«Am Marterpfahl kamen mir die Ideen»

Nach einem turbulenten Jahr geniesst der Comedian ausgiebig Zeit mit seiner Familie. Bald ist er wieder unterwegs mit seiner ersten, abendfüllenden Soloshow.

«Halt den Papa ganz fest. Wir drücken zusammen den Schmerz weg», sagt Peter Pfändler (57) zu seiner dreijährigen Tochter Ella. Eben posierte der blonde Sonnenschein noch mit den Nachbar-Ponys für den GlücksPost-Fotografen – und dann stand eins der Tiere dem Mädchen auf den Fuss! Tränen fliessen.

Nach Papas Trost rennt die Kleine weg, immer noch schluchzend. «Ella, ich hab dich ganz fest gern!», ruft Pfändler ihr hinterher. Es fällt auf, wie zärtlich und fürsorglich der Comedian und seine Frau Sabine (35) miteinander und mit den Kindern umgehen. Immer wieder ein kleiner Liebesbeweis in Taten und Worten. Kein bisschen aufgesetzt oder übertrieben – es gehört einfach dazu. Auch für Ella, die ihr halbjähriges Brüderchen Lio anbetet, herzt und drückt. «Sie wünschte sich so sehr ein Geschwisterchen. Seit Lio da ist, sagt sie: ‹Den habe ich für immer, der ist immer mein›», erzählt Pfändler. Er geniesst jeden Moment mit seiner Familie. In letzter Zeit musste er zu oft auf sie verzichten, verpasste viel von Lios ersten Monaten.

Wegen der Abwesenheit seines erkrankten Comedy-Partners Cony Sutter (60) brachte Pfändler die vielen, bereits gebuchten Auftritte des vergangenen Jahres allein über die Bühne. Als sich sein Bühnenpartner im Sommer für die Trennung entschied, musste er das bereits geschriebene Programm für die neue Tournee von Sutter & Pfändler komplett verwerfen und eine neue, abendfüllende Einmann-Show aus dem Boden stampfen. Zudem war er im Sommer mehrere Wochen durchgehend abwesend für «Winnetou II» an den Engelberger Karl-May-Freilichtspielen.

«Ella hat ihn sehr vermisst. Seit er von Engelberg zurück ist, will sie jeden Abend, dass er sie zu Bett bringt», erzählt Sabine. Sie hält ihrem Mann den Rücken frei, kümmert sich Vollzeit um die Kinder. «Damit Peter auch mal schlafen oder konzentriert arbeiten kann. Seit Lio da ist, ist es schon sehr streng.» Sabine ruht in sich selbst, unaufgeregt und effizient organisiert sie das Familienleben – ein wichtiger Gegenpol zu ihrem temperamentvollen Gatten.

Sie weiss inzwischen, wie kräfte- und nervenzehrend die Zeit vor einem Tournee-Start ist. Wenn noch an jeder Nummer gefeilt, Details verworfen und neue Ideen umgesetzt werden, die Nervosität täglich steigt. «Ich verstehe Peter und seine Zweifel, ob die neue Show gut ankommt», sagt sie, hilft ihm auch hier, obwohl es für sie besonders knifflig ist, ihrem Mann Feedback zu geben. «Reflexionen der eigenen Frau kommen eben anders an, als wenn ihm Profis das Gleiche sagen», meint sie lachend. Sie ist froh, kann er seine Ideen an Gala-Abenden testen und mit befreundeten Comedians und Schauspielern besprechen.

«Wenn die Tour angefangen hat, beginnt für uns der angenehmere Teil.» Dann hat Pfändler wieder mehr Zeit für seine Liebsten. «Und dadurch, dass er so spät Papa wurde, ist er voll da und greifbar. Er ist nicht der Typ Mann, der mit Kollegen um die Häuser ziehen will.» Lieber fokussiert er sich auf den Mittelpunkt seines Lebens – die Familie.

Lange muss Sabine nicht mehr warten: Am 1. November steht die bereits ausverkaufte Premiere von «Fadegrad und ungeschminkt» (weitere Daten: www.peter-pfändler-comedy.ch) an. «Nun, da ich allein unterwegs bin, kann ich mich auf der Bühne richtig ausleben. Ich singe und tanze, darf Situationen spontan abfangen und brauche mich nicht stur an einen Text zu halten, wenn mir intuitiv etwas einfällt.»

Ein kleines Hörspiel mit Charakteren aus der Winnetou-Zeit ist auch dabei. «Viele Ideen kamen mir, während ich gefesselt am Marterpfahl stand.»