Christine Neubauer – Ihre Leiden als Dienerin Gottes

Wegen der Nonnentracht litt die Schauspielerin bei den Dreharbeiten unter Kopfschmerzen und Verspannungen. Das züchtige Kostüm hatte aber auch seine positive Seite: Einzig ihre Mimik stand diesmal im Vordergrund.
 
 
 
Die Verbindung ist schlecht, bricht immer wieder ab, aber schliesslich klappt das Gespräch nach Thailand doch noch. Christine Neubauer (48) dreht dort gerade ihre nächste Komödie über eine Familie, die nach Bangkok auswandert. «In der Woche vor Ostern bin ich aber wieder zurück – rechtzeitig zur Ausstrahlung des ARD-Zweiteilers ‹Gottes mächtige Dienerin›!», meint die Schauspielerin. Der auf Tatsachen basierende Historien-Film beschreibt den Weg der bayerischen Ordensschwester Pascalina Lehnert von der Haushaltshilfe des Nuntius Eugenio Pacelli bis hin zu seiner Privatsekretärin im Vatikan, nachdem er 1939 zum Papst wurde.
 
 
GlücksPost: Die Rolle der Schwester Pascalina scheint Ihnen auf den Leib geschneidert zu sein. Ist das so?
Christine Neubauer: Nun, ich konnte für den Film auf viele Kindheitserinnerungen zurückgreifen, weil meine Familie mütterlicherseits aus derselben Region stammt wie Schwester Pascalina und ich oft dort war. Ausserdem besuchte ich zur Vorbereitung das Kloster Altötting. Dort sprach ich mit zwei Nonnen, die Pascalina noch persönlich gekannt haben und mir anschaulich ihren Charakter beschreiben konnten. Aber tatsächlich muss ich wohl die Idealbesetzung gewesen sein, denn als die Drehbuchautorin Dr. Martha Schad der Produzentin Regina Ziegler vorschlug, doch mich für die Hauptrolle anzufragen, antwortete diese prompt:«Das habe ich schon längst getan!»
 
Pascalinas Ehrgeiz, aber auch ihre Weltoffenheit und schnelle Auffassungsgabe brachten sie bis in den Vatikan. Wie viel von Ihnen steckt in Pascalina?
Ein Schweizer Gardist bestätigte mir, dass Pascalina so voller Energie war, dass sie manchmal beinahe herrisch wirkte und ihr das als Hochmut ausgelegt wurde, was sie als Dienerin Gottes zutiefst verletzte. Ich weiss aus eigener Erfahrung wie es ist, wenn man vor lauter Energie auch manchmal ins Zweifeln kommt. Und ähnlich wie Pascalina, habe ich mir während meiner Reisen sehr viel selbst beigebracht. Sie lernte Englisch, Italienisch, Steno und vieles mehr, und auch ich schnappe schnell die Sprachen in den Ländern auf, wo ich gerade drehe. Und es ist auch nicht meine Sache, lange um den heissen Brei herumzureden.
 
Was war die grösste Herausforderung in dieser Rolle?
Das Tragen der Haube! Damals wurde sie noch über den Nacken mit den Schultern verbunden. Dazu kamen Halskrause und Schleier – eine wahre Züchtigung! Ich hatte am Abend oft Kopfschmerzen und einen verspannten Nacken. So befreiend es für mich war, endlich einmal nicht wegen meiner Kleider kritisiert werden zu können, so froh war ich, nach drei Drehmonaten endlich wieder ohne Haube sein zu dürfen.
 
Danach drehten Sie auf Mallorca die Komödie «Lügen habe linke Hände», die am 25. April zu sehen ist.War das im Vergleich eine Erholung für Sie?
Auch Komödien können sehr anstrengend sein, aber da «Gottes mächtige Dienerin» an sehr vielen unterschiedlichen Orten gedreht wurde und ich mich wegen der Ordenstracht nur mit meiner Mimik ausdrücken konnte, war es für mich in der Tat eine Erholung.
 
In der ZDF-Komödie spielen Sie eine vermeintliche Heimwerker-Expertin. Wie geschickt sind Sie denn privat?
(Lachend) Genau umgekehrt zur Titelheldin bin ich praktisch besser als theoretisch.
 
Ihr Filmsohn ist etwa so alt wie Ihr Sohn Lambert jr. (18) und will ein Jahr nach Australien. Hat Ihr Sohn auch Fernweh?
Oh nein, im Gegenteil! Er hat seine erste feste Freundin und lebt in München mit mir und seinem Vater unter demselben Dach in einer eigenen Wohnung.
 
Wie sehen Ihre Wünsche für die Zukunft aus?
Ich bewege mich immer mehr Richtung Charakterfach und freue mich, dass ich in Zukunft vermehrt Filme wie «Gottes mächtige Dienerin» drehen darf.