Kann er je wieder auf die Bühne zurück?

Mit seiner Musik bringt der Star-Geiger sein Publikum zum Träumen. Jetzt durchlebt der Musiker privat einen furchtbaren Albtraum. Er ist so krank, dass er den Verlust seines Gehörs befürchten muss.

 

Seit mehr als 30 Jahren berührt André Rieu (60) mit seinem Geigenspiel die Herzen seiner Fans, schenkt ihnen unvergessliche Momente – und ist dabei glücklich. Denn die Bühne ist seine Welt. «Mein Motto ist: ‹Träume nicht dein Leben, sondern lebe deinen Traum!› Und genau das tue ich», sagte er kürzlich zur GlücksPost. Droht sein Traum nun zu zerplatzen? Rieu ist gesundheitlich schwer angeschlagen, musste seine Tourneen in Australien und England absagen. André Rieu: «Ich bin untröstlich. Aber meine Ärzte und ich kämpfen, damit ich bald wieder gesund werde.»

 

Besorgt zeigte sich natürlich sein Sohn Pierre (29), der im Rieu-Unternehmen technischer Leiter ist. «Papa war noch nie so krank wie jetzt. Er wird immer noch von Schwindelanfällen heimgesucht und darf derzeit nicht auf die Bühne», sagt er in der niederländischen Zeitung «De Telegraaf». Der Star-Geiger leidet seit Ende August an einer viralen Infektion der Gleichgewichtsorgane. Eine Krankheit, die man nicht auf die leichte Schulter nehmen sollte. «Die Heilungschancen sind zwar gut, es kann aber vorkommen, dass der Betroffene durch die Entzündung hohe Töne schlechter hören kann», erklärt Dr. Stefan Hegemann, leitender Arzt an der Klinik für Ohren-,Hals-,Nasen-und Gesichtschirurgie des Universitätsspitals Zürich. «Und gelegentlich gibt es auch einen totalen Ausfall von Gehör und Gleichgewicht. Deshalb sollte jeder Patient mit einer Gleichgewichtsstörung auch einen Hörtest machen lassen – insbesondere, wenn er Musiker ist.»

 

André Rieu muss sich jetzt schonen, wie Sohn Pierre erklärt: «Er braucht Ruhe, Ruhe, Ruhe. Leider ist das nichts für ihn. Er ist immer voller Energie und deshalb verbittert, weil er seine Grenzen erkennen muss.» Der Musiker ist sich gewohnt, immer auf Achse zu sein. Seine Tourneen führen ihn durch die ganze Welt. Und wenn er nicht unterwegs ist, arbeitet er zu Hause an seiner Musik. «Der Beruf ist unser Leben», meinte seine Frau Marjorie (61) einst. Pierre sieht darin das Problem: «André hat zu viel gearbeitet. Jeder Mensch braucht Ferien. Die Infektion passierte, weil sein Körper einfach zu schwach ist.»

Zu den körperlichen Anstrengungen kommen auch noch Sorgen, die den Geiger plagen oder geplagt haben.

 

Finanzielle Schwierigkeiten

Bereits Anfang des Jahres steckte Rieus Unternehmen in Geldnöten, weil seine letzte Show zu kostspielig produziert worden war. Der Ausfall jetzt ist ein neuer Schlag. Seinen 120 Mitarbeitern muss er weiterhin ihren Lohn überweisen, dazu kommen weitere Ausgaben. «Reservierte Hotels und Flugtickets müssen zum Beispiel bezahlt werden », sagt Pierre. Allein das seien immense Kosten. Das Unternehmen verfügt aber noch über genügend Mittel, beruhigt Pierre. «Papa hofft, dass die Menschen jetzt nicht Umschläge mit Geld schicken.» Obwohl er von den Hilfsangeboten, die er erhalten habe, gerührt sei.

 

Stressige Aussichten

Am 18.November will er wieder fit sein – dann ist das Schonprogramm vorbei. Auftritte in Mexiko, den USA und Kanada stehen bis vor Weihnachten auf dem Programm, im Januar und Februar ist er in Deutschland unterwegs, auch mit Halt in Zürich am 11.Februar. Danach geht es weiter nach Südafrika. Und die abgesagten Konzerte in England und Australien will er zwischendurch nachholen. Ob er es nicht langsamer angehen sollte?

 

Angst vor Angriffen

André wird von seinen Fans geliebt. Es gibt aber auch Menschen, die ihm Schlechtes wollen. «Ich wurde mehrfach bedroht», gestand er im Sommer. Auch das muss ihn belasten.

«Obwohl Stress die Abwehrkräfte leicht schwächt, ist es wissenschaftlich nicht erwiesen, dass er die Ursache für eine Infektion der Gleichgewichtsorgane sein kann», sagt Dr. Stefan Hegemann. Woher Rieus Krankheit auch gekommen ist, er wird froh sein, wenn er sie durchgestanden hat. Hegemann: «Patienten mit Schwindelgefühl leiden oft an Übelkeit und Erbrechen. Zudem macht Schwindel früher oder später jeden depressiv und kann Ängste hervorrufen.Und allein die Angst, dass einem schwindelig werden könnte, kann Schwindel auslösen.» Ein Teufelskreis.

 

Wenn André Rieu zu Hause fleissig übt, regelmässig läuft und nicht nur im Bett liegt, kann sich Hegemann aber vorstellen, dass der Zaubergeiger Mitte November wie geplant wieder auf der Bühne steht.

 

Das hoffen André Rieu, seine Familie und seine Fans ganz fest. Und sie können nur beten, das sein Gehör keinen Schaden genommen hat. Damit Rieu auch in Zukunft das tun kann, was ihm am meisten Freude bereitet: «Mich macht es glücklich zu wissen, dass ich andere Menschen mit meiner Musik glücklich machen kann!»