Auffällig unauffällig

Verheissungsvolle Zeiten ­erwarten den unkonven­tionellen ­Luzerner Schauspieler. Mit Rollen, die seiner Karriere einen deftigen Schub geben dürften.

Einen Spaziergang auf dem Uetliberg schlägt Philippe Graber (43) vor, um der GlücksPost mehr über sich zu erzählen. Auf dem Zürcher Hausberg ist der gebürtige Luzerner oft unterwegs. Entweder mit seinen drei Buben (2, 6, 8) und oft auch allein. Denn hier kann er seine Gedanken sammeln, Ideen entwickeln. Aktuell für die neue Ausgabe seiner Bühnen-Late-Night im Zürcher Club «Helsinki».

Am 27. 9. findet diese Show zum siebten Mal statt. «Eine krude Mischung aus Blödsinn, Musik und Wissenswertem. Lustig, verstörend. Es darf auch mal was schiefgehen.» Der Abend verläuft ziemlich spontan. Ein Fixpunkt ist ein durchaus ernstes Gespräch, das Graber mit Wissenschaftlern führt über Themen wie Hirnforschung oder in der nächsten Ausgabe Wald. «Am Ende soll der Zuschauer etwas erfahren und sich unterhalten», fasst er zusammen. Der Event ist in der Szene längst als Highlight bekannt. 

Für die breite Öffentlichkeit ist Graber ein noch kaum beschriebenes Blatt. Viele kennen ihn zwar aus der «Micasa»-Werbung am TV, dabei ist er bereits seit 20 Jahren als Schauspieler tätig. Zuerst im Berliner Ensemble, wo er vier Jahre war. «Ich merkte, das ist nichts für mich. Ich wollte eigene Sachen machen, selbst kreativ sein, nicht nur ausführen.»

Als er 2004 in die Schweiz zurückkam, kannte ihn niemand. «Ich musste mir alles aufbauen. Das war nicht einfach.» Er rutschte in die freie Zürcher Theaterszene, trat auf Stadttheaterbühnen auf. Micha Lewinsky besetzte 2008 seinen bejubelten Debüt-Film «Der Freund» mit Philippe in der Hauptrolle. «Ich dachte, das ist jetzt der Startschuss für meine Karriere», erinnert sich Graber, der für die Rolle den Schweizer Filmpreis erhielt.

Doch die grossen Angebote blieben erst mal aus. Dafür knüpfte Graber Kontakte. Unter anderem zur Szene um Dominic Deville und zu Patrick Frey. Er spielte in Beat Schlatters Film «Der Flitzer» und mimte den überforderten Schokoladenfabrik-Arbeiter in «Papa Moll». Ab 13. Februar ist er in seiner zweiten grossen Hauptrolle zu sehen. Wieder ein Werk von Lewinsky: «Moskau einfach» über die Schweizer Fichenaffäre wird mit Spannung erwartet. Ebenso der Film über Ausbrecherkönig Walter Stürm, in dem Graber mitspielt. «Stürm» soll Mitte nächstes Jahr ins Kino kommen.

Was 2008 nicht hatte sein sollen, wird nun wahr: Philippe Grabers Karriere nimmt Fahrt auf. Mit der Anonymität ist es langsam vorbei: «Ein Sketch, den ich vor einem Jahr für ‹Deville› gedreht habe, ist nun plötzlich im Internet aufgetaucht und ‹viral gegangen›.» Deshalb sagt nun der Kioskverkäufer, er kenne ihn – eben aus dem Sketch-Video. «Jetzt fängt’s an», scherzt Graber. Ihm ist es grundsätzlich ganz recht, nicht auf der Strasse erkannt zu werden. Hauptsache, er kann sein Ding tun. Dass er über Talent verfüge, hat bereits seine Primarlehrerin prophezeit, als sie sagte: «Das wird mal ein Schauspieler!»