Stefan Roos
Angst um seinen Lebenstraum
Sein Terminkalender war voll wie nie – dann kam die Coronakrise. Ideen hat der kreative Sänger viele, aber es plagen ihn auch Sorgen um seine Zukunft.
In einem roten Polo-Shirt und mit einem klassischen Panama-Hut marschiert Stefan Roos (47) gut gelaunt an der Spitze seiner Gästeschar durch Bad Ragaz SG. Immer wieder bleibt er stehen, weist auf Sehenswürdigkeiten hin, erklärt die Region und erzählt auch die eine oder andere persönliche Geschichte. Zugegeben, die kleine Schweizer Fahne schwenkt der Sarganserländer nur auf speziellen Wunsch der Fotografin. «Ich habe bei meinen Dorfführungen bisher noch nie jemanden verloren», scherzt der Hobby-Reiseleiter, der seit Jahren Heidiland-Botschafter ist und sich mit viel Herzblut für seine Heimat einsetzt.
Da Stefan Roos aufgrund der Corona-Pandemie seit Monaten nicht mehr auftreten könne, nütze er die freie Zeit sinnvoll. Der handwerklich versierte Künstler brachte Haus und Garten daheim auf Vordermann, und als Töffli-Fan baute er seine «Cervelat-Töffli-Tour» weiter aus. Regelmässig und mit Spass ist er seit einigen Wochen in Bad Ragaz und Umgebung als Touristenführer im Einsatz. Er sei von seinem Naturell her kein Jammeri, das liege ihm nicht: «Ich habe immer versucht, positiv nach vorne zu schauen und neue Ideen zu entwickeln, das ist eine davon.»
Immer war der Frohnatur aber auch nicht zum Lachen. Wenige Tage vor seinem Jahres-Highlight, dem Stefan-Roos-Fest am 14. März, kam der Lockdown und machte ein Jahr Arbeit zunichte. Da habe es ihm den Boden unter den Füssen weggezogen. «Ich befand mich für Wochen in einer Art Schockstarre», gesteht der Sänger. Mehr Glück hatte Ehefrau Karin, die ihren Teilzeit-Job bei einer Bank immer ausüben konnte. «Wir sind mit Geld immer haushälterisch umgegangen. Den einzigen Luxus, den wir uns geleistet haben, war die sechsmonatige Australienreise vor zwei Jahren», sagt der zweifache Vater. Daraufhin hätten sie allerdings lange gespart.
Viel belastender als die finanziellen Sorgen sei für ihn aber die emotionale Seite. «Ich habe Angst, dass mein musikalischer Lebenstraum jetzt platzt», gesteht Stefan Roos. Vor elf Jahren hat er sich nach dem Erfolg am «Grand Prix der Volksmusik» mit dem Titel «Das Herz einer Mutter» selbständig gemacht. Mit über 100 Auftritten im Jahr und Hits wie «Cervelat» gehört er zu den populärsten volkstümlichen Stimmungssängern der Schweiz. Der Gedanke, dass Corona alles zerstören könnte und dass er sich mit bald 50 Jahren nochmals neu orientieren müsse, mache ihn nachdenklich und traurig, sagt er.
Viel Kraft und positive Energie bekam Stefan Roos in den vergangenen Monaten von Ehefrau Karin (46), Tochter Adriana (13) und Sohn Samuel (10). «Die intensive Zeit mit der Familie war sehr wichtig für mich», sagt er.
Inzwischen habe er sich mental wieder aufgefangen. Er hoffe, dass er bald auch auf der Bühne wieder von seiner Gefühlslage singen könne: «Mir isch es vögeliwohl», stellt er fest und lacht.