Dank Internet zum Werbe-Star

Per Live-Videochat wirbt ein Bündner «Alphirt» für Ferien in seinem Kanton. Der Clip dazu verbreitet sich rasend schnell. Und sein Protagonist ist plötzlich berühmt.

Als Ernst Scherrer (66) vergangene Woche einen Kurs für angehende Förster leitet, findet er sich einer Gruppe staunender Lehrlinge gegenüber. «Das sind nicht wirklich Sie, oder?», wagt schliesslich einer zu fragen.

Doch, er ist es. «Alphirt» Ernst, der am Zürcher Hauptbahnhof per Videochat für «Graubünden Ferien» warb. Der zugehörige Clip auf Youtube wurde über sechs Millionen Mal angeklickt, internationale Medien berichteten über die Aktion. Nur Ernst bemerkte den Hype erst, als ihn seine Lehrlinge darauf ansprachen.

«Ich bin da nicht so versiert», gibt er zu. Bevor er vor diesem Laptop mit Liveschaltung in den Zürcher HB sass, hat er noch nie im Leben geskypt. Den Alphirten Ernst aus Vrin kennt man mittlerweile sogar in Italien, den USA oder Russland. Dabei ist Ernst weder Hirt noch kommt er aus Vrin! Der selbstständige Forstunternehmer wohnt in Zizers und hat «vier Söhne, vier Schwiegertöchter und elf Enkel». Einer seiner Söhne war es denn auch, der ihn zum Casting für das Werbeprojekt angemeldet hat. Ein Enkel habe wissen wollen, was denn das «Nani» zu seinem Flirt mit einer jungen Dame gesagt habe, erzählt Ernst grinsend. Und? «Sie hat bloss gelacht.»

Nach 41 Jahren Ehe dürfte Anna Scherrer (66) ihren Ernst in- und auswendig kennen. Seine Freizeit verbringt das Ehepaar übrigens tatsächlich am liebsten auf der Alp: in der gemieteten Hütte in St. Antönien im Prättigau, der Heimat von Ernsts Mutter. Hier geht er seinen Hobbys nach: Wandern, Bergsteigen, Jagen. «Das hier ist meine Welt, meine Heimat», sagt er und zeigt mit einer ausladenden Bewegung auf die imposanten Berge. Dafür werben zu dürfen, sei ihm eine Ehre. Auch wenn er überrascht sei, dass er so gut ankomme. «Ich selbst fand mich jetzt nicht so speziell.» Spass gemacht hat es ihm aber auf jeden Fall. Und er würde es jederzeit wieder machen. Dazu wird es wohl nicht kommen, die Aktion sei einzigartig gewesen, heisst es von Seiten von «Graubünden Ferien». Schade, eigentlich!


Live!

«Guata Morga, Schöni!» So und ähnlich sprach Ernst Scherrer einen Tag lang per Live-Chat Passanten im Zürcher Hauptbahnhof an. Er lud sie zum Zvieri nach Vrin GR ein. Die gut 30 Spontanen, die der Einladung folgten, erhielten ein Zugbillett. Die Aktion sorgte weltweit für Aufsehen.