Bleibt das tragische Verbrechen ungesühnt?

Vor 25 Jahren wurde der Manager der Kastelruther Spatzen brutal getötet. Die Bandmitglieder, speziell dessen Bruder, hoffen, dass die Suche nach dem Täter wieder aufgenommen wird.

Totschlag? Oder gar Mord?  Was am 6. März 1988 geschah, ist für die Kastelruther Spatzen nach wie vor ein Mysterium. Damals wird ihr Manager, Karlheinz Gross († 38), im Industriegebiet von Magdeburg (D) blutüberströmt aufgefunden. Am Tag zuvor war die Band in der Stadthalle aufgetreten. Wegen gebrochener Rippen, Rumpfquetschungen und Schädelbrüchen wurde Gross noch notoperiert, verstarb jedoch danach. «Das beschäftigt uns alle nach wie vor», sagt Frontmann Norbert Rier (62). «Leider gibt es noch immer keine Erkenntnisse.»

Besonders nah ging der Verlust Keyboarder und Liedtexter Albin Gross (67): Er ist der Bruder des Opfers. Für ihn ist klar: «Als Familie können wir erst dann mit dem brutalen Tod von Karlheinz abschliessen, wenn wir erfahren, warum und wie das passierte», erzählte er in «Bild». «Der Hass und die Rachegefühle sind inzwischen etwas verklungen.» Doch viele Fragen sind offen, trotz intensiver Fahndung und verschiedener TV-Berichte (u. a. «Aktenzeichen XY… ungelöst»). Auch führte eine DNA-Spur (vier fremde Haare auf Gross’ Mantel) nicht weiter, weswegen der Fall zu den Akten gelegt wurde.

Das war vor fünf Jahren – und da bislang keine neuen Indizien aufgetaucht sind, sieht der Staatsanwalt keinen Grund, den Fall neu aufzurollen. Was Albin Gross sehr bedauert: «Wir, die Familie und die Band, wollen, dass der Tod von Karlheinz aufgeklärt wird. Ich bin sicher: Irgendwann hat der Mörder oder ein Zeuge vielleicht ein schlechtes Gewissen und geht zur Polizei.» Mord verjährt nicht, und so hofft der Musiker, dass die gebotenen 25 000 Euro doch noch zur Ergreifung des Täters führen könnten.

Albin Gross, der alle Polizei-Akten studiert hat, hält eine Tat im Affekt für denkbar. «Mein Bruder hatte einen Termin in einer Autowerkstatt, da es Probleme mit dem Tourbus gab.» Ein misslungener Raubmord wurde vermutet, aber auch die Vertuschung eines Verkehrsunfalls, da auch die Frage des Tatorts ungeklärt ist. Angstzustände und ein schlechtes Gewissen begleiteten Albin Gross die Monate nach dem Drama: «Ich hatte ihn zu den ‹Spatzen› geholt. Wäre er Busfahrer geblieben, würde er vielleicht noch leben.»