Almi ist jetzt Läppli

Als Komiker Almi musste der Basler auch Rück­schläge hinnehmen. Jetzt aber steht eine Tournee an, bei der er seine Traumrolle spielen darf: In einem ­neuen Theaterstück spielt er die legendäre Kultfigur HD Läppli, den es aus der Vergangenheit in die Gegen­wart verschlagen hat.

Von Andrea Butorin

Es war in den letzten Jahren ziemlich ruhig um den Basler Patrick Allmandinger (59), besser bekannt als Komiker Almi. Das dürfte sich bald ­ändern: Nach der Premiere in Basel wird Almi bis Ende Jahr – und wenn alles gut läuft, auch darüber hinaus – mit dem neuen Theaterstück «Mensch Läppli» durch das Land tingeln. Darin spielt er den schelmischen Soldaten Theophil Läppli (siehe Infobox). 

«Das ist die Rolle meines Lebens», freut sich Almi. Denn: «Ich spiele Läppli nicht nur, ich lebe Läppli.» Als Basler Komiker sei er mehr als prädestiniert, den bauernschlauen Soldaten zu spielen. Die Figur begleite ihn schon sein ganzes Leben lang.

Almi ist bei seinen Grosseltern im ­Basler Breite-Quartier aufgewachsen und erinnert sich an einen gemeinsamen Silvester­abend: «Nachdem im Fernseher ein Läppli-­Film gezeigt worden ist, habe ich vor den Grosseltern alles nachgespielt», sagt er. 

Auch später als Komiker hat Almi immer mal wieder den Läppli gegeben, insbesondere an der Basler Vorfasnacht. Alfred ­Rassers allerersten Läppli-Sketch «Was isch in Abesinie loos Herr Zäpf» spielte er über 800 Mal.

In Basel kennt man ihn

Um von seinem neusten Projekt zu ­erzählen, hat Almi ins Restaurant Schafeck geladen, Basels ältestes Restaurant. Hier kennt man ihn. Wie in ganz Basel. «Sali, wie geits?», heisst es immer wieder. Ein ­Senior verlangt ein Autogramm. «­Aaalmiii!», ruft ein auf dem Velo vor­beifahrender Mann laut, als dieser für den Fotografen posiert. 

Als eingefleischter Fasnächtler ist Almi bei der ältesten «Schnitzelbangg»-Gesellschaft Basels dabei. In welcher Formation, darf laut ungeschriebenem Gesetz nicht verraten werden. «Doch ich brauche bloss ‹Sali zäme› zu sagen, und alle wissen, wer ich bin», sagt er lachend.

Das neue Stück ist für ihn eine Art ­Krönung. Zwar steht Almi schon seit 39 Jahren auf der Bühne und spielte in ­vielen Theaterstücken mit. «Aber eine so grosse Rolle hatte ich noch nie.» Regie führt Sabine Rasser (74), die Tochter des Läppli-Erfinders Alfred Rasser (1907–1977). Laut Almi erinnert sich Sabine an jede Bewegung und an jeden Blick ihres Vaters – dementsprechend streng falle ihr Urteil aus. «Als sie mich schliesslich zum ersten Mal als Läppli gesehen hat, hatte sie Tränen in den Augen», sagt Almi voller Stolz. 

In «Mensch Läppli» wird der Basler ­Soldat in die heutige Zeit transferiert. ­Almis Lieblingsszene kommt gleich zu ­Beginn: Wie früher will Läppli ins Militär einrücken. Doch da wird er nicht mehr ­gebraucht. «Läppli nervt alle. Da heisst es: ‹Wenn Sie so weitermachen, schiessen wir Sie auf den Mond.›» Diese Drohung wird Realität, und das Stück nimmt sogar eine Krimi-Wendung.

Ein Knie hat ihm ­geholfen

Auch in Almis Leben gab es schon zahlreiche Wendungen. Seinen ­beruflichen Tiefpunkt erlebte er 2001, als er nach nur wenigen Einsätzen als Komiker im Zirkus Knie abgesetzt wurde, was von der ­Presse ­genüsslich ausgeschlachtet wurde. «Die Knie-Geschichte ­hatte mir damals die Karriere geknickt, doch jetzt verhalf mir ein Knie zur Läpp­li-­Tournee», sagt er. Gemeint ist der Kunstmaler Rolf Knie (75). Diesen hatte Almi angerufen, weil Sabine Rasser auf der Suche nach einer Produktionsfirma für das Stück war. Knie habe ihm bei der Vermittlung geholfen. Weswegen die Auffüh­rung nun im ganzen Land gezeigt werden kann.

2019 wurde Almi mit dem Humor­preis der Walter-Pfister-Stiftung ausgezeichnet – eine Genugtuung. Ausserdem eröffnete er mit einem Kollegen in Basel die «Fasnachtsstuube»; ein Wirtshaus, in dem Touristen die ­Fasnacht nähergebracht werden sollte. Doch 2020 musste er einen weiteren Knick hinnehmen: Wegen Corona gab es für die beiden dann weder Gäste noch Covid-Subventionen. Sie mussten schliessen. 

Für Almi scheint aber stets eine neue Tür aufzugehen, wenn eine zugeht. Direkt neben der Beiz stand ein Coiffeurladen leer. Almi besann sich auf seinen ­ursprünglich gelernten Beruf und eröffnete 2022 den Salon. Natürlich keinen 08/15-Friseur, sondern einen, in dem die ausschliesslich männ­lichen Kunden unterhalten oder mit einem Bier bewirtet werden. 

Almis nächste Idee war, im Salon Veranstaltungen durchzuführen. Er trug alle Sitzgelegenheiten zu­sammen und kam auf 25 Plätze. Seither sind schon diverse Gäste bei ihm ­aufgetreten. Aber auch er selbst. ­Silvio Panosetti, der Autor von Almis Biographie «Lückenlos», schrieb für ihn ­«Figaro ­Scalpelli», das «kleinste Musical der Schweiz». Darin geht es, wie könnte es anders sein, um einen verrückten ­Coiffeur. Für all das hat Almi nun kaum mehr Zeit. Vor der Premiere am 2. Mai ist er neun Stunden täglich am Proben. Wer einen Haarschnitt brauche, könne ihn trotzdem immer an­rufen, meint er.

Almis langjährige Lebenspartnerin, die berufsbedingt nach ­einem völlig anderen Rhythmus lebt, muss die nächsten Monate vermehrt auf ihn verzichten, wenn er mit «Mensch Läppli» von Basel bis ­Luzern auf der Bühne steht.