«Bei uns dreht sich alles um die grosse Familie»

Beim Akkordeonisten von Oesch’s die Dritten ist immer etwas los: Sechs Kinder tummeln sich bei ihm und seiner Lebenspartnerin Tamara daheim in Emmetten NW. Planung und Disziplin sind unumgänglich. Und für eine Hochzeit ist schlicht und einfach keine Zeit.

An der Talstation der Gondelbahn empfängt uns ein munteres Durcheinander von Stimmen. Es ist ein schöner Herbsttag, und Urs Meier (34) und seine Lebenspartnerin Tamara Würsch (34) wollen mit ihren sechs Kindern hinauf nach Stockhütte fahren. Sie warten mit den Vierlingen Eliane, Lina, Laura und Nicole (3 ½), Tom (7) und Nesthäkchen Anja (2 ½) nur noch auf Grosi Marie-Therese Näpflin, die hilft, die aufgeweckte Rasselbande zu betreuen. Hoch über dem Vierwaldstättersee, direkt bei der Bergstation, liegt der Lieblingsspielplatz der Grossfamilie. Bevor sich die Kleinen dort nach Herzenslust austoben dürfen, gibt es im gemütlichen Berggasthaus ein feines Zmittag. Ausnahmsweise bestellt Mami für alle Chicken-Nuggets mit Pommes frites und Ketchup. Sie habe keine Friteuse, und zu Hause komme das nie auf den Tisch, sagt Tamara Würsch fast entschuldigend. Und da sie es bedauert, wenn Essensreste im Abfall landen, verzichtet sie vorerst auf ihr eigenes Menü und wartet ab, ob die Kinder 
aufessen. Falls nicht, greift sie dort zu.

Wir staunen, wie brav und ruhig alle Kinder gemeinsam am grossen Tisch sitzen. «Es ist uns wichtig, dass sie schon früh lernen, was sich gehört, wie man sich benimmt und was Anstand heisst. Wir möchten als Familie auch mal in ein Restaurant gehen oder jemanden privat besuchen dürfen, ohne dass dort gleich 
das totale Chaos ausbricht», sagt 
Papa Urs. Tamara und er hätten sich auch schon gefragt, ob sie nicht manchmal zu streng wären, aber mit sechs Kindern brauche 
es mehr Disziplin als mit einem Kind. Das Paar legt ebenfalls Wert darauf, dass die Kinder lernen 
zu teilen und auch mit weniger zufrieden sind. So tragen sie meistens gebrauchte Kleider und statt eines Ausflugs in einen Erlebnispark geht es in die Natur. Alle sind dabei glücklich und zufrieden.

Unter den wachsamen Augen der Eltern und Grosseltern – 
inzwischen ist auch Grossdädi Herbert dazugestossen – verteilen sich die Kinder auf dem Spielplatz. Die süssen Vierlingsmädchen haben vor Aufregung rote Wangen, sie sind gesund und 
haben sich zu kleinen Persönlichkeiten mit eigenem Charakter entwickelt. Laura liebt Tiere und ist deswegen oft beim Nachbarn auf dem Bauernhof. Sie könne jedoch auch eine kleine Hexe sein, sagt ihr Papi lachend. Nicole ist genau das Gegenteil, sehr sensibel. Sie laufe gar vor einem Regenwurm davon. Eliane ist selbstständig, vernünftig und in der Entwicklung etwas weiter als ihre Schwestern. Lina schliesslich ist sehr 
sozial, lässt aber nicht mehr alles mit sich machen. Sie habe ihre Kraft entdeckt, erzählt Mama Tamara. Harmonisch ist der Umgang der Vierlinge mit Nesthäkchen Anja und ihrem Halbbruder Tom, der aus einer früheren Beziehung von Tamara stammt.

«Bei uns dreht sich alles um 
die grosse Familie. Ich möchte für meine Lieben da sein, jeden Moment mit ihnen geniessen, und es schön haben.» Er liebe seine Arbeit und doch habe er manchmal das Gefühl, etwas zu verpassen, wenn er nur schon zwei, drei Tage weg sei, meint Urs Meier. Der Akkordeonist ist deshalb dankbar, dass Oesch’s die Dritten Verständnis dafür zeigen, dass er bei langen Tourneen im Ausland nicht dabei ist. Es sei für ihn nicht immer leicht gewesen, den Spagat zwischen der Musik, der Familie und der eigenen Akkordeonfachwerkstatt zu schaffen und allen gerecht zu werden. Inzwischen habe sich alles gut eingependelt, erzählt der Ländlermusiker. Er und seine Partnerin sind froh, dass sie jederzeit auf die Unterstützung von Grosseltern, Gotte, Götti und Verwandten zählen dürfen. Spontan etwas zu unternehmen, sei aber auch so nicht möglich, es müsse alles immer gut geplant sein.

Zeit für Zweisamkeit bleibt kaum. Und eine Hochzeit hat für das Paar auch keine Priorität. Darin sind sich die viel beschäftigten Eltern einig. Urs: «Wir sind glücklich. Und Kinder verbinden mehr als jedes Eheversprechen!»