Das lässt sein Herz höherschlagen

Der Ex-«Tagesschau»-Moderator kann es kaum erwarten, seinen Fans die Songs seines neuen Albums zu präsentieren. Darüber hinaus bringt ihn eine Reise in sein Herzensland Afrika in Hochstimmung.

Wir sind zu Gast bei Robbie Caruso in Brugg. Der Produzent arbeitet an der Seite von Ex-«Tagesschau»-Moderator Heinrich Müller, seit dieser 2004 seine ersten Schritte als Musiker gemacht hat. In dem Studio im Keller des idyllischen Einfamilienhauses entsteht Heinrichs fünftes Studioalbum. «Wir haben uns diesmal richtig lange Zeit gelassen, viel experimentiert und waren nie zufrieden. Wir wollten uns musikalisch weiterentwickeln», so Heinrich. Das verlängerte natürlich die Arbeit am Album, der Veröffentlichungstermin musste verschoben werden. «Aber wichtig ist das musikalische Resultat.» Jetzt haben sich die beiden einen Termin gesetzt: Im Oktober wollen sie «As Long As I Can Sing» definitiv herausbringen.

Die GlücksPost durfte schon ein paar Hörproben nehmen. «Waiting for the Summerwind» (veröffentlicht auf www.heinrichmueller.ch) lässt die Füsse automatisch wippen, der Sound reisst mit. Auch Heinrich dreht in der Gesangskabine vor dem Mikrofon auf, tanzt selbstvergessen. «Wenn ich Musik mache, geht es mir gut», sagt er lachend. «Als Moderator hatte ich nie solche Gefühle. Obwohl ich meine journalistische Arbeit beim Schweizer Fernsehen sehr gerne mochte.»

Heinrich erinnert sich an die konsternierten Gesichter zu Beginn seiner Musikkarriere: «Die Leute hielten mich für bürgerlich und angepasst. Dass ich Rock mag oder eine afrikanische Frau habe, konnten sich viele nicht vorstellen. Und dann hörten sie mich plötzlich singen, sahen michlocker auf der Bühne – es war anfangs schon schwierig, aus der ‹Tagesschau›-Schublade herauszukommen.» Auch Robbie erinnert sich an seine erste Reaktion: «Wie bitte, Heinrich Müller macht eine Platte?» Inzwischen sind die beiden ein perfekt eingespieltes Team. Und Robbie, der Berufsmusiker, der in den 80er-Jahren als Punker herumlief, meint grinsend mit Blick auf den ausgelassen tanzenden Kollegen: «Er ist der grösste Freak von uns allen.»

Ein eingespieltes Team: Heinrich und Robbie im Studio in Brugg. Rechts: Der Rocker: die andere Seite des Ex-«Tagesschau»-Moderators.

Ein eingespieltes Team: Heinrich und Robbie im Studio in Brugg. Rechts: Der Rocker: die andere Seite des Ex-«Tagesschau»-Moderators.

Seine Faszination fürs Exotische trieb den Aargauer im Anschluss an sein Studium nach Afrika. Während seiner Tätigkeit als Universitätsdozent in Nigeria lernte er seine Frau Ruth (62) kennen, mit der er seit 23 Jahren verheiratet ist. Rund zehn Jahre war Heinrich damals auf dem schwarzen Kontinent. Und natürlich besuchen er und seine Frau regelmässig Ruths Familie. «In den letzten Jahren wurde es allerdings zunehmend schwierig», sagt Heinrich. In Ruths Heimatort im Nordosten Nigerias ist es gefährlich. Die islamistische Terrorgruppe Boko Haram tyrannisiert seit Jahren die Bevölkerung im Norden des Landes. Ruths Vater Balang Balami ist fast der Einzige der Familie, der im Dorf noch die Stellung hält. Trotzdem reist das Familienoberhaupt immer wieder zu seinen Kindern in die Hauptstadt Abuja, die in der einigermassen sicheren Mitte Nigerias liegt.

Dort feierten Heinrich und Ruth im Juli zusammen mit der ganzen Familie Balangs 85. Geburtstag. «Ich war das erste Mal seit drei Jahren wieder in Afrika. Ich bin älter geworden. Europa ist näher, für Reisen ebenso faszinierend, dafür weniger heiss und sicherer. In Abuja sind wir aber wunderbar untergebracht im Haus meines Schwagers. Selbst die häufigen Stromunterbrüche lassen sich mit einem eigenen Generator ausgleichen.» Abuja ist künstlich angelegt. Hier wohnen reiche Leute, Staatsangestellte, Parlamentarier und der Präsident. Es gibt auch Slums, doch Abuja ist mehrheitlich sauber und gepflegt, könnte durchaus in Europa liegen.

Heinrich genoss den zweiwöchigen Aufenthalt. Afrikas Zauber packt ihn stets von Neuem. «Und Ruths Familie ist einfach wunderbar. Ihre Brüder sind ganz tolle, erfolgreiche Männer. Mit einem von ihnen bereiste ich kürzlich Ostdeutschland.» In Abuja weiss man um Heiris Abenteuerlust. Die Söhne von Ruths Bruder Harami waren bereit, mit ihrem Onkel aus der Schweiz auf Entdeckungswanderungen zu gehen. «In der Stadt und um die Stadt erheben sich kleinere und grössere Hügel. Sie zu ‹besteigen› machte grossen Spass», schwärmt Heinrich.

Zurück in der Schweiz gibt er jetzt zusammen mit Robbie der neuen Platte den letzten Schliff. Und wenn er dann auf der Bühne wieder rocken kann, ist Heinrich in seinem Element und sein Glück perfekt.