich zu, die mögen, was ich mache.

Wie haben Sie es da all die Jahre geschafft, auf dem Boden zu bleiben?
Ach, man muss nur einschätzen können, was für eine Bedeutung der eigene Beruf hat. Ich glaube, es ist nicht unwichtig, Leute zu unterhalten und sie hie und da vom Alltag und ihren Sorgen abzulenken. Aber wenn jemand zum Beispiel in der Notaufnahme arbeitet, tut er der Menschheit sicherlich mehr Dienst, rettet Leben. Man darf sich nicht überbewerten: Am Ende bin ich auch nur ein Mensch und lebe ein relativ normales Leben.