Adolf Ogi: «Man schätzt mich heute mehr als früher»

In der TV-Serie «Anno 1914 – die Fabrik» spielt der ehemalige Staatsmann sich selbst – einen Bundesrat. Bei den Dreharbeiten kam Wehmut auf, obwohl er oft auch verunglimpft wurde. Trotzdem liebte er sein Amt über alles – und die Schweizer lieben ihn. Mehr denn je.
  
Es ist, als wäre er nie abgetreten. Adolf Ogi (72) begrüsst die Herrschaft, schüttelt Hände, lacht. Er gibt jedem seiner Gäste das Gefühl, etwas Besonderes zu sein: dem Staatsmann, der Rezeptionistin, aber auch der Fabrikantenfamilie Thaler, die er im Rahmen der TV-Produktion «Anno 1914» vor einigen Wochen in Kandersteg empfangen hat, begleitet von der Kamera (siehe Box). Gekleidet als Bundesrat, wie es vor 100 Jahren üblich war: In edlem Frack, mit Zylinder und Stock führte er die Familie durch sein Heimatdorf. «Ich bin da, wenn man mich braucht; wenn ich einen Bundesrat mimen darf, erst recht», sagt er. Ogi, der Hilfsbereite, der Leidenschaftliche – der Mann mit dem riesengrossen Herzen.
  
GlücksPost: Herr Ogi, weckt diese TV-Rolle eine neue Leidenschaft in Ihnen?  
Adolf Ogi: (lacht) Meine Aufgabe war simpel. Ich musste die Gäste aus Bauma begrüssen und sie anschliessend durch Kandersteg führen. Ich habe weder Schauspielunterricht bekommen, noch habe ich mich vorbereitet. Vielmehr ging ich davon aus, dass ich am Drehort instruiert werde und wir die Szene intensiv proben. Eben weil ich kein echter Schauspieler bin … 
 
… und Sie mit Profis arbeiteten.
Genau! Umso erstaunter war ich, dass die erste Szene gleich gesessen hat. Ich ging davon aus, dass wir diesen Part mindestens zehnmal wiederholen müssten. So wie die Profis das machen in Hollywood.
 
Dann sind Sie ein Naturtalent.
(lacht) Ein Politiker muss auch das «seriöse» Schauspiel beherrschen, insofern war ich nicht gänzlich unerfahren. Eine Ansprache oder Präsentation beispielsweise lebt von gezielt platzierten «Show-Einlagen». Nur so kann ein Redner sein Publikum packen. Einer, der nur artikulieren kann, hat Mühe, seine Zuhörer zu erreichen, und wirkt rasch langweilig. Zudem braucht es Spontanität und eine gute Beobachtungsgabe – Eigenschaften, die mir liegen.
 
Wurden Sie während der Dreh­arbeiten nicht furchtbar wehmütig?
Oh, vielleicht! Denn ich war sehr gerne Bundesrat. Noch heute bekomme ich täglich bis zu 30 
E-Mails, SMS und Briefe, das ist fantastisch. Die Menschen schätzen mich mehr als früher. Das Verrückte ist tatsächlich (sagt es nochmals mit Nachdruck), dass ich heute die grössere Anerkennung bekomme.
  
Den gesamten Text lesen Sie in der Ausgabe 33 vom 14. August 2014.