«Älter zu werden, finde ich aufregend»

Jugendwahn? Darum schert sich «Tierärztin Dr. Mertens» nicht. Die Schauspielerin sieht viel Positives darin, nicht mehr ganz jung zu sein.

«Ja grüezi!», grüsst Elisabeth Lanz (47) fröhlich und beinahe akzentfrei am anderen Ende der Telefonleitung. Eben habe sie sich ein kühlendes Bad im See gegönnt, erzählt die Österreicherin noch etwas ausser Atem. «Ich bin erfrischt und kann Ihnen nun die tollsten, inspirierendsten Gedanken überbringen.»

GlücksPost: Die Dreharbeiten zur sechsten Staffel «Tierärztin Dr. Mertens» sind abgeschlossen. Heisst es jetzt erst mal, den Sommer geniessen, oder haben Sie sich bereits in neue Projekte gestürzt?
Elisabeth Lanz: Eine projektlose Zeit gibt es für mich eigentlich nicht – das würde meinem Wesen auch nicht entsprechen (lacht). Bei mir ist immer irgendetwas los. Aber nun hat meine 13-jährige Tochter Maria Sommerferien. Daher habe ich meine anderen Projekte etwas auf die lange Bank geschoben.

Also ist jetzt erst mal Familienzeit angesagt?
Ja, auch. Aber nicht nur. Es sind doch neun Wochen. Österreich hat, glaube ich, die längsten Sommerferien in ganz Europa.

Als «Tierärztin Dr. Mertens» arbeiten Sie mit Tieren, wozu es viel Geduld braucht. Sind Sie ein geduldiger Mensch?
Für mich ist es immer eine Frage der Kraft. Wenn ich am Kraftlimit gehe, kann es schon passieren, dass ich ungeduldig werde. Beim Drehen sieht man das in der Form natürlich nicht, weil ich weiss, dass Ungeduld nichts bringt. Dafür bin ich dann wieder zu pragmatisch.

Gibt es Parallelen zwischen Ihnen und Tierärztin Susanne Mertens?
Ich kann diese Frage nur schwer und wiederum sehr leicht beantworten. Ich glaube, egal welche Geschichte erzählt wird, egal in welchem Film: Die Themen, die wir Schauspieler erzählen wollen, sind immer Dinge, die uns alle betreffen. Auch ich habe Familie und Beruf, muss alles unter einen Hut bringen, habe berufliche Auseinandersetzungen, ringe um bestimmte Wünsche und Bedürfnisse.

Sie drehen in Leipzig, Ihre Familie lebt in der Nähe von München. Leidet das Privatleben darunter?
Nein, denn an den Wochenenden bin ich immer zu Hause, lasse die Tierärztin in Leipzig und tanke so auch auf.

Drei Jahre sind seit der letzten Staffel vergangen. Verlieren Sie da nicht den Bezug zur Rolle?
Ich streife eigentlich nach jeder Staffel die Tierärztin völlig ab und knie mich in andere Sachen rein, entwickle mich weiter. So habe ich Zeit, Theater und andere Filmprojekte zu machen, was für mich natürlich spannend ist. Ich persönlich habe mich zwar in den letzten drei Jahren weiterentwickelt, aber auch die Rolle der Tierärztin hat sich weiterentwickelt, und für sie stehen in der neuen Staffel viele Entscheidungen an, die sie treffen muss. Es wird also spannend werden für die Zuschauerinnen und Zuschauer.

Seit Ihrer Kindheit führen Sie Tagebuch. Noch immer?
Ja, ich mache das nach wie vor. Das ist wie eine Selbstreinigung, die da jeweils stattfindet. Es sind aber nicht Tagebücher im herkömmlichen Sinn, vielmehr halte ich einfach die vielen Gedanken fest, die mich beschäftigen.

Haben Sie die Bücher schon mal nachgezählt?
(Lacht.) Nein, aber es sind eine ganze Menge – eine richtig schwere Kiste voll.

Sie sind 47 Jahre alt, sehen fantastisch aus. Trotzdem: Fühlen Sie sich wegen des Jugendwahns manchmal unter Druck?
Ich habe den Eindruck, dass sich zurzeit ein neuer, weiblicher Archetyp von Frauen in meinem Alter und aufwärts bildet, den es in der Form bislang noch nicht gegeben hat. Es ist ein völlig anderes weibliches Selbstverständnis. Ich merke schon auch, dass ich älter werde, ich mich innerlich aber noch so viel jünger fühle als das Spiegelbild, das mich anschaut. Das Älterwerden hat ja auch viele schöne Aspekte, wie etwa mehr über sich zu wissen, sich anders positionieren zu können, gehört zu werden. Es ist aufregend. Klar geht nicht immer alles glatt, aber ich habe damit auch kein Problem.

Dürfen Sie heute schon verraten, ob es von «Tierärztin Dr. Mertens» eine siebte Staffel geben wird?
Es gehen bestimmt viele davon aus, dass es weitergeht, und ich hoffe das natürlich auch. Und wenn Sie für uns die Werbetrommel rühren, dann kommt da ja niemand daran vorbei (lacht).