Bittere Tränen wegen Hund Eddy

Mit seinen Rollen ist er derzeit sehr zu­frieden, privat freut er sich über seinen ­ersten Enkel: Nur ­etwas trübt das Glück des Schauspielers.

Er gehört zu den gefragtesten Schweizer Schauspielern, vor allem in Deutschland. In den Kult-Serien «Schwarzwaldklinik», «Traumhotel» und «Traumschiff» sowie vielen romantischen TV-Filmen spielte er sich in die Herzen der Zuschauer. Nun freut sich der Zürcher, dass er mit seinen aktuellen Produktionen das «Mr. Nice Guy»-Image abstreifen kann.

GlücksPost: Sie sind gerade ausserordentlich präsent in der Schweiz mit den SRF-Produktionen «Wilder» und «Private Banking» sowie der Reihe «Der Zürich-Krimi». Zufall?
Christian Kohlund: Ja, es gibt Zeiten, in denen alles zusammen kommt. Der «Zürich-Krimi» ist meine absolute Passion. Ich freue mich sehr darauf, dass er weitergeführt wird.

Noch weiter als die Folgen drei und vier, die im Februar ausgestrahlt werden?
Ja, wir drehen in diesem Jahr noch Folge fünf und sechs. Zum Glück kommt die Reihe so gut an bei den Zuschauern. Sogar als Wiederholung waren die ersten beiden Folgen erneut Primetime-Sieger! Wenn etwas so erfolgreich ist, bleibt man natürlich dabei.

Sie klingen richtig euphorisch.
Es ist genau mein Ding! Wissen Sie, der «Zürich-Krimi» zeigt eine andere Seite von dem, was man sonst so von mir kennt. Die ARD gibt mir die Gelegenheit, Christian Kohlund so zu spielen, wie er ist. Abseits von dem «Mr. Nice Guy»-Image, das an mir haftet. Ich habe stets gegen diese Schubladisierung gekämpft, indem ich neben dem TV immer auch stets im schweren Theaterfach aktiv war und bin. Momentan mit dem sehr modernen, amerikanischen Stück «Die Netz-Welt».

Das Theater liegt Ihnen offenbar sehr am Herzen.
Ich bin ein altes Theaterkind! Das will immer wieder ausgelebt werden. Ohne Theater würde man verblöden. Ich brauche das ganz dringend. Es ist eine total andere Art, zu arbeiten. Die Nähe zum Publikum und seine unmittelbare Reaktion spornen an. Es ist schön, dass ich beides machen kann – vor der Kamera und auf der Bühne stehen. Denn, sehen Sie, ich stamme aus einer alten Schweizer Theaterdynastie.

Dazu gehört auch Ihre Schwester Franziska, die 2014 gestorben ist. Auch sie war Schauspielerin.
Ihr Verlust schmerzt immer noch wahnsinnig. Nun gibt es niemanden mehr, der mich in die Schweiz zieht. Ja, es gibt leider tatsächlich fast keinen Grund mehr, meine Heimat zu besuchen.

Wie waren denn die Dreharbeiten in Ihrer Jugendstadt Zürich für Sie?
Da kamen natürlich viele Erinnerungen hoch! Der Eishockey-Club vom Dolder, die Klassenfahrt nach Baden, die Bratwürste beim Vorderen Sternen, mein erster Kuss …

Ein grosses Kompliment  an Ihr Können, dass die ARD eine Krimi-Serie für Sie schreiben lässt und Ihnen die Hauptfigur Thomas Borchert auf den Leib schneidert.
Ich bin total happy. 2017 war ein grossartiges Jahr mit ganz tollen Projekten. Ich habe wieder so richtig Spass am Schauspielern!

Und dann wurden Sie Ende Jahr auch noch zum ersten Mal Opa!
Ja, der Niklas Christian – er entwickelt sich prächtig, der Burscht! Meine Tochter ist überglücklich. Ich als ungeübter Opa muss jetzt erst mal schauen, welche Aufgaben überhaupt für mich da sind. Ich schaue, was kommt, und freue mich vor allem für meine Tochter.

Kommt Ihr Hund Eddy gut mit dem Baby zurecht? Sie haben ihn ja immer und überall bei sich.
Jetzt sprachen wir gerade davon, wie gut das letzte Jahr verlaufen ist. Doch in der Woche nach Niklas’ Geburt musste ich meinen geliebten Begleiter in die ewigen Jagdgründe schicken. Er war bei jedem Dreh dabei, bei jedem Auftritt – 13 Jahre lang! «Da kommen die beiden Kohlhunde», hiess es immer. Das tut schon wahnsinnig weh. Da sind bei mir bittere Tränen geflossen.

Das tut mir leid. Haben Sie dafür wieder mehr Zeit für Ihr Hobby, die Fotografie? Sie haben meist Kollegen auf dem Set abgelichtet.
Ich habe viele Jahre mit grosser Begeisterung fotografiert. Aber seit auch auf dem Set jeder und jede mit diesen blöden Handysticks rumläuft und alles zu Tode fotografiert, hat es mir abgelöscht. Sie glauben nicht, was bei «Der Bergdoktor» los ist, wo ich ja auch in acht Episoden mitspiele. Da gibt es Leute, die ihre Kinder mit auf den Berg schleppen, um mit ihnen aus 100 Metern Entfernung  zum Drehschauplatz ein Selfie zu machen. Oder sie fliegen mit dem Gleitschirm drüber und fotografieren von allen Seiten!

Sie sollten doch aber als Teil der Crew sehr nah an Ihre Foto-Objekte herankommen, näher als einer mit seinem Handy.
Das stimmt schon. Zum Beispiel damals, als ich mit Gary Oldman den TV-Film «Die Bibel – Jesus» drehte, habe ich wunderschöne Bilder von ihm gemacht. Nun, da er solchen Erfolg hat als Winston Churchill in «Darkest Hour»   möchte ich mein Archiv durchsuchen. Vielleicht schicke ich Gary ein paar der Aufnahmen. Ich wünsche ihm sehr, dass er neben dem «Golden Globe» auch den «Oscar» dafür erhält.

Sie scheinen nimmermüde. Keine Lust auf Pensionierung und ein paar Jahre Ruhe auf Ihrem Landsitz im bayerischen Wald? Oder auf Reisen mit Ihrer Frau?
Nein, ich arbeite weiter, so lange ich kann. Das hält mich körperlich und geistig fit. Ich bin stets auf dem Laufenden, was in der Welt passiert, das gehört auch zum Beruf. Obwohl mich die aktuelle Weltpolitik wahnsinnig macht: Nordkorea, Trump, das Klima … das macht mich so wütend und traurig! Manchmal denke ich, das darf alles gar nicht wahr sein.