«Brigitte ist für mich wie ein Sechser im Lotto»

Seit knapp einem Jahr sind er und seine Frau Hoteliers und trotz der fehlenden Paarzeit und dem Druck glücklich im neuen Job. Einmal mehr scheint beim Musiker alles rund zu laufen – doch er hat eine schwierige Zeit hinter sich, in der ihn viele Zweifel plagten.

Strahlende Gesichter von Graubünden über Bern bis ins Wallis: Trauffer (43) hat wieder das Örgeli eingepackt und ist mit seinem aktuellen Album «Glöggelä» auf Tour durch die Schweiz – 60 000 Fans werden ihm am Ende zugejubelt haben. Vom wilden Musikerleben mit langen Partynächten und geruhsamen Tagen ist er dennoch weit entfernt, wie sich beim Telefongespräch mit der GlücksPost zeigt.

GlücksPost: Wo sind Sie gerade?

Marc Trauffer: Im Büro der Trauffer Holzspielwaren, wie sich das gehört. Ich bin Geschäftsführer und nehme das ernst. Das ist mein Leben. Aber die Leute nehmen das schon anders wahr, das wird mir bewusst, wenn ich zum Beispiel in der «Erlebniswelt» unterwegs bin und angesprochen werde.

Diese gehört zum Bretterhotel in Hofstetten BE, das Sie und Ihre Frau Brigitte letzten Juni eröffnet haben. Wie ist Ihre Bilanz bisher?

Sehr gut, wir können nicht jammern. Aber klar: Es ist ein Start-up, wir haben es auf einer grünen Wiese gebaut und fahren es immer mehr hoch. Das ist herausfordernd, wir lernen jeden Tag Neues. Mitarbeitende zu finden, ist nach wie vor extrem schwierig. 

Rund um die Eröffnung hatten Sie eine wahnsinnig strenge Zeit: Ist der Arbeitsaufwand inzwischen etwas kleiner geworden?

Nein, wir haben selten frei. Aber Brigitte und ich sehen das zum Glück ähnlich: Du kannst nicht so einen Betrieb aufbauen und dann denken, er läuft von alleine. Da musst du dich voll reinhängen.

Worauf sind Sie besonders stolz?

Dass die Leute wiederkommen. Wir hatten Gäste, die im Sommer da waren und im Winter gleich wieder. Oder solche, die mit der Firma ein Seminar besucht haben und später mit der eigenen Familie eincheckten. Das zeigt, dass der Service gut ist, das Essen schmeckt, wir ein tolles Produkt am Start haben. 

Sie und Brigitte, die Hoteldirektorin ist, sind sehr eingespannt. Wie steht’s da um die Beziehungszeit?

Ich hatte innert eines Jahres drei Grossprojekte – das Hotel fertig bauen und die Eröffnung Anfang Juni, die zwei Büetzer-Buebe-Konzerte im Juli im Letzigrund-Stadion Zürich, im Herbst die Veröffentlichung des Albums und jetzt die Tour. Wir wussten, dass wir da nicht viel Pärchenzeit haben würden. Aber wir nehmen sie uns zwischendurch und geniessen sie dann umso mehr.

Ihre Frau stammt aus der -Ostschweiz – trifft man Sie dort noch an?

Nicht so oft wie früher, aber hin und wieder schon. Wir können dort gut abschalten. Ich sage immer: Der Preis, den wir für unseren Hoteltraum bezahlt haben, ist, dass unser Daheim nicht mehr ganz so «daheim» ist wie früher. Wir leben halt im Dorf, und bei einem 24-Stunden-Betrieb ist nun mal immer irgendetwas.

Sie beide sind seit fünf Jahren liiert, seit 2020 verheiratet. Was macht Brigitte zur perfekten Frau für Sie?

Allein schon aufs Hotel bezogen: Sie hätte den Job als Direktorin ja nicht machen müssen, aber sie wollte es, hat alles mit mir aufgebaut. Und sie ist eine unglaubliche Gastgeberin. Das liegt an ihrem Strahlen, dieser natürlichen Freude in den leuchtenden Augen. Und privat ist es nicht anders: Trotz dem ganzen Druck und der vielen Arbeit ist sie so ein fröhlicher, zufriedener Mensch. Was für ein Riesenglück, dass ich unter all den Frauen genau sie gefunden habe. Sie ist wie ein Sechser im Lotto für mich.

Sie selbst sind letztes Jahr – nach den Letzigrund-Konzerten – mental in ein Loch gefallen.

Das ist so. Diese Konzerte vor insgesamt 80 000 Fans waren eine «Once in a Lifetime»-Sache – einmalig. Da fragst du dich danach schon, ob du so weitermachen willst wie vorher. Du weisst: So etwas wirst du nie wieder erleben. Aber ich hatte, bedingt durch Corona-Verschiebungen, ja gar keine Wahl: Die Veröffentlichung des Albums «Glöggelä» und die Tour standen an, da war keine Zeit, zu warten, dass mich die Muse küsst, und zu überlegen, was ich als Nächstes gerne machen würde.

Und wie konnten Sie das Ganze schliesslich für sich sortieren? 

Wie es halt meistens ist – indem man einfach macht. Was bleibt einem auch anderes übrig? Etwas Druck ist ja oft auch gut. Ich habe mit der Promo angefangen, mit den Bandproben, der Groove kam wieder. Es hatte, wenn man ehrlich ist, ja alles auch mit einer gewissen Angst zu tun … 

Inwiefern?

Du fragst dich, ob die Fans wirklich noch da sind, wenn du wiederkommst. Ob sie das, was du machst, noch wollen. Man wird nicht jünger, und ich bin schon lange dabei. Da mache ich mir nicht vor, dass es ewig so weitergehen wird. Aber dann war das Album wochenlang in den Top  10, die Tour hat sich gut verkauft – das tat gut, und so kam auch die Freude wieder zurück.

Und seit März begeistern Sie als Alpentainer wieder das Publikum …

Als ich beim Auftakt in Langenthal raus auf die Bühne bin, war das eine riesige Erlösung. Die Leute hatten so Freude, haben jede Zeile mitgesungen, auch von den neuen Songs. Es war ein richtiges Heimkommen – zurück zu meiner Alpentainer-Familie, die auf mich gewartet hat. Dafür bin ich sehr dankbar und voller Demut. Gerade wenn man sieht, wie andere Künstler zu beissen haben.

Über Sie gibt es nun sogar eine TV-Doku (3. 5. auf 3+, ab 26. 4 auf dem Streaming-Dienst oneplus). Was dürfen wir da erwarten?

Es geht vor allem um den Weg, den ich in den letzten Monaten gegangen bin und der manchmal auch schwierig war. Was nach dem grossen Konzert im Letzigrund passiert und was es brauchte, bis ich in Langenthal wieder auf die kleine Bühne bin. 

Dann lernt man auch mal Ihre verletzliche Seite kennen.

Verletzlich ist vielleicht übertrieben. Aber man sieht, dass nicht immer alles nur super läuft.

Sie haben 185 Angestellte in den Firmen, 120 Crew-Mitglieder bei der Tour. Steht man da nicht ständig unter Druck?

Während Corona war der Druck fast nicht auszuhalten. Jetzt ist er beim Hotel sicher noch ein Stück weit da. Aber es läuft ja in allen Bereichen gut. Und ich sage immer: Wenn du erfolgreich bist, hast du auch Kraft ohne Ende.

Auf Instagram haben Sie kürzlich erzählt, dass Michelle Hunziker im Hotel zu Besuch war und Ihnen zum Abschied sagte: «Ds Läbe hets guet gmeint mit üs, gäu?» An was liegt’s – Ehrgeiz, Glück?

Da habe ich eine klare Meinung: Es ist eine Prise Ehrgeiz, ein gutes Stück Arbeit, eine Portion Risiko und ein grosser Teil Glück. Manchmal kann man das auch ein bisschen erzwingen: Wenn du vieles probierst, darf auch mal etwas in die Hose gehen und du hast immer noch genug Bälle in der Luft. Und du musst auch bereit sein, das Glück zu empfangen – den Penalty zu schiessen, wenn der Ball vor dir liegt. 

Sie selbst haben alles, was Sie haben, in Ihre Hotelpläne investiert.

Ja, das ist eben der Mut zum Ri-siko. Aber wie gesagt, das allein reicht nicht. Ich hatte nie einen gröberen Unfall, war nie krank: Gesundheit kannst du dir nicht verdienen oder kaufen. Ich bin dankbar, dass ich bisher viel Glück hatte.

Haben Sie Angst, dass der Wind da mal drehen könnte?

Nein, aber ich bin mir dessen sehr bewusst. Ich habe auch meinen ganzen Nachlass geregelt, und das sehr penibel. Ich habe viele Angestellte, verschiedene Firmen, zwei Kinder: Ich kann denen nicht die Verantwortung überlassen, «wenn’s mi butzt». 

Die beiden stammen aus ihrer ersten Ehe. Lars ist 20 und Sanitärinstallateur, die 18-jährige Lani macht die Hotelfachschule. Da steht die Nachfolge ja quasi in den Startlöchern …

Die beiden sollen erst mal ihren eigenen Lebensweg gehen. Wir haben eh besprochen: Vor 30 dürfen sie nicht heimkommen. Im Alter zwischen 20 und 30 beim Papi angestellt zu sein, das geht gar nicht! Die sollen sich mit anderen Chefs und Hierarchien auseinandersetzen, selber erfahren, was Leben bedeutet.

Und wie geht’s bei Ihnen selbst weiter? Haben Sie neue Pläne?

Ach, Pläne habe ich immer (lacht). Aber jetzt geht es erst einmal darum, das Aufgegleiste auf Spur zu halten und dann vielleicht auch mal etwas durchzuschnaufen. Eine Auszeit wäre schön.

Was heisst das bei Ihnen – eine Woche Ferien?

Drei Wochen. Es ist aber noch nichts geplant. Wahrscheinlich wird es nächstes Jahr werden.