«Delfine quasseln den ganzen Tag»

Auf bedrohte Tierarten macht der Schauspieler mit seiner TV-Reihe aufmerksam. Sehr am Herzen liegen ihm derzeit auch seine kranken Eltern.

Missionieren will Hannes Jaenicke (56) nicht, wenn der Schauspieler in seiner TV-Reihe über bedrohte Tierarten berichtet. «Aber vielleicht hilft so ein Film, um Menschen zum Nachdenken zu bringen und sie aufmerksamer durchs Leben gehen zu lassen.»

GlücksPost: Sie zeigen uns in Ihrer neuen Doku die Faszination der Delfine …
Hannes Jaenicke: … und der Orcas, die seit 50 Millionen Jahren auf unserem Planeten leben. Wir sind einfach verpflichtet, sie zu schützen. Jeder von uns kann das mit sogenannten Kleinigkeiten – keine Plastiktüten oder PET-Flaschen mehr. Und weniger Mikroplastik: So stecken in einer Dosis Gesichtspeeling 100 000 Mikroplastikteilchen.

Warum ist das so schädlich?
Plastik ist nicht abbaubar und landet irgendwann im Meer. Fische und eben auch Delfine schlucken diesen Müll, ersticken oder sterben daran. Und übrigens essen wir mit den Fischen wieder Plastik. Das ist vielen gar nicht bewusst.

Was fasziniert Sie an Delfinen?
Zum Beispiel ihr unglaubliches Sozialverhalten. Sie spüren zum Beispiel, wenn Taucher oder Seeleute in Not sind. Der Kapitän unseres Tauchschiffs in Ägypten hat es erlebt: Er war unterwegs, als plötzlich Delfine kamen, vor seinem Schiff herumtanzten und ihn auf diese Art in eine bestimmte Richtung drängten. Er folgte ihnen und erreichte etwas später zwei Taucher auf dem offenen Meer, die von ihrem Boot vergessen worden waren.

Wie sind die Lebensumstände?
Delfine und Orcas leben in Grossfamilien mit bis zu 90 Tieren, ohne Kampf oder Streit untereinander. Es ist ein Matriarchat, da das erfahrenste Weibchen immer das Leittier ist. Und Delfine quasseln und schnattern den ganzen Tag. Wie ein lustiger Strickclub, herrlich!

Was quasseln sie denn so?
Tja, wenn man das wüsste! Das Schöne ist ja, dass sie nur etwa eine Stunde am Tag mit Nahrungssuche und -aufnahme verwenden. Der Rest ist Spielen, Schlafen und Paarung.

Was halten Sie eigentlich von Delfin-Therapien?
Natürlich ist es für die betroffenen Kinder schön, mit Delfinen zu schwimmen oder zu spielen. Aber man sollte bedenken, dass frei lebende Delfine weite Strecken zurücklegen, bis zu 50 Seemeilen täglich. Die Becken sind nun mal zu klein. Therapien mit Hunden oder Pferden haben den gleichen Effekt, und der Erfinder der Delfin-Therapie arbeitet jetzt mit Attrappen aus Kunststoff und ist damit genauso erfolgreich wie mit echten Delfinen.

Bleibt da bei all Ihrem Einsatz, auch für soziale Kinderprojekte, noch genug Zeit für Ihren Beruf?
Oh doch. Ich bin ja trotzdem noch mit Leib und Seele Schauspieler und drehe weiter Filme. Ich bin dankbar, dass ich diese Kombination von fiktionaler Unterhaltung und Dokus machen kann. Überhaupt, dass man eine Arbeit machen darf, die einen erfüllt und die Spass macht und von der man ganz nebenbei auch noch leben kann. Nicht jeder kann das von seinem Job behaupten.

Und Zeit für die Liebe? Für eine Familie?
Für Ersteres ist immer Zeit. Das Zweite hat sich bisher für mich noch nicht ergeben. Ich selbst bin in einem wunderbaren Elternhaus gross geworden und bin mir der Verantwortung bewusst, dass Kinder sehr viel Zeit, Liebe und Aufmerksamkeit brauchen.

Sie kümmern sich auch sehr um Ihre pflegebedürftigen Eltern. Ihr Vater leidet an Demenz, Ihre Mutter ist seit einem Schlaganfall auch auf Hilfe angewiesen.
Aber nicht allein, sondern mit meinen Geschwistern und grossartigen Pflegerinnen. Meine Eltern sind seit 60 Jahren verheiratet, haben uns eine wunderbare Kindheit geschenkt und uns soziales Denken und Handeln vorgelebt, und jetzt sind wir dran, ihnen etwas zurückzugeben.