«Ein fünftes Kind – warum nicht?»

Eine geballte Ladung Energie! Die Sportlerin und ihr Mann Roland haben mit ihren vier kleinen Kindern alle Hände voll zu tun. Doch ihren hektischen Alltag leben sie erstaunlich ge­lassen und zufrieden. Eine grosse Familie war immer schon der Traum der Leichtathletin!

Auf der Wiese hinter dem Sportzentrum Heimberg bei Thun mit dem kleinen Aussenplanschbecken für Kinder herrscht ein Riesenrummel. Dabei ist nur eine Familie hier – die von Anita Weyermann (38) und ihrem Mann Roland Salzmann (33), die seit 2007 ein Paar und seit 2010 verheiratet sind. Wenn Lara (4) und die zweieinhalbjährigen Drillinge Anja, Roman und Simona losgelassen sind, gibt es kein Halten mehr. In alle Richtungen rennen sie und turnen auf den Spielgeräten herum. Es ist ein Kunststück, sie für ein gemeinsames Foto wieder zusammenzuscharen.

GlücksPost: Es scheint eine ziemliche Herausforderung, mit vier kleinen Kindern unterwegs zu sein und alle im Auge behalten zu können.

Roland Salzmann: Es geht wirklich sehr gut. Wir können schon viel mit ihnen unternehmen. Und das tun wir auch. Wir sind ständig unterwegs, auf Ausflügen. Die Kinder lieben das.

Anita Weyermann: Es geht auch allein. Oft sind Roland oder ich auch separat mit allen vieren unterwegs.

Roland: Wir staunen jeweils bei anderen Familien, dass eine Mutter trotz Hilfe der anwesenden Grossmutter und Tante mit einem einzigen Kind zu nichts kommt. Uns hingegen fragt man immer wieder: «Wie macht ihr das nur, alleine mit vier kleinen Kindern unterwegs?»

Und, wie machen Sie das?

Roland: Ich muss mich natürlich darauf verlassen können, dass sie gehorchen. Da werde ich schon mal so laut, dass andere Leute die Köpfe drehen. Aber ich muss halt sicher sein, dass sie das tun, was ich ihnen sage, gerade im Verkehr.

Anita: Ich gehe allein mit ihnen baden. Im Winter standen die Drillinge zum ersten Mal auf den Ski. Das ging ohne Probleme. Wenn es darauf ankommt, dann hilft Lara und hält die Kleinen bei der Hand. Beim Skifahren hat sie ihre Geschwister zwischen die Beine genommen und ist mit ihnen den Kinderlift hochgefahren.

Tatsächlich nimmt Lara unaufgefordert ihre Geschwister an die Hand, als sie beim Gruppenfoto ständig wieder wegrennen, damit sie für das Bild beisammenbleiben.

War Lara nie eifersüchtig? Die Drillinge brauchen ja schon sehr viel von Ihrer Aufmerksamkeit.

Anita: Nein, im Gegenteil! Sie möchte am liebsten noch mehr Geschwister.

Erfüllen Sie Ihr diesen Wunsch?

Roland: Das steht in den Sternen. Da müssen wir uns zum Glück ja nicht festlegen.

Anita: Ich finde es super mit vier Kindern. Eines mehr wäre aber keine Katastrophe.

Sie plädierten letzthin in der «Arena» dafür, dass Mütter zu Hause bei den Kindern bleiben, anstatt sie abzugeben und Karriere zu machen.

Anita: Ich sagte nicht, dass das eine besser ist als das andere. Jeder soll machen, was er will. Ich finde aber, wenn eine Frau eine Karriere will, dann ist es richtig, wenn 80 Prozent ihres Verdienstes für die Kinderbetreuung draufgeht. Es ist nicht Staatsaufgabe, die Kinder gratis zu betreuen, damit beide Eltern voll arbeiten können.

Wie sieht die Verteilung Kind und Karriere bei Ihnen aus?

Roland: Wir sind in einer tollen Situation. Ich arbeite zwar 100 Prozent, bin aber nur an vier Tagen in der Woche abwesend. Ich bin Berufsschullehrer. Einen grossen Teil meiner Arbeit, das Vorbereiten der Lektionen, kann ich dann erledigen, wann ich will. So kann

Anita am Wochenende und abends ihren 20‐Prozent‐Job beim Radio und ihre Laufcoachings machen. Das lässt sich sehr gut kombinieren, so ist immer einer von uns bei den Kindern.

Anita: Ich habe ein Riesenglück, dass Roland bereit ist, auf die Kinder zu schauen und Lust hat, mit ihnen etwas zu unternehmen. Und obwohl es jetzt so tönt, als ob wir uns die Kinder und die Türklinke in die Hand geben würden: Seit wir Eltern sind, verbringen wir viel mehr Zeit miteinander. Wir haben zum Glück die gleichen Hobbys und sind meistens ein bis zwei Tage in der Woche als ganze Familie unterwegs.

Während des ganzen Fotoshootings gibt es niemanden in der ganzen Sportanlage, der den Kopf drehen würde oder ankäme, um zu schauen, was hier los ist. Alle wissen: Es geht um Anita Weyermann. In dieser Gegend – die Familie wohnt in einem Haus im nahen Kehrsatz BE – kennt sie jeder. Und auch der Rest der Schweiz hat die erfolgreiche Mittel‐ und Langstreckenläuferin nicht vergessen. Ihre Leichtathletik‐Karriere musste sie vor acht Jahren aus Verletzungsgründen aufgeben.

Trotzdem kennen die Leute Sie nach wie vor sehr gut. Wie viel trägt Ihr legendärer Spruch «Gring ache u seckle» zur Popularität bei?

Anita: Es ist wohl eine Mischung aus beidem – meinen Erfolgen als Läuferin und dem Spruch. Und dass ich sage, was ich denke, auch wenn es unbequem ist. Es passiert mir immer wieder, dass die Leute mich anschauen und sagen: «Gring ache u seckle – aber wie ist ihr Name?» Oder im Hallenbad heisst es plötzlich: «Sie sind doch diese Schwimmerin …» Die meisten denken wohl einfach, dass ich Sportlerin bin.

Roland: Viele wissen gar nicht genau, was sie gemacht hat. Wenn man die Leute fragen würde, wofür Anita Weyermann berühmt ist, wüssten sie wahrscheinlich knapp, dass sie Läuferin war. Aber wenn man dann genauer nach Anitas Erfolgen fragen würde, stünden die meisten bereits an.

Die Kinder können es kaum erwarten, endlich das versprochene Bad im Kinderbecken nehmen zu dürfen. Lara getraut sich schon auf die grosse Rutsche, die Drillinge spielen mit den wasserspeienden Tiergestalten rund ums Becken. Als es auf zum Minigolf geht, sind sie nicht weniger begeistert. Die drei Kleinen spielen zwar lieber direkt mit den Bällen und lassen den Schläger beiseite. Aber Lara packt sofort der Ehrgeiz. Sobald sie weiss, worum es bei dem Spiel geht, sucht sie sich eine leere Bahn und übt ganz konzentriert für sich.

Sie waren und sind beide sehr sportlich, haben sich im Berner Leichtathletikverein kennengelernt. Wie wirkt sich das auf die Kinder aus? Sie sind alle sehr lebendig.

Anita: Man gibt ihnen halt das mit, was man mit ihnen macht. Und da wir beide sehr Sport-affin sind, unternehmen wir sehr viele sportliche Aktivitäten mit ihnen. Ob sie dann auch einmal Spitzensport betreiben wollen, sollen sie selber entscheiden. Lara kommt im Sommer in den Kindergarten. Dann kann sie in den Turnverein. Da freut sie sich sehr drauf.

Roland: Sie hat schon sehr früh gelernt, selber Velo und Ski zu fahren. Sie fährt allein, während die Kleinen beim Velofahren noch im Anhänger sitzen. Lara will das gar nicht mehr. (Er lacht)

Anita: Auf jeden Fall sind sie sehr bewegungshungrig. Lara fragt jeden Morgen: «Mami, wohin gehen wir heute?» Wenn wir dann an einen Ort wie das Sportcenter hier gehen, sind sie schon zufrieden.

Während Papa Roland die Kinder Ende Nachmittag in aller Ruhe im Auto verstaut, um nach Hause zu fahren, zieht sich Anita ihren Velo‐Dress über und kommt, das Rennrad stossend, um sich zu verabschieden. Sie radelt nach Hause. Roland hat seine Velorunde bereits auf dem Hinweg absolviert. Danach steht noch der Wocheneinkauf an, später kommt eine befreundete Coiffeuse, um allen die Haare zu schneiden. Ausser dem Ehemann, da setzt Anita selber die Schere beziehungsweise den elektrischen Haarschneider an. Ein ganz normaler Tag im vollgepackten Leben der Familie Salzmann‐Weyermann.



Laufen mit Anita Weyermann

Laufwoche in Sardinien vom 15.–22. April 2017:
Laufferien für HobbyläuferInnen aller Alters- und Leistungskategorien. Abwechslungsreiche Lauftrainings in herrlicher Landschaft. Anita Weyermann gibt viele nützliche Tipps, wie man mit einem vielseitigen Lauftraining seine Leistung verbessern kann. Preis ab 1737 Franken.

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Fünfteiliger Vorbereitungskurs auf den Grand-Prix von Bern an fünf Dienstagabenden im Berner Neufeld. Vielseitige Lauftrainings in mehreren Stärkegruppen. Dazu eine theoretische Einführung in die Trainingslehre und ein Trainingsplan bis zum Grand-Prix von Bern. Preis 150 Franken.

Privatcoaching und Firmenanlässe:
Individuelle Trainingsberatung und massgeschneiderte Kurse oder Referate für Firmen.

Weitere Infos unter: www.anitaweyermann.ch