«Ich hatte das Gefühl, dass ich gehasst werde»

Wie eine Schutzmauer für ihr Herz: Seit Jahren hüllt sie sich in Schweigen, wenn es um Privates geht. Zu ihrem bevorstehenden 60. Geburtstag gab die Prinzessin nun ein Interview – das zeigt, wie tief die Verletzungen sind, die das Leben ihr zugefügt hat.

Eisprinzessin – so wurde Caroline schon genannt. Weil sie Auftritte stets vornehm perfekt absolviert. Weil sie keine Schwächen zeigt. Weil sie ihre Gefühle unter Verschluss hält. Spricht sie über ihre karitative Arbeit, achtet sie darauf, kaum Privates preiszugeben. Einblicke in ihr Seelenleben sind so selten, dass sie einem Wunder gleichkommen. So eines ist nun wieder geschehen: In der französischen «Vogue» öffnete die Prinzessin kurz vor ihrem 60. Geburtstag am 23. Januar ihr Herz. Nur ein Stück weit, aber weit genug, um zu verstehen, weshalb sie sich in den sechs Jahrzehnten ihres Lebens solch einen dicken Panzer zugelegt hat.

Seit Caroline zur Welt kam, stand sie als Prinzessin von Monaco im Licht der Öffentlichkeit. Und sie litt darunter. «Ich habe mir das absolut nicht ausgesucht, wurde so jung damit konfrontiert», sagt sie, «und es war – ich will nicht sagen Schmerz – aber eine Tristesse, Frustration, es hat Zorn in mir hervorgerufen. Und wirklich, wenn du das nicht magst, nicht dafür gemacht bist, kann es dich verrückt machen, wenn du realisierst, dass dein Leben nicht dir gehört. Also schützt du dich, indem du schweigst.»

Zudem, meint Caroline, gebe es so viele Menschen, die zu viel reden, da sei es doch nicht schlecht, wenn andere still seien.

Obwohl ihr durchaus klar war, dass sie viele Privilegien hatte, träumte sie oft davon, einfach nur Caroline Grimaldi zu sein. Doch weder sie noch ihre jüngeren Geschwister Albert II. (58) und Stéphanie (51) hatten eine Wahl – auch wegen ihrer Eltern, Fürst Rainier III. († 2005) und Fürstin Gracia Patricia († 1982), denen die Kinder noch mehr Glanz brachten. «Es waren andere Zeiten damals. Ich will sie nicht kritisieren, sie haben alles in guter Absicht getan. Aber wir waren sozusagen ihre Geheimwaffe, Accessoires. Diese Maschinerie kann dich von einem auf den anderen Moment überrollen.» Lange hatte sie die Hoffnung, dass sie dieses Leben eines Tages würde hinter sich lassen können – weil ihre Mutter ihr immer erklärt hatte, dass ihr Bruder der Thronfolger sei. «Caroline, du wirst weggehen, musst nicht Teil von alledem sein», habe sie ihr gesagt, und sie habe daran geglaubt, dass sich, sobald sie studiere, niemand mehr für sie interessiere. «Doch es war nicht so.»

Im Gegenteil: Die Öffentlichkeit interessierte sich für alles in ihrem Leben, zumal sie nach dem Verlust der Mama die «First Lady» im Fürstentum war. Bei deren Tod und dem ihrer grossen Liebe Stefano Casiraghi († 1990) weinte das Volk mit ihr, über ihre Liebesgeschichten wurde getuschelt, bei der Geburt ihrer Kinder Andrea (32), Charlotte (30), Pierre (29) und Alexandra (17) mit ihr gefeiert. Doch die Gefühle, die ihr entgegengebracht wurden, wertete sie negativ. «Zwischen meinem 14. und über mein 30. Lebensjahr hinaus hatte ich das Gefühl, dass man mich hasst», erzählt sie der «Vogue». «Ich fragte mich, wieso sie mich nicht einfach in Ruhe lassen können, wenn sie mich doch hassen und schreckliche Dinge über mich sagen. Ich konnte damals ziemlich aggressiv werden.»

Die Erinnerungen an die schlechten Zeiten seien aber vage, es lohne sich nicht, an ihnen festzuhalten. Heute fühlt sie sich viel wohler in ihrem Dasein. Das hat sicherlich mit ihrer Schutzmauer zu tun, aber auch mit dem Umstand, dass sie nicht mehr im Mittelpunkt des Geschehens ist: Fürstin Charlene (38) sorgt weitaus häufiger für Schlagzeilen, ebenso ihre Kinder, die ihre eigenen Familien aufbauen. Sohn Pierre und dessen Frau Beatrice erwarten in diesen Tagen Carolines viertes Enkelkind.

Das Älterwerden macht der Prinzessin keine Probleme, sie wolle keinesfalls mehr 20 sein. «Das war für mich keine besonders spannende Zeit, ich erinnere mich an Langeweile», sagt sie. «Ich habe es ohnehin nicht gemocht, ein Kind oder jung zu sein.» Ihr jetziges Leben als Grosi, Wohltäterin und (meist) stille Beobachterin sagt ihr da viel mehr zu. «Oh ja, heute gönnt man mir royalen Frieden.»