Christine Maier – «Ich bin grundsätzlich ein glücklicher Mensch»

Sie hat einen der spannendsten Jobs beim Schweizer Fernsehen. Als Mutter von zwei Kindern und Ehefrau eines Artisten wird es der schönen «Club»-Chefin im Privatleben ebenfalls nie langweilig. GlücksPost-Reporter H. Elias Fröhlich traf die 44jährige TV-Lady zum ganz privaten Interview.
 
Ein erster warmer Frühlingstag im April. Mit ihrem Hund Nanda verbringt Christine Maier ein paar Stunden am Greifensee. Entspannung pur. Der Hund planscht vergnügt im Wasser, während wir uns auf einer Parkbank über Popularität, Kindererziehung und ihre Familie unterhalten.
 
GlücksPost: Glück im Job, privates Glück: Sind Sie ein glücklicher Mensch?
Christine Maier (nach längerer Pause): Ja, ich bin grundsätzlich ein glücklicher Mensch und fühle mich vom Leben reich beschenkt. Trotzdem ertappe ich mich immer wieder, dass ich mir viele Gedanken und Sorgen machen kann, auch wenn es oft gar nicht nötig ist. Ich kenne einige Menschen, die leichtfüssiger durchs Leben gehen als ich, die davon ausgehen, dass letztlich immer alles gut kommt, denen Pessimismus fremd ist. Das bewundere ich sehr. Ich nehme nichts für selbstverständlich.
 
Können Sie sich noch an Ihre ersten TV-Auftritte als Fernseh-Ansagerin erinnern?
Ja, klar. Das war 1987, ich war knapp 22 und bin lange Zeit fast gestorben vor lauter Lampenfieber.
 
Und doch haben Sie den Schritt zum Fernsehen gemacht. Warum?
Das ist eine lange Geschichte.Mein Ziel war nicht, zum Fernsehen zu gehen,um bekannt zu werden oder Karriere zu machen: Ich wollte damit mein Studium finanzieren und konnte damals nicht abschätzen, welche Auswirkungen ein Job am Bildschirm haben könnte. Ich war wohl ziemlich naiv. Ich war der Meinung, ich sag’ den Leuten jetzt, dass der Krimi kommt und danach der «Kassensturz» und gehe dann wieder nach Hause und anderntags ganz normal zur Uni. Ich hätte mir nie vorstellen können, dass diese kleinen Auftritte mein Leben verändern würden.
 
Warum?
Damals gab es noch keine Privatsender, nur ARD, ZDF, ORF – die meisten Deutschschweizer schauten SF. Plötzlich musste ich feststellen, dass das für einige Leute etwas ganz Besonderes war, wenn man am Bildschirm zu sehen war. Man hat Sachen in mich hinein interpretiert, was mich etwas erschreckt hat. Ich wurde zum «Schätzli der Nation» und eine öffentliche Person, die an irgendwelchen Galadinners neben Bundesräten Platz nahm. Das fand ich ziemlich übertrieben. Ich fühlte mich unter Druck – das hat mich dann auch so unglaublich nervös gemacht. Bei den ersten Auftritten wirkte ich wie das Kaninchen vor der Schlange. Schrecklich (sie lacht).
 
Sie wurden über Nacht bekannt.
Damit, dass plötzlich alle über mich redeten, dass man mich auf der Strasse erkannte, meine Arbeit und meine Frisur kommentierte, konnte ich lange nicht umgehen. Ich fand es total absurd, wenn man mich um ein Autogramm bat, wenn ich im Restaurant bevorzugt behandelt wurde, in Zeitungen Interviews geben sollte. Meine Familie und Freunde, von denen mir einige zum Glück bis heute sehr nahe sind, haben allerdings dafür gesorgt, dass ich auf dem Teppich blieb. Die waren manchmal ganz schön streng mit mir.
 
Und Sie – sind Sie Ihren Kindern eine strenge Mutter?
Kommt darauf an, was man unter streng versteht. Unsere Kinder würden die Frage sicher mit «eher ja» beantworten. Ich würde «konsequent » bevorzugen. Sehen Sie, ich halte nicht viel davon, den Kids alles zu gewähren oder zu verbieten. Es ist nicht einfach, da immer den richtigen Weg zu finden. Ich lasse gerne mit mir diskutieren, möchte aber nicht immer alles wieder neu verhandeln müssen. Es gibt Sachen, darauf möchten wir Eltern uns verlassen können. Abmachungen sollen eingehalten werden, das gilt aber umgekehrt auch für uns Erwachsene. Ausserdem sollen unsere Kids zu Hause mithelfen. Die Begeisterung dafür hält sich allerdings in Grenzen – wie man sich denken kann.
 
Wie ist es mit dem Internet?
Ein leidiges Thema.Das kennen sicher alle Eltern von Teenagern. Wir möchten einfach nicht, dass die beiden uneingeschränkt am Computer sitzen. Und wir möchten wissen, wo sie herumsurfen, mit wem sie chatten. Sie sollen den richtigen Umgang mit den elektronischen Medien lernen, ohne diesen zu verfallen. Es ist doch viel wichtiger, dass sie Sport machen, ein Instrument spielen, sich mit Freunden treffen.
 
Strafen Sie auch mit Compi-Entzug?
Hab’ ich auch schon gemacht, ehrlich gesagt. Das gab ziemlich Zoff.
 
Ihr Mann David Dimitri ist oft weg…
… deshalb sieht er einiges auch mal anders. Mit mehr Distanz. Lockerer. Das zwingt mich allerdings immer wieder, mich und meine Verhaltensmuster zu überdenken. Für Naomi und Robin ist dies sicher ein guter Ausgleich.
 
Wenn Mami nein sagt, sagt er nicht ja?
Das wäre wohl eher ungünstig für den Haussegen. Aber umgekehrt gilt dies natürlich auch. Wir ziehen am gleichen Strick.
 
Ihr Mann ist oft als Artist im Ausland unterwegs – wie sieht Ihre Aufgabenteilung zu Hause aus?
Wissen Sie, David ist mit 14 weg von daheim, hat sich vier Jahre in Budapest ausbilden lassen und ist von dort direkt nach Amerika engagiert worden. Was ich damit sagen will: Er braucht niemanden, der ihm seine Hemden wäscht und bügelt und vorkocht, weil er nicht weiss, wie der Herd funktioniert. Im Gegenteil, er würde das gar nie wollen. Wenn er da ist, teilen wir die Familienarbeit.
 
Haben Sie auch mal Angst um Ihn?
Da ich nicht ganz schwindelfrei bin, habe ich Mühe, mir vorzustellen, auf dem hohen Seil Städte, Stadien, Plätze zu überqueren. Es ist seine Leidenschaft. Ich sehe einfach nicht hin.
 
Wie sind Sie selber aufgewachsen?
Meinen Eltern, die mit gar nichts in der Tasche aus Deutschland in die Schweiz kamen, wurde nichts geschenkt. Sie haben hart gearbeitet, um uns ein besseres Leben zu ermöglichen. Dafür bin ich sehr dankbar. Meine Mutter war 20, als mein Bruder zur Welt kam und 21 bei mir. Sie hatte solche Angst, etwas falsch zu machen, dass sie lieber einmal zuviel «nein» sagte. Partys, Jungs bei uns zu Hause, Ausgang bis in die Puppen – all dies kam überhaupt nicht in Frage. Damals hat mich das wahnsinnig geärgert. Heute verstehe ich das natürlich besser. Mein Papa ist leider verstorben, zu meiner Mama habe ich eine enge Beziehung. Sie hat mich immer unterstützt und auch oft zu den Kindern geschaut, wenn wir Engpässe hatten.
 
Und die Familie Dimitri?
Das ist eine ganz andere, spannende Welt, die mich sehr bereichert hat. Leider sehen wir uns nicht so oft. Meine Schwiegereltern sind unglaublich beschäftigt, ständig unterwegs. Und auch wir würden gerne häufiger den Weg ins Tessin finden.
 
Ihr Schwiegervater, Clown Dimitri, tritt immer noch auf.
Ich bin schwer beeindruckt, wie fit er und auch meine Schwiegermutter Gunda sind. Dimitri inszeniert neue Stücke und spielt auch seine bekannten Programme immer noch mit grossem Erfolg. Zu seinem 70igsten Geburtstag hat er sich einen alten Traum erfüllt – eine burleske Inszenierung, in der er zusammen mit seinen Kindern Nina, Masha, David und seinem Schwiegersohn Kai auf der Bühne steht. Seit bald vier Jahren sind sie mit «La Famiglia Dimitri» auf Tournee. Was an einem Ostersonntag als spontaner Gedanke am Küchentisch diskutiert wurde, wurde auch über die Schweiz hinaus zum Erfolg. Ich freue mich für die Dimitris.
 
Sind Ihre Kinder stolzauf ihren berühmten Grossvater?
Ich habe sie das noch nie gefragt. Sie haben ihn einfach sehr gern – als Nonno und als Clown. Er ist ein ganz besonderer Mensch, das spüren sie.
 
Wie gehen die Kinder damit um, dass man Sie überall erkennt?
Sie sind damit aufgewachsen, sie kennen es nicht anders. Und ehrlich gesagt – es interessiert sie nicht wirklich. Wenn wir irgendwo angesprochen werden, machen sie sich jeweils am liebsten «unsichtbar » und verziehen sich. Das Schlimmste für sie ist, wenn sie mit anderen Leuten über die Jobs ihrer Eltern reden sollen. Das finden sie peinlich.
 
Werden Sie vermehrt wahrgenommen, seit Sie mit der Leitung des «Clubs» eine anspruchsvolle Aufgabe übernommen haben?
Ich werde anders mit meiner Arbeit konfrontiert als früher. Heute spricht man mit mir über Sendungen, äussert sich zu Gästen oder sagt mir, über welche Themen ich endlich mal diskutieren soll. Was aufregt, was gefällt. Der Fokus ist weniger auf mir. Darüber bin ich froh. Mir gefällt es, wenn ich von Leuten auf der Strasse ein Feedback zum «Club» bekomme, auch wenn es mal Kritik ist. Der direkte Kontakt zu den Zuschauerinnen und Zuschauern ist mir sehr wichtig.
 
Gibt es auch Beschimpfungen?
Von Angesicht zu Angesicht ist mir das – Holz aalange – noch nie passiert. Aber der Ton in Mails nach Sendungen kann schon mal happig sein. Da wird Frust abgeladen, mit dem Zweihänder ausgeteilt. Es wird geschimpft: über Positionen der Gäste, über die Moderatorin, über das Thema. Vorwiegend ist die Kritik allerdings konstruktiv. Oder wir werden gelobt. Sonst würde man diesen Job wohl nicht lange aushalten. Trotzdem – wer in der Öffentlichkeit steht, muss wissen, dass er polarisiert und nicht allen gefallen kann.
 
Sind Sie selbstkritisch?
Ja, schon. Ich bin zwar nicht mehr so hart mit mir wie früher. Aber ich hatte nicht immer das Gefühl, es sei alles grandios, was ich mache. Dieser Gedanke ist mir absolut fremd.
 
Hatte Ihre Karriere nicht auch ein bisschen mit Ihrem attraktiven Äusseren zu tun? Eine gescheite, clevere Frau, die auch noch schön ist?
Das ist zwar einerseits sehr charmant, was Sie da sagen. Aber Sie können keine 75minütige Diskussionssendung moderieren, nur weil Sie eine nette Nase haben.
 
Was bringt Sie zum Weinen?
An Beerdigungen muss ich immer weinen, auch wenn mir die Verstorbenen gar nicht so nah gestanden sind. Wenn Chöre in Kirchen Weihnachtslieder singen. Und wenn sich in diesen ultrakitschigen Sendungen Menschen, die sich 30 Jahre nicht gesehen haben, schluchzend in den Armen liegen. Dann gibt es auch Situationen im Alltag, die mir die Tränen in die Augentreiben können. Ein heftiger Streit. Ein langer Abschied. Wenn es einem geliebten Menschen nicht gut geht.
 
Was bringt Sie zum Lachen?
Wenn Kinder laut und herzlich lachen, dann ist das so ansteckend. Und was ich ebenfalls mag: supertrockenen, britischen Humor.
 
Sind Sie eine gute Köchin?
Fragen Sie die, die an unserem Tisch gesessen und mit dem Leben davon gekommen sind. Im Ernst: Ich koche unglaublich gern. Am Sonntag manchmal exzessiv. Es gibt kaum etwas Besseres für mich, um richtig abzuschalten. Auf andere Gedanken zu kommen. Laute klassische Musik, dampfende Töpfe, die Kinder neben mir, die rüsten und rühren. Da geht mir das Herz auf.
 
Wo haben Sie kochen gelernt?
Meine Mutter ist wirklich eine Spitzenköchin, die immer alles selber zubereitet. Bei uns gab es trotz schmalem Budget nie irgendwelche Fertigware. Da bin ich ziemlich vorbelastet. Allerdings würde ich meiner Familie nie etwas auftischen, was zu den Spezialitäten meiner Mama gehört. Gulasch mit Semmelknödel,zum Beispiel. Die Jury zu Hause wäre unerträglich hart.
 
Was muss man über Sie persönlich wissen, was man am TV nicht sieht?
Mehr als das, was ich bislang erzählt habe, eigentlich nicht. Dabei können wir es belassen, wenn Sie damit einverstanden sind (sie lacht).
 
Sie haben einen Hund…
…ja, unsere Nanda, etwas klein geraten, eher struppig und immer noch verspielt.
 
Ein Hund ist ziemlich aufwändig.
Wem sagen Sie das. Zum Glück hatte ich vorher keine Ahnung, was auf uns zukommt. Meine Kinder Naomi und Robin sind aber sehr fleissig mit Spaziergehen. Am Wochenende machen immer sie den ersten Spaziergang mit ihr. Das handeln sie selber aus, wer wann geht. Doch mehrheitlich sind es schon David und ich, die mit Nanda durch die Natur streifen. Das sind Auszeiten für mich, die mir gut tun. Wo ich ganz alleine zur Ruhe finde.