Ihre Töchter verbindet die gleiche Leidenschaft

Die Fussball-Legende und der Sänger waren bisher die Stars in ihren Familien. Jetzt drängen ihre Töchter ins Rampenlicht. Beide spielen im Erfolgsmusical «Io senza te».

Ronja Borer (25) und Rebecca Egli (29) haben ein Leben lang mitbekommen, wie ihre Väter im Fokus der Medien standen. Schon als Kinder lernten sie, mit Journalisten zu sprechen, vor Kameras zu posieren. Sie wissen, wie sie mit dem Interesse an ihrer Person umgehen müssen.

Ronja steht auf der Bühne, seit sie sechs Jahre alt ist. Manchmal mit dem Tournee-Chor von Papa Bo Katzman (64) oder im Duett mit ihm. Ronjas Ausbildung zur Musical-Darstellerin – sie schloss im Sommer die Freiburger Musical- und Schauspielschule in Deutschland ab – ist eine logische Entwicklung. Um ein Haar wäre sie auch beim ersten Musical wieder mit dem Vater auf der Bühne gestanden: Bo wurde angefragt, eine Rolle in «Io senza te» zu übernehmen. Er musste aber absagen. «Ich war zur selben Zeit auf Tour.»

Mit oder ohne Vater – «Io senza te» ist für Ronja eine grosse Chance. «Gleich nach Schulabschluss ein Engagement zu erhalten, ist toll. Beim Vorsingen ging alles gut – bis sie mich fragten, ob ich jodeln kann», erzählt sie. «Natürlich konnte ich es nicht. Aber ich war bereit, es zu lernen.» Bo, der Gesangslehrer und Vocal-Coach ist, hat seine Tochter trainiert. «Sie hatte das in zwei Monaten drauf – ein Naturtalent», sagt er stolz.

«Ich könnte das nicht», sagt Rebecca. In ihrer Rolle als Ursula ist Jodeln zum Glück nicht nötig. Rebecca ist seit zehn Jahren als Musical-Darstellerin tätig. Als einziges der vier Egli-Kinder wusste sie schon früh, dass ihr Beruf etwas mit Tanz und Gesang zu tun haben muss – und nicht mit Sport wie bei Bruder und Schwestern. «In der sechsten Klasse hatte ich eine Lehrerin, die in Musicals mitspielte», erinnert sie sich. «Sie lud mich zu einer Vorstellung ein, und da hat es mich gepackt.» Auch Rebeccas Vater Andy (58) weiss noch, wie seine Tochter ihre Weichen für die Zukunft stellte: «In der achten Klasse war ihre grösste Sorge, dass sie weiterhin zur Schule gehen muss. Wo für sie doch klar war, dass sie singen und tanzen will. Ich überlegte mir, was wir tun könnten.» Doch Rebecca hatte schon selber eine Lösung gefunden: Die Musical-Academy in Bern, die sie 2006 abschloss.

Während Ronja am Durchstarten ist und Karriere machen will – im Anschluss an «Io senza te» tritt sie mit einem Kollegen als Comedy-Duo in der Schweiz und Deutschland auf – ist Rebecca an einem anderen Punkt in ihrem Leben: «Ich durfte zehn Jahre Erfahrungen als Musical-Darstellerin sammeln, hatte immer tolle Engagements. Aber ein grosser Star zu werden, ist für mich keine Priorität. Ich gehe auch nicht mehr an Castings im Ausland. In der Schweiz werde ich jedoch versuchen, am Ball zu bleiben.» Rebecca bevorzugt es, bei ihrem Freund, mit dem sie zusammenwohnt, und in der Nähe ihrer Familie zu sein. «Beides geht halt nicht – durch die Welt tingeln und ein stabiles Umfeld aufrechterhalten. Zudem ist eine baldige Familienplanung für mich und meinen Freund nicht ausgeschlossen.»

Im Gegensatz zu den Töchtern können ihre Väter gar nichts mit dem Beruf des anderen anfangen. «Ich wäre völlig unfähig als Fussballer», sagt Bo. Andy wurde die Freude an der Musik früh genommen. «Als wir im Gesangsunterricht vorsingen sollten, gab mir
der Lehrer einfach eine Ohrfeige – offenbar war mein Gesang eine Beleidigung für sein Gehör.» Zu seinem Unglück war das Singen der Nationalhymne in Andys aktiver Zeit als Fussballer vor dem Spiel Pflicht. «Als Mannschafts-Kapitän musste ich natürlich ein Vorbild sein. Heute werden die Fussballer nicht mehr genötigt, zu singen.» Ronja und Rebecca muss niemand nötigen, Singen war immer ihr Traum – und der hat sich erfüllt.