Ueli Schmezer
Dankbar – trotz kleiner Krisen
Sein Leben hat viele Facetten: Im «Kassensturz» ist er der knallharte Moderator, als Sänger ein sanfter Kinderheld. Ihm gefällt der Spagat – auch wenn er immer wieder hadert.
«Schiffli ufem Thunersee, hesch du für mi kes Plätzeli meh», singt Ueli Schmezer (56), während er seinen Blick über den tiefblauen Thunersee schweifen lässt. Zwischendurch ertönt das ohrenbetäubende Pfeifen der «Blüemlisalp», einem 1906 erbauten Raddampfer. Es dauert nicht lange, und die ersten kleinen Fahrgäste schauen den «Kassensturz»-Moderator, der später noch einen Auftritt am «Kinderland»-Openair hat, mit glänzenden Augen an, wippen ihre Köpfe zum Takt der Musik.
Die Idee, Kinderlieder zu schreiben, kam Ueli Schmezer, der selber Vater von drei Söhnen ist, vor über 15 Jahren. David (27), Yannic (24) und Nico (20) waren es, die ihren Papa 2001 zu dessen erster CD «Chinderland» inspirierten. Heute sind die eigenen Buben zwar erwachsen, vom Musizieren für die Kleinsten ist der Moderator aber nicht losgekommen.
Gerade veröffentlichte er sein neustes Album «Chinderland 4», das mit eingängigen Ohrwurm-Liedern unzählige Kinderherzen höher schlagen lässt. Da wäre zum Beispiel «Muus im Huus», das die Geschichte einer Maus erzählt, die im ganzen Haus die Stromkabel anknabbert – oder eben «Schiffli ufem Thunersee», das mit dem Signalton der «Blüemlisalp» beginnt. «Diesen habe ich selbst aufgenommen», verrät der Berner, der nebenbei auch in der Mani Matter-Coverband Matter-Live spielt. «Das war sehr schwierig, weil es so laut war, dass ich fast taub wurde, und mir dabei beinahe mein Aufnahmegerät kaputtging.» Er grinst schelmisch.
Laut wird es auch, wenn Ueli Schmezer mit seiner «Chinderland»-Band auf der Bühne steht und Kinder sowie deren Eltern zum Mitsingen animiert. Bis Oktober ist die Band in der ganzen Schweiz unterwegs wie nach der Schiffstour beim «Kinderland»-Openair in Thun, das in verschiedenen Städten gastiert. «Heid
ihr gwüsst, dass Cervelat gar kes Gmües isch», wird der sonst so knallharte «Kassensturz»-Moderator später liebevoll seine kleinen Fans fragen. «Jaa», rufen diese im Chor, und sogleich erklingen die ersten Takte von «Mis liebschte Gmües isch Cervelat», ein Lieblingslied der Kinder.
Ob ihn die Kleinen aus dem Fernsehen kennen? «Das kann ich gar nicht so genau beurteilen», meint Ueli Schmezer. «Manchmal kommt es vor, dass eine Mutter sagt: ‹Auf der Bühne gefällt er mir besser.› Dann weiss ich, sie hat jetzt nicht den Mut zu sagen, dass sie mich einen unmöglichen Typen findet, der überall reinredet und immer recht haben möchte.» Aber das sei okay, und er verstehe das. «Es sind zwei Facetten meines Lebens. Ich erwarte nicht, dass die Leute beide gleich cool finden.»
Seine «Kassensturz»-Karriere begann Ueli Schmezer 1996 – bis heute ist er der SRF-Sendung treu geblieben. Hat er etwa nie daran gedacht, etwas anderes zu machen? «Ich bin generell so ein Typ, der alle paar Jahre eine Krise hat. Insofern habe ich mir immer wieder überlegt, ob es das ist, was ich will und ob es mir Spass macht», erklärt er. Und das tut es: «Ich erwache morgens und weiss, dass ich etwas Sinnvolles mache. Dafür bin ich extrem dankbar.»
Wie sieht er seine fernere Zukunft mit 65 – pensioniert und ohne «Kassensturz»? «Darüber denke ich noch nicht nach. Aber dass der Mensch irgendwann von einem Moment auf den anderen nicht mehr arbeitet – ich finde das ein unmögliches Konzept.» Das werde es bei ihm nicht geben, Pläne habe er genug: «Ich werde mich selbständig machen und irgendetwas aufbauen», sagt er, nimmt seine Gitarre und meint: «Und natürlich mache ich weiter Musik.» Das laute Pfeiffen der «Blüemlisalp» erklingt, und Ueli Schmezer singt wieder: «Schiffli ufem Thunersee, hesch du für mi kes Plätzeli meh.»