Das «Biest» in Hochform

Lästern, was das Zeug hält: In ihrem neuen Buch ist die 88-jährige Schauspielerin so angriffig wie einst im «Denver-Clan». Nur in Ausnahmefällen zeigt sie sich sanft – oder gar kleinlaut.

Ich bin wie mein Vater», sagt Joan Collins, «undiplomatisch.» Wahre Worte, wie sie nun beweist! Im Laufe ihres Lebens hielt die 88-jährige Schauspielerin ihre Gedanken auf Tonbändern fest, die sie jetzt unter dem Titel «My Unapologetic Diaries» («Meine unverfrorenen Tagebücher») veröffentlichte. Ob Hollywood-Grösse, Politiker, Prinzessin oder Bettgefährte: Das «Denver-Clan»-Biest lästert, was das Zeug hält – unterhaltsam, aber oft auch bitterböse.

Fiese Hollywood-Einblicke

Ihre «Denver-Clan»-Feindin Linda Evans (78) muss wieder einmal einstecken – wegen ihrer Schönheitsoperationen. «Wie soll man jemanden ignorieren, der mit einem Pflaster am Augenlid zum Set kommt», schreibt Collins. «Alle haben sich dann gefragt: Was hat sie sich machen lassen?» Generell scheint sich Joan auf das Thema eingeschossen zu haben. So kritisiert sie etwa die Kardashian-Schwestern für ihre «schrecklich vielen» Eingriffe und Sophia Loren (87) für ihre Zähne. Diese seien riesig und würden ausschauen, als ob sie aus Elfenbein geschnitzt wären. Ziemlich unverschämt – worüber sich Joan Collins aber nur kurz Gedanken machte. «Wir sind keine Busen-Freundinnen. Und es ist wahr!» Von Liza Minnelli (75), die zwar zauberhaft sei, erzählt sie, wie sie im Gesicht zugenommen habe – wohl durchs Trinken oder «andere Substanzen».

Schlimme Erfahrungen

Was auffällt: Während sie das Bäuchlein von Elton John (74) beispielsweise mit «Es steht ihm!» kommentiert, geht Joan Collins mit Frauen hart ins Gericht. Das erklärt sie durch ihre eigenen Erfahrungen: «Ich wurde stets unbarmherzig kritisiert. Für alles – mein Make-up, meine Figur und mein Gesicht. Da wurde ich beschuldigt, ich hätte viel machen lassen. Nichts habe ich machen lassen!» Als junge Frau habe sie deshalb geweint und sich gefragt, warum Menschen so grausam sein können.

Etwas Bettgeflüster

Vier Ehemänner hatte sie, «die mich alle kleinmachten», zudem einige Beziehungen. Darunter mit  Hollywood-Casanova Warren Beatty (84), Bruder von Shirley MacLaine (87). Diese, erzählt Joan genüsslich, habe sie einmal gefragt, wie ihr Bruder im Bett denn so sei. «Überbewertet, meinte ich. Ende der Konversation.» Ihr Glück fand sie erst 2000, als Gatte Nummer 5 – Percy Gibson (56) – in ihr Leben trat. Damals war Joan Collins noch in einer Beziehung, begann aber eine Affäre. «Es war phantastisch, aber ich war eine Frau in ihren 60ern, verliebt in einen Mann in seinen 30ern!» Obwohl sie unsicher war, was die Zukunft bringen würde, trennte sie sich von ihrem Freund. «Meine Gefühle waren so stark, dass nichts anderes zählte», schreibt sie. Und gesteht: «Er war der beste Liebhaber, den ich je hatte.» Bis heute ist sie hin und weg von ihm: «Ich kann mir ein Leben ohne ihn nicht vorstellen.»

Kein Halt vor Politikern

Mit dem britischen Premiermi­nister Boris Johnson (57) hatte sie 1999, als er noch Herausgeber einer Zeitschrift war, ein Mittagessen. «Er sah aus, als würde er sich mit dem Schneebesen kämmen.» Donald Trump (75) bezeichnet sie als «ungalanten Clown». Er habe einmal den Wunsch geäussert, eine Rolle als ihr Liebhaber im «Denver-Clan» zu spielen – und es später geleugnet. «Trump meinte in der Zeitung, dass das Letzte, was er im wahren Leben oder im TV sein wolle, mein Lover sei! Was für ein Gentleman!» Hin und weg war sie dagegen von Bill Clinton (75), der sie ins Weisse Haus einlud. «Ich war beeindruckt, er hat alle seine Gäste so warmherzig begrüsst und jedem Einzelnen seine Aufmerksamkeit geschenkt. Dieser Mann hat Sex-Appeal. Ich gebe zu: Ich war verzaubert.»

Königliche Einblicke

Royale Bekanntschaften machte Joan Collins einige. So traf sie Monacos Fürst Rainier III. («Mein heimlicher Fan»), Prinz Andrew («nett und selbstironisch») sowie Queen-Schwester Prinzessin Margaret («steif und überheblich»). 1997 erhielt sie von Königin Elizabeth II. (95) im Buckingham Palast den Ritterschlag, wurde zum Mitglied des «Order of the British Empire» ernannt, weshalb sie sich heute «Dame» Joan Collins nennen darf. «Ich hatte eine Heidenangst, mein Mund war trocken wie die Wüste Gobi und meine Knie schlotterten.» Der Beweis, dass selbst die angriffslustige Schauspielerin ihre kleinlauten Momente hat!