Das Siegen ist schon beinahe Routine

Das Leben des Ski-alpin-Überfliegers ist vollgepackt mit Terminen – neben dem eigentlichen Skifahren und Trainieren. Seine Familie gibt ihm Kraft, damit alles aufgeht und er stets ruhig und gelassen bleiben kann.

Unser Skiheld hat seine Top-Form ein weiteres Mal bewiesen: Rekorde eingefahren, die staunende Konkurrenz mit teilweise sensationellem Vorsprung hinter sich gelassen. Schon die letzte Saison war ein Highlight für alle Fans von Marco Odermatt. Aber heuer hat der 25-Jährige keinen Zweifel an seiner Dominanz gelassen.

GlücksPost: Wie geht es Ihnen nach dieser atemberaubenden Saison?

Marco Odermatt: Ich bin sehr müde nach der Saison, muss nun aber für Presseanlässe, Sponsorengespräche und Autogrammstunden nochmals Vollgas geben.

Trotzdem sind Sie die Ruhe selbst.

Ich weiss, dass dieser Teil dazugehört. Das erledige ich lieber ruhig und effizient. Ich weiss, wie ich gemütsmässig im Gleichgewicht bleiben kann.

Sie haben nicht nur zwei Goldmedaillen, die grosse und zwei kleine Weltcup-Kugeln geholt, sondern auch noch einen Rekord aufgestellt: Noch nie hat jemand
so viele Punkte in einer Ski-alpin- Saison eingefahren.

Dieser Rekord ist schon sehr speziell. Etwas für die Geschichte.

Sie sagten stets, es gehe immer noch besser und schneller. Denken Sie immer noch so?

Ich denke, der Zenit ist erreicht. Aber man weiss ja nie. All diese Zahlen und Rekorde – ich kann das noch gar nicht alles fassen und einordnen.

Den Kopf voller noch unverarbeiteter Ereignisse?

Ja, schon. Ich bin in so einer Ski-Blase, alles geht um Zahlen, Siege … Man denkt, es dreht sich alles um einen selbst.

Wie kommen Sie aus dieser Blase wieder heraus?

Wichtig ist mein Umfeld. Dieser Kreis trägt mich, lässt mich aber auch am Boden bleiben. Aber das ist ja für jeden so, nicht nur für einen Athleten: Jeder braucht eine Familie und Freunde zur Unterstützung, das ist für alle wichtig. Sie geben einem Kraft.

Ihre Mutter hatte lange Angst, wenn sie die halsbrecherischen Rennstrecken sah, die Sie dann jeweils mit vollem Risiko herunterbrettern.

Ich glaube, sie kann immer besser damit umgehen. Wie ich werden auch meine Eltern erfahrener. Es ist nicht mehr so speziell, mich gewinnen zu sehen.

Ein Sieg ist nichts Spezielles mehr? 

Es wird halt wie alles im Leben zur Routine, wenn es immer wieder passiert.

Sie unterstützen «Wings for Life», ein Marathonrennen, dessen Einnahmen für die Rückenmarkforschung eingesetzt werden und das am 7. Mai wieder stattfindet. Weshalb die Stiftung «Wings for Life»?

Als Sportler in einer Risikosportart bin ich mir der Gefahren stets bewusst. Mir geht es bei dieser Partnerschaft darum, dazu beizutragen, eine Heilung für Querschnittslähmung zu finden. Für die Millionen von Menschen, die weltweit mit diesem Schicksal leben müssen. 

Muss man sich als öffentliche Person für den guten Zweck einsetzen?

Nein, das ist ein Wollen. Ich finde es wichtig, etwas zurückzugeben von dem, was mir geschenkt wurde. Es liegt nicht alles drin, weshalb ich momentan hunderte Anfragen absagen muss. Ich konzentriere mich lieber auf wenige und setze mich voll dafür ein.

Heute ebenfalls zum Termin angereist ist die Schweizer Springreiter-Hoffnung Edouard Schmitz. An einem Pferdespringweltcup hat kürzlich ein 60-jähriger Schweizer den 4. Rang erreicht. Wenn man das sieht – ist es nicht frustrierend, zu wissen, dass Ihre Karriere weit weniger lange dauern wird?

Man kann die beiden Sportarten nicht vergleichen. Beim Springreiten bildet der Reiter mit dem Pferd im Parcours eine Einheit, was körperlich wohl nicht ganz so belastend ist wie der Skirennsport. Deshalb sind Springreiter natürlich länger fit und konkurrenzfähig.

Wo sehen Sie sich in zehn Jahren?

Zu 99 Prozent wird die aktive Laufbahn vorbei sein. Aber ich habe mir noch keine Fragen gestellt, was nachher ist. Für ein Studium bin ich wohl zu alt. Aber mir stehen so viele Türen offen. Bei all meinen Sponsoren bin ich mit der Führungsetage in Kontakt. Dieses Netzwerk geht nicht verloren. Ich kann mir sowohl etwas im Ski-Bereich vorstellen, aber auch ausserhalb.

Ihre Medientage finden stets auf dem Titlis statt. Wieso?

Die Titlisregion ist nicht nur mein Sponsor, es ist auch meine Heimat. Hier wurde ich zum Skifahrer. Und ich bin auch sehr gerne in meiner Freizeit hier.

Könnten Sie sich vorstellen, auf dem Titlis Ihre Freundin Stella Parpan zu heiraten?

Wer weiss, so weit denke ich noch gar nicht.