«Das Reisen hat mich verändert»

Sie sieht viel Schönes, aber auch Trauriges und Brutales: Seit die «SF unterwegs»-Moderatorin für die Zuschauer fremde Länder erkundet, schätzt sie die Privilegien, die wir bei uns in der Schweiz haben umso mehr.

Etwas beherzten Körpereinsatz, dann klappt das schon! Im Schlaf- und Kleiderzimmer ihrer Dachwohnung in Zürich kniet Andrea Jansen (30) auf ihrem Koffer, um ihn schliessen zu können. Ganz schön gefüllt, das gute Stück! «Fürs Fernsehen zu packen, ist wirklich kein Spass», erzählt die Moderatorin. «Da muss ich immer genau wissen, was ich wo anziehe – und das muss dann auch noch kameratauglich sein.» Fast zehn Mal im Jahr reist sie für ihre Sendung «SF unterwegs» in fremde Länder. Schweden, Kenia, Hawaii – das sind nur einige ihrer letzten Destinationen.

Schon als die Bernerin fünf Jahre alt war, verreiste sie mit ihren Eltern, später mit Freunden oder alleine. Das hat sie geprägt. «Man sieht so viele andere Lebensentwürfe und Mentalitäten, die man automatisch mit der eigenen Erlebniswelt vergleicht. Das erweitert den Horizont und relativiert eigene Probleme. Das Reisen hat mich verändert.» Andrea Jansen weiss die Privilegien, die wir in der Schweiz haben, zu schätzen und lebt gerne hier. «Ich fände es aber auch toll, für zwei oder drei Jahre auszuwandern. Bei meinem Beruf ist das aber schwierig.»

Schwierig ist es für sie auch, zur Ruhe zu kommen. Weil sie so viel unterwegs ist, ist sie zu Hause oft im Stress. Erst müssen die Fotos für die Sendung bearbeitet werden, dann schreibt sie ein Internet- Tagebuch und die Texte für die Sendung. Weil sie selbständig ist, fällt zudem viel Papierkram an; sie muss E-Mails checken und möchte natürlich auch Freunde und Familie treffen. <strong>Und ihre geliebte Katze Tilly will Streicheleinheiten und muss versorgt werden, wenn Andrea wieder weg muss. Geht all das nicht an die Substanz? «Doch», sagt sie ehrlich. «Ich bin schon oft an meine Grenzen gestossen, war überfordert, weil es zu Hause immer etwas zu tun gibt und auch während der Reisen ein enger Drehplan gilt. In letzter Zeit wurde es meinem Körper zu viel. Er hat mir gezeigt, dass es reicht. Ich war oft krank.» Wenn sie Ferien hat, zieht es sie immer ins Ausland, damit sie auch wirklich Kraft tanken kann.

Als Traumjob bezeichnet sie ihren Beruf dennoch – weil sie Dinge erlebt, die ihr ewig bleiben. Sie gerät ins Schwärmen: «In Kenia haben wir zum Beispiel eine riesige Herde Gnus beobachtet, die einen Fluss überqueren wollten. Brav folgten sie dem Leittier, nur fand dieses auf der anderen Seite den Ausweg nicht!Vergeblich versuchten sie, einen steilen Hang hinaufzuklettern, stürzten immer wieder ab, viele starben. Und als wir dachten, alles wäre vorbei, kam auch noch ein Krokodil! Das war sehr brutal, aber auch eindrücklich. Natur pur!» Solche Erlebnisse möchte sie auf keinen Fall missen, deshalb hofft sie, dass die Reise-Sendung auch nächstes Jahr weiter produziert wird und sie dabei ist. Wenn auch mit einem kleineren Pensum.

Und wie steht es eigentlich um ihre Flugangst, die sie nach einer dramatischen Landung vor fünf Jahren lange plagte? Andrea: «Die habe ich überwunden. Fliegen ist für mich heute fast wie Bus fahren », sagt sie und schmunzelt. «Ich geniesse es sogar, weil es entspannend ist. Mir graut es vor dem Moment, wenn Handy und Internet da oben funktionieren.» Das wird noch nicht der Fall sein, wenn sie demnächst für «SF unterwegs» nach Indien fliegt. Darauf freut sie sich schon – obwohl sie davor wieder Koffer packen muss!