Bauer Sepp
«Alles hängt etwas in der Schwebe»
Zwar hat der Bergbauer aus «Bauer, ledig, sucht ...» eine Frau gefunden. Doch die Zukunft mit oder ohne Claudia ist voller Fragezeichen.
Der holprige Weg führt steil hinauf in die hintersten Ecken des Tals, das zum Talberg bei Bürglen UR führt. Die Familien auf den vereinzelten Höfen hier haben die Schotterstrasse Mitte des letzten Jahrhunderts eigenhändig gebaut, wie Bauer Sepp (72) der GlücksPost erzählt. «Seither ist ein Haus nach dem anderen verwaist. Irgendwann war mein Licht nahezu das einzige, das hier oben brannte.»
Der verwitwete Urner ist mit seiner Hofdame Claudia (60) Star der aktuellen Staffel «Bauer, ledig, sucht …» (donnerstags, 20.15 Uhr, 3+). Die Zuschauer lieben seinen urchigen Charme, die direkte, unverfälschte Art. Auch Claudia gefiel das, obwohl sie von Sepps unerwarteten Kussattacken manchmal sichtlich überrumpelt war.
Die diplomierte Pflegefachfrau HF arbeitet und lebt im Zürcher Oberland, hat dort ein Haus. Würde sie das alles hinter sich lassen für ein Leben auf Sepps Alp? «Ich kann mir schon vorstellen, mich frühpensionieren zu lassen. Oder zumindest mein Pensum zu kürzen. Das Haus kann ich vermieten oder verkaufen.» Nicht nur die für die Sendung nötige Zeit hat sie bei Sepp verbracht, sie besucht ihn immer wieder: Die zwei verstehen sich wunderbar.
Trotzdem ist Claudia sich nicht sicher, ob sie es hier oben für länger aushält. Sepp hat das 1775 erbaute Haus zwar total sanieren lassen, es ist wohnlich ausgebaut. Dennoch: So schön es im Sommer ist, so garstig kann es im Winter sein. «Ich komme im Winter zwei Wochen zu Sepp, um zu sehen, wie das dann ist», sagt Claudia, die bisher nur Sommertage hier erlebt hat.
Auch wenn Claudia sein Eremitendasein beenden würde: Sepp weiss, dass er den Hof bald abgeben muss. «Ich bin nicht mehr so fit. Ich habe Diabetes – schon lange. Aber ich habe mich nie darum gekümmert. Das erste Mal liess ich meine Werte vor elf Jahren beim Arzt messen.» Prompt klappte er in der Woche, die Claudia bei ihm verbrachte, an zwei Tagen zusammen. Sie schickte ihn ins Spital, wo man ihn gleich eine Woche behielt und seine Herzgefässe von Ablagerungen säuberte.
Der Gedanke, den Hof verlassen zu müssen, treibt Tränen in seine Augen. «Ich kann mir vorstellen, ins Tal zu ziehen. Aber dann muss ich wissen, dass es den Tieren und dem Hof gut geht.» Am liebsten wäre ihm, seine Tochter Sylvia (32) und ihre Familie würden übernehmen. «Dann kann ich die Tiere besuchen, wenn ich will. Ich hänge halt schon sehr an ihnen, das ist das grösste Problem.» Doch Sepp ist sich bewusst: Seine Enkel haben sich im Muotathal eingelebt, gehen dort zur Schule und hätten wenig Freude, ihre Kollegen zu verlassen, um in diese Einöde zu ziehen. Zudem ist fraglich, ob die karge Berglandschaft ein Auskommen für die fünfköpfige Familie von Sylvia garantieren würde. Sepp musste neben seiner Ziegen- und Kuhzucht auch stets zusätzlich arbeiten – auf dem Bau, bei der Securitas oder als Förster.
Claudia hört zum ersten Mal, dass sich Sepp Gedanken über einen Umzug ins Tal macht. Da sieht natürlich auch für sie alles wieder anders aus. Eine verzwickte Situation mit vielen offenen Fragen. «Es hängt momentan alles ein wenig in der Schwebe», sagt Sepp. Das Einzige, was er weiss, ist, dass er Claudia nicht verlieren möchte.