Auch in der Liebe ist er hartnäckig

Am Sonntag wurde der Berner zum Schwingerkönig gekrönt. Sein grosser Kampfeswille half ihm nicht nur dort – sondern auch, als er einst seine Königin eroberte.

Kein Schwing-Experte hatte ihn auf dem Radar. Den potenziellen König am Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest 2016 in Estavayer sah man in Matthias Sempach (30) oder den Jungstars Remo Käser (19) und Armon Orlik (21). Matthias Glarner (31) traute man nach einem harzigen Saisonstart den grossen Wurf nicht mehr zu. Und dann ist da noch die seit 1940
ungebrochene Regel, dass es keiner, der älter als 30 Jahre ist, zum Schwingerkönig schafft.

Es kam alles anders. In einem rund 13 Minuten dauernden Kraftakt legte der Berner Glarner den Bündner Orlik schliesslich auf den Rücken. «Das ‹Eidgenössische› in Burgdorf vor drei Jahren war ein wichtiges Fest für mich. Ich hatte eine ähnliche Ausgangslage und daraus gelernt», erläutert Glarner, der seinen Sieg am Sonntag zuerst kaum fassen konnte.

Der Meiringer studierte nach der Lehre zum Polymechaniker Sportwissenschaften, er arbeitet als Personalcoach bei den Bergbahnen Hasliberg. Sein Vater ist SBB-Angestellter und spielte Fussball – ebenso wie Glarners Mutter, sein Bruder und seine Schwester. Auch er versuchte sich als Fussballer, folgte dann aber seinem Onkel Andreas Anderegg in den Schwingsport.

Nicht ganz so böse, aber mindestens so sportlich wie Glarner ist seine Freundin Claudia Hediger (31). Die Bob-Anschieberin legte Glarner beim «Kantonalen» in Ins 2008 den Kranz auf den Kopf. Was Claudia damals nicht wusste: Die dunkelhaarige Ehrendame gefiel Glarner so gut, dass er die Auszeichnung von ihr erhalten wollte und deshalb kurzerhand mit einem anderen Kranzschwinger den Platz tauschte.

«Meine Hartnäckigkeit hat sich schon damals ausgezahlt», sagt Glarner. Und jetzt, in Estavayer, wieder. Ein Kranzdamen-Tausch war nicht nötig. Die Schönste steht seit acht Jahren an seiner Seite, die beiden leben in Heimberg BE. Claudia glaubt nicht, dass der Königstitel Glarner verändert: «Ich bin überzeugt, dass der Alltag bald einkehren wird. Abheben wird er nicht. Er ist ein ruhiger, überlegter Mensch und wird das auch bleiben.» Ans Aufhören denkt Glarner noch lange nicht: «Schwingen muss die Nummer eins sein. Den Rest gilt es darum herum zu organisieren. Solange mir das gelingt, mache ich weiter.»