Hier kann er seine Seele baumeln lassen

Obwohl er seit Jahrzehnten im Ausland lebt, kehrt der Schauspieler immer wieder gerne an den Zürichsee zurück. Um seine Schwester zu treffen, sich an seine Eltern zu erinnern – und natürlich für einen Gastauftritt in «seinem» Dorf.

Beinahe andächtig sitzt Christian Kohlund (61) in einer kleinen Galerie in Stäfa am Zürichsee und betrachtet ausgestellte Bilder und Zeichnungen seiner verstorbenen Eltern, der Schauspieler Erwin Kohlund und Mar-grit Winter. «Mein Vater war ein hervorragender Künstler, und auch meine Mutter hatte grosses Zeichentalent. Schön, dass meine Schwester Franziska die Werke der beiden der Öffentlichkeit zwei Monate lang zugänglich gemacht hat», sagt er und geniesst den kurzen Moment der Ruhe. Denn gleich geht es weiter zu den Proben ins «Rössli», wo der Schauspieler am Abend, arrangiert von seiner Schwester, eine Lesung halten wird.

Stäfa, der Ort seiner Jugend, war und ist für ihn ein trauter Hafen, wo er seine Seele baumeln lassen kann. Seit dem Tod der Eltern ist es aber auch immer wieder ein Heimkehren zu seiner Schwester Franziska (62), mit der ihn ein ganz spezielles Band verbindet.

GlücksPost: Waren Sie sich immer schon so nahe?

Christian Kohl und: Ich habe eine Schwester, wie man sie sich nur wünschen kann. Wir sind seit frühester Jugend ein eingeschworenes Team, stritten uns selten, ausser einmal: Als ich unbedingt ihre Birne wollte und sie deswegen in die Hüfte biss. (Er lacht)

Ihr hattet ja auch beruflich ähnliche Pläne …

Als Franziska in Cambridge Englisch studierte, durfte ich, von meinem Vater finanziert, einmal zu ihr reisen, und dort beschlossen wir beide, die Schauspielschule zu besuchen. Mich zog es nach Wien, Franziska nach Zürich. Wir machten denselben Job, aber jeder für sich. Der Gedankenaustausch aber blieb. Franziska war immer für mich da, wenn es mir schlecht ging. So auch in einer privaten Krise mit meiner Frau Elke, die ich aber glücklicherweise bewältigen konnte. Immerhin sind wir heute über 30 Jahre zusammen, und das will etwas heissen!

Eine Seltenheit in dieser Branche, oder?

Das kann man laut sagen! Und noch immer freue ich mich jeden Morgen, wenn ich mit ihr gemütlich frühstücken darf! Ich bin ein Alpha-Männchen, ein typischer Löwe mit Harmoniesucht, und nicht so einfach zu handhaben. Aber Elke hat einen grossen Familiensinn und versteht es, mir ein grundsätzliches Einverständnis entgegenzubringen. Ich wäre auch nicht dagegen gewesen, wenn sie irgendwann als Elke Best ihre Karriere als Sängerin wieder aufgenommen hätte. Aber sie sagt, sie habe auf dem Höhepunkt aufgehört, weil sie sich vom Showbusiness nicht mehr manipulieren lassen wollte. Für sie habe es damals gestimmt– und stimme heute noch so. Ausserdem leben beide Kinder noch mit uns unter einem Dach und schätzen das «Hotel Mama».

2011 schien es, als würde man Sie fortwährend im TV sehen!

Das waren vor allem Wiederholungen. Gewöhnlich drehe ich zwei «Traumhotel»-Folgen im Jahr, bin also gerade einmal zehn Wochen weg und sonst grösstenteils in München bei meiner Familie.

In diesem Monat sehen wir Sie im «Traumhotel» aus Vietnam und Brasilien. War da die Familie mit dabei?

Ich habe es mir bei 16 von 18 Dreharbeiten fürs «Traumhotel» geleistet, meine Familie in irgendeiner Form dabei zu haben. In Vietnam waren alle vier dabei. Und in Brasilien arbeitete Luca, der jetzt18ist, sogar drei Wochen mit am Set, schleppte Kabel und andere schwere Geschütze durch den heissen Sand.

Was ist denn aus den Schauspieler- Ambitionen Ihres Sohnes geworden? (Er lacht) Luca bastelt noch ein bisschen herum – auch mit seiner Freundin. Aber ich muss ihn in Schutz nehmen: Er hat bereits bei vier Filmen in der Aufnahmeleitung gearbeitet, dient sich durch das Metier hindurch. Auch Francesca, die 27 ist, tritt nicht in meine Fussstapfen: Sie arbeitet in einer Projekt-Entwicklungsfirma.

Sind Sie traurig darüber?

Nein, gerade in der Schauspielerei ist es extrem schwierig geworden. Wie soll man einen vernünftigen Lebensplan machen in einer Zeit, in der es keine Sicherheit mehr gibt? Ich bin in einer Künstlerfamilie gross geworden, weiss, was es heisst, Geld verdienen zu müssen. Wir mussten nie auf etwas verzichten, aber der Konkurrenzkampf wird immer grösser.

Da haben Sie mit «Traumhotel» einen sicheren Wert!

Genau. Das ist meine Bank! Im letzten Herbst wurden einige Formate in der ARD aus Kostengründen gestrichen. Ich habe ganz schön aufgeatmet, als es hiess, «Traumhotel» läuft weiter. Abgesehen davon, dass ich über all die Jahre meinen Horizont enorm erweitern konnte, bot mir dies die finanzielle Sicherheit, mich um meine Leidenschaft, das Theater, kümmern zu können.

Und im Theater sehen Sie Ihre Zukunft?

Ja. Ich werde irgendwann vermehrt anspruchsvolle Stücke inszenieren oder zusammen mit meiner Schwester – so wie früher mit «Vivre», einem Chanson-Programm – auf Tournee gehen.