Cornelia Boesch – Ihr geheimes Leben nach der «Tagesschau»

Wenn im TV-News-Studio das Licht ausgeht, wird aus der Moderatorin ein liebevolles Mami. Oder eine Soul-Lady, die das Publikum von den Stühlen reisst.

 

Es hatte sich im Vorfeld der «Oldies Party» im renommierten Hotel Waldstätterhof in Brunnen SZ bereits herumgesprochen. Als die vier Sängerinnen in den langen, schwarzen Kleidern an die Mikrofone treten, wird getuschelt. «Welche ist es denn nun?» Ist es die Schönheit links, die mit den langen dunklen Haaren und der Powerstimme, die sich so geschmeidig und katzenhaft bewegt?
Die Dame, über die getuschelt wurde, heisst Cornelia Boesch  (36) und ist das neue Gesicht
der «Tagesschau»-Hauptausgabe. «Auf der Bühne bin ich eine Soul-Lady mit Rockerherz, seit ich erstmals Aretha Franklin und Stevie Wonder hörte», sagt sie und lacht. Seit 1996 singt Connie, wie sie von ihren Freunden genannt wird, bei der Freizeitband Soul Jam, zusammen mit drei anderen Frauen. Die Gruppe, das ist ein funkenstiebendes Septett mit Bläsern und Gitarren, das mit den Soul-Hits der 60er- und 70er-Jahre die Leute von den Stühlen reisst.
 

Doch in erster Linie ist Connie verheiratet und Mutter des dreieinhalbjährigen Florian. «Ich habe eigentlich drei Leben», sagt die gebürtige Stadtzürcherin: «Familie, Fernsehen, Gesang.» Ihr Ehemann heisst Thomas Wild (52), ist Musikredaktor beim Radiosender «DRS Musikwelle». Daneben war «Tömu» jahrelang der Schlagzeuger in der Schmetterband von Polo Hofer. Beim Radio haben sich die beiden vor sieben Jahren kennengelernt, «als ich bei DRS 1 als Reporterin arbeitete. Dass er bei Polo trommelt, wusste ich nicht. Das war reiner Zufall.» Der Berner und die grossgewachsene Zürcherin wohnen im vierten Stock eines Mietshauses in der Nähe des Radiostudios. «Bei mir muss es eine Stadt sein, ich bin kein Landmensch», sagt Cornelia Boesch. «Ich könnte aber auch gut in Bern wohnen.»

 

Zum Fernsehen kam Connie Boesch wie die Jungfrau zum Kind. «Eine Kollegin überredete mich zu einem Casting beim TV. Doch ich wollte eigentlich nicht, weil ich bei DRS 1 happy war. Ich liess mich überreden, fand es lässig und wurde zu meiner grossen Überraschung gleich genommen.» Cornelia Boesch wurde auf Anhieb Moderatorin der «Tagesschau Nacht». «Da ich vom Radio Nachtarbeit gewohnt war,war das für mich nie ein Problem.» Als «10 vor 10»-Kollegin Susanne Wille schwanger wurde, übernahm Connie deren Platz in der anspruchsvollen Nachrichtensendung, «weil eine andere abgesagt hatte. Ich war einfach zur richtigen Zeit am richtigen Ort und nie eine Karriereplanerin. Eigentlich bin ich ein sehr spontaner Mensch, kann auch sehr gut improvisieren, wenn ich mit der Zeitplanung ins Trudeln komme.»

 

Die Presse schwärmte, das bekamen die TV-Bosse auch mit, und bald wurde Cornelia Boesch neben Franz Fischlin, Urs Gredig, Katja Stauber und Beatrice Müller als fünfte «Tagesschau»-Moderatorin verpflichtet. «Ein absoluter Traumjob», gesteht sie. «Weil man dabei sehr vieles machen kann, auch mal reisen, Leute interviewen. Es ist ein Job, den man endlos machen könnte.» Seit Cornelia Boesch Mutter ist, habe sich ihre allgemeine Empfindsamkeit stark verändert, sagt sie. «Schlimme Bilder mit leidenden oder gequälten Kindern, die ich am Fernsehen zu kommentieren habe, gehen mir zuweilen recht an die Substanz. Aber im Team können wir an unseren täglichen Sitzungen an einem grossen Tisch alles besprechen. Teamwork ist zentral für uns, speziell für mich. Ich könnte nie allein arbeiten, auch als Künstlerin auf der Bühne nicht.»

 

Das Familienleben ist Connie heilig. «Das ist strikt privat», sagt sie. «Aber deshalb verstecken wir uns noch lange nicht, gehen aus und auch an Partys.» Zu Hause kocht das Ehepaar Wild gerne gemeinsam. «Auch Florian wird dabei schon integriert. Er soll sehen, was Kochen ist, und wissen, wie die Lebensmittel auch ungekocht aussehen. So schnetzelt und schält er jeweils mit grosser Freude mit.» Das Gläschen Wein zum Essen oder danach freilich muss Connie alleine geniessen. «Tömu trinkt absolut keinen Alkohol, das hat er noch nie gemacht.»